Eine neue Hülle fürs Hypo-Hochhaus
Bogenhausen - Von den Decken hängen dicke Kabel und Kühlelemente, in einigen Decken klaffen mehrere Meter große Löcher, in den Geschossen stapeln sich Paletten mit Baumaterial. Doch ein großes Etappenziel haben die Planer und Architekten mit etwa 400 Bauarbeitern bereits erreicht: Der Wind pfeift nicht mehr durch die Etagen des HVB-Towers (Hypo-Haus), das Hochhaus im Münchner Osten schaut von außen fast wieder aus wie vorher.
Rechtzeitig vor der kalten Jahreszeit ist die Fassade des 33 Jahren alten Hochhauses, das derzeit für 250 Millionen Euro komplett saniert wird, wieder geschlossen. Am Freitag feierten alle Beteiligten im Erdgeschoss eine Art Richtfest. „Wir haben zwar kein neues Dach, aber wir haben den höchsten Punkt unserer Sanierungsmaßnahmen erreicht“, freute sich Peter Weidenhöfer, Vorstand der HVB Immobilien AG.
In den vergangenen elf Monaten haben die Bauarbeiter insgesamt 2500 Fassadenelemente aus Glas und Aluminium ausgebaut und gegen neue ersetzt. Weitere 6000 Aluminiumpaneelen wurden ausgebaut, gereinigt und wieder eingesetzt. Der Turm sah zeitweise aus wie eine leere Wabe. Nun er seine silbrige Hülle zurück, der Himmel kann sich wieder darin spiegeln.
Mit seinen 114 Metern Höhe war der Hochhausturm bei seiner Einweihung 1981 das erste Gebäude in München, das die Frauenkirche überragte. Seit 2006 ist er denkmalgeschützt. Eine Besonderheit der Münchner Architekten Walther und Bea Betz war, dass fünf Obergeschosse quasi hängen. Das Gebäude ähnelt von seiner Konstruktion einem riesigen Stuhl, an dessen Sitzfläche die Geschosse fünf bis neun hängen.
Die Gebäudehülle schaut also aus wie vorher, doch geändert hat sich sehr viel: Aus doppelwandigem Glas, das früher mit Gold und Silber beschichteter Folie versehen war, wurde eine Mehrfachverglasung mit Jalousien dazwischen. Von außen nicht sichtbar sind zwei Millionen kleine Löcher in der Fassade, die für Frischluft sorgen.
Fenster kippen, um Luft ins Büro zu lassen – das war undenkbar für die Banker, die hier in den vergangenen Jahrzehnten arbeiteten. Bei der Einweihung standen noch wenige Schreibmaschinen auf den Tischen. In den Jahren vor der Sanierung heizten sich die Geschosse durch PCs extrem auf, die alte Lüftungsanlage war überfordert. Heizkörper gibt es künftig keine mehr. Geheizt und gekühlt wird nun über Wasserelemente in den Decken.
Noch lichtdurchfluteter und offener soll alles werden: Innere Bürowände werden in der künftigen Zentrale der Münchner Hypovereinsbank aus Glas sein, Büromöbel sind nur 1,60 Meter hoch, damit sich die Mitarbeiter immer sehen können. Die meisten werden keinen eigenen, festen Arbeitsplatz mehr haben. „Smart Working“ nennt sich das, wenn die Angestellten frei wählen können zwischen bestens ausgestatteten Arbeitsplätzen in „Areas“ und „Zones“ oder „Lounges“ für Besprechungen.
Besonders exklusiv werden es die Bankvorstände haben. Sie residieren künftig in den Etagen 19 bis 21 mit Blick über die Stadt. Eine Stahlwendeltreppe in einem Glaszylinder (aus Brandschutzgründen) wird für kurze Wege zwischen den Bossen sorgen, eine Glaskuppel auf dem Dach lässt auch von oben Tageslicht herein. Knapp 900 Quadratmeter ist eine Vorstandsetage groß, ein normales Geschoss hat 1650 Quadratmeter.
Ein besonderes Schmankerl für die wichtigsten Banker wird es im 25. Obergeschoss in 100 Metern Höhe geben. Hier entsteht eine „Sky-Lobby“. „So etwas gibt es kein zweites Mal in München“, ist sich Peter Weidenhöfer sicher. Hier werden die Vorstände in exklusivem Rahmen feiern können. Die eigene Küche mit Speisenaufzug gibt es eine Etage tiefer, Platz für einen Konzertflügel oder Kinobestuhlung sind auf 400 Quadratmetern qm allemal vorhanden.
Ende kommenden Jahres sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Bis dahin – so der Plan – wird sich das Hochhaus aus den 1980ern in ein hochmodernes, energieeffizientes und umweltfreundliches „Green Building“ verwandelt haben: mit deutlich weniger Kohlendioxid-Ausstoß sowie weniger Wasser- und Energieverbrauch.
Anfang 2016 können dann rund 1400 Mitarbeiter in den neuen alten HVB-Tower umzuziehen – laut Peter Weidenhöfer sind das etwa 300 mehr als vor der Sanierung.
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