Ein Tanzmarathon von 24 Stunden

Stefan Dreher will am 9. und 10. November zusammen mit anderen Künstlern 24 Stunden lang Tanzen. Im Interview erklärt er, warum die Zuschauer sich besser Proviant mitbringen sollten.  
von  jam
Der Tänzer Stefan Dreher.
Der Tänzer Stefan Dreher. © Franz Kimmel

Stefan Dreher will am 9. und 10. November zusammen mit anderen Künstlern 24 Stunden lang Tanzen. Im Interview erklärt er, warum die Zuschauer sich besser Proviant mitbringen sollten.

Au - Stefan Dreher studierte vor 22 Jahren an der Folkwang Hochschule in Essen und will jetzt einen Tanzmarathon schaffen. Wie, das erklärt er im Interview.

Herr Dreher, Sie nennen Ihren Tanzmarathon DANCING DAYS. Was reizt Sie daran?

Ein Tanzmarathon ähnelt einem klassischen Laufmarathon, in seiner Schönheit und seiner Schrecklichkeit. Mir gefällt an beiden, dass die Bewegungen immer „schöner“ werden müssen, geschmeidiger, im Tanzen wie im Laufen. Es gilt „seinen“ Rhythmus zu finden. Im Tanzen kommt die Musik hinzu; ein gemeinsamer Rhythmus. Man wird eins mit sich selbst und mit den anderen Tänzern. Beim Tanzmarathon reizt mich zudem, dass das Ganze ein wunderbar absurdes Element enthält, weniger zielgerichtet als ein Laufmarathon, jedoch genauso dramatisch und überraschend.

Worin besteht für Sie diese Absurdität?!

Dazu fällt mir ein Spruch ein: Tanzen ist, was das Leben schöner macht als das Tanzen. Das Absurde ist wohl sehr menschlich und mich bewegt der Gedanke, das einen Tag und eine Nacht durchzuhalten.

Wie kamen Sie auf die Idee eines 24 Stunden dauernden Tanzes?

Das war ein Erlebnis in einem anfahrenden Zug. Ich war lange nicht sicher, ob wir uns oder ob sich der Nachbarzug bewegt. Da hab ich mich gefragt, warum es nicht möglich ist auf der Stelle zu hüpfen, damit sich die Erde unter den Füßen dreht. Ein kindischer Gedanke, aber er gefiel mir. Tanz hat für mich viel mit Bewegungen zu tun, die auf der Stelle bleiben. So wie Michael Jacksons Moonwalk. Beides zusammen ergab dann die Idee die Welt tanzend zu umrunden, indem man einen Tanzmarathon veranstaltet, der auf der Stelle über einem Punkt auf der Erde stehen bleibt. Einen Tag und eine Nacht tanzen, um dort wieder anzukommen, wo man angefangen hat.

Wie soll bei dem Tanzmarathon getanzt werden?

Tanzschritte bestehen in unserer Tradition grundsätzlich aus Wiederholungen. Für mein Projekt „Dancing Days“ orientieren wir uns an der Minimal Music von Steve Reich oder Philipp Glass, die aus endlosen Wiederholungen, rhythmischen Verschiebungen und überraschenden Wendungen konstruiert wird. Ähnlich gehen wir bei der Komposition dieses Tanzmarathons vor. Benutzt werden relativ einfache Tanzschritte, die eine Wiederholung erst möglich machen, wie etwa das Gehen.

Wen möchten Sie mit Ihrem Projekt ansprechen?

Jeden, den das Thema beschäftigt, aber natürlich auch Tanzinteressierte, die zufällig bei uns vorbeischauen. Der Marathon soll 24 Stunden zugänglich sein, und wenn Besucher 24 Stunden dabei sein wollen, sind sie herzlich willkommen.

Wie testen Sie die Tauglichkeit Ihrer Teilnehmer?

Aktuell können an unserem Marathon professionelle klassisch oder zeitgenössisch ausgebildete Tänzerinnen und Tänzer jeden Alters teilnehmen. Wie für einen Laufmarathon ist es für einen Tanzmarathon wichtig, sich körperlich und mental auf die Strecke vorzubereiten. Dazu habe wir ein Trainingskonzept entwickelt, das es uns auch erlaubt, geeignete Teilnehmer auszuwählen. Die vorbereitende Übung kann aber jeder, der das Tanzen liebt, zuhause absolvieren. Ein Blick auf unsere Websitewww.dancingdays.de genügt.

Was wird der Zuschauer bei den DANCING DAYS erleben?

Wir suchen ein Marathon-Publikum. Die Zuschauer sollen sich bei uns einrichten. Kissen, Decken, ein Liegestuhl, Proviant – all das soll und darf der einzelne mitbringen, um es sich möglichst lange bequem machen zu können. Wie die Tänzer, kann jeder einzelne versuchen, den Marathon eben als Zuschauer zu absolvieren. Am Ende bin ich mir sicher, wird unser Zuschauer mit uns daran glauben, dass wir die Erde umrundet haben. Für mich ist das der Inbegriff eines Tanzerlebnisses. Wenn Zuschauer und Tänzer diese Idee 24 Stunden teilen können, dann springt der Marathon über.

Vor hundert Jahren waren die Tanzmarathons eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Ist das bei Ihnen auch möglich?

Ja, die Tänzer werden bezahlt, jedoch wie in der freien Tanz und Theaterszene üblich, mit sehr bescheidenen Mitteln. Der Marathon geht bei uns nicht soweit, das Geld ein ernsthaftes Motiv darstellt.

 

Theater: i-camp/neues theater münchen Entenbachstr. 37, 81541 München

Tel: +49 / 89 / 65 00 00 Fax: +49 / 89 / 65 43 25 info (at) i-camp.de 

Karten:

  • Aufwww.i-camp.de
  • An der Abendkasse an Spieltagen ab 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn (nach Verfügbarkeit)
  • Telefonisch unter +49 / 89 / 65 00 00 (AB) -
  • Per E-Mail unter tickets@i-camp.de
  • Preise & Ermäßigungen € 16.- / ermäßigt € 10.-
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