Ein Kultur-Bunker für Sendling

Die Offenen Ateliertage vom 10. bis 13. Oktober starten mit einem Kulturprogramm im leer stehenden Kriegsbauwerk an der Thalkirchner Straße.
Sendling - Mit einem Bunkerfest startet am Donnerstag, 10. Oktober, "Kunst in Sendling". Die Tage der "offenen Ateliers" haben Tradition in dem Münchner Stadtteil. Seit nunmehr zehn Jahren öffnen Künstlerinnen und Künstler dort im Oktober ihre Türen, laden Kunstinteressierte und Nachbarn zum Plausch ein in ihre Ateliers und Arbeitsräume.
In diesem Jahr sind fast 100 Teilnehmer an 42 Stationen dabei: Maler, Fotografen, Bildhauer, Filmemacher und Aktionskünstler. Neben Ausstellungen und Aktionen haben die Organisatoren ein vielfältiges Rahmenprogramm auf die Beine gestellt. Es gibt Konzerte, Lesungen und Filme.
Bei einem "Nachbarschafts-Speed-Dating" im 5-Minuten-Takt können sich die Sendlinger näher kennen lernen. Mittelpunkt der Sendlinger Ateliertage und zentraler Treffpunkt ist in diesem Jahr der Hochbunker in der Thalkirchner Straße 158. Das 22 Meter hohe Kriegsbauwerk steht leer und kann an den vier Ateliertagen von der Sendlinger Kreativszene bespielt werden. Ermöglicht hat dies ein Antrag der Grünen im Münchner Stadtrat, dem das Kommunalreferat zugestimmt hat.
Die Sendlinger Künstler wollen mit dieser einmaligen Aktion darauf hinweisen, dass in dem Stadtteil nicht nur Wohnungen fehlen, sondern auch bezahlbare Ateliers und Veranstaltungsräume, sagt Reinhold Rühl, der zusammen mit Berit Opelt und Fred Krüger "Kunst in Sendling" organisiert. Verhindern wollen die Künstler, dass die städtische Immobilie an Investoren verkauft und "zur Nobel-Wohnadresse umgebaut wird".
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Der sechseckige Bunker in Sendling hat auf fünf Etagen fast 500 Quadratmeter Grundfläche. Der kegelförmige Dachaufbau könnte nach Einschätzung der Sendlinger Künstler zu einem Multi-Funktionsraum umgebaut werden. Im Erdgeschoss wäre eine gastronomische Nutzung möglich, in den oberen Etagen Platz für Ateliers und Ausstellungen. Sogar ein kleines Club-Kino können sich die Kunst-Organisatoren in dem wuchtigen Gebäude vorstellen.
Ab 10. Oktober haben Sendlinger Bürger die Möglichkeit, vier Tage lang den Bunker zu besichtigen und dort - bei freiem Eintritt - ein vielfältiges Programm zu erleben. Eröffnet wird "Kunst in Sendling" am Donnerstag, 10. Oktober, um 18 Uhr mit einem Bunkerfest. Es gibt einen Vortrag über die Hinterlassenschaften der Kriegsgeneration, ab 20 Uhr eine Krimilesung des Schriftstellers Michael Gerwien ("Mordswiesen"), eine Vorstellung des Marionettentheaters Stagework-Puppets und Live-Musik mit der Schauspielerin Ines Honsel, die über "Trinken und Lieben" singt.
Bis Sonntag ist in den oberen Etagen die Fotoausstellung "Budenzauber" zu sehen, die der Sendlinger Fotograf Ralf Weiss beim Aufbau des Oktoberfestes aufgenommen hat. Die Performance-Künstlerin Maria Berauer zeigt in ihrer Video-Installation "Yes, I can't", was bei ihren Kunstaktionen vor der Großmarkthalle alles schief gelaufen ist. Im "Bunkerkino" gibt es einen Spaziergang zu "20 Lieblingsplätzen" in Sendling zu sehen und zu hören.
Mit einer "Kurzfilmnacht" geht es am Samstag, 12. Oktober, um 20 Uhr weiter im Bunkerprogramm. Es laufen Dokus und Kurzspielfilme, die bisher in kaum einem Kino oder im Fernsehen zu sehen waren. Zum Beispiel eine Doku über die seltsamen Trinksitten der Oktoberfestbesucher aus Neuseeland und Australien. Wo Joschka Fischer das Steinewerfen übte, ist in dem Super-Acht-Clip "Die wilden 70er" zu sehen. Eine Rarität ist auch "The Sound of Havana". In dem Film, der sich in Kuba auf die Spuren des Buena Vista Social Club begibt, lernt der bayerische Schauspieler und Comedian Eisi Gulp Salsa tanzen.
Wer mit den Sendlinger Künstlern und ihrer Kunst auf Tuchfühlung gehen will, kann an "Kunstraum-Spaziergängen" teilnehmen. Zwei professionelle Kunstexpertinnen bieten fachkundige Führungen durch die Sendlinger Kunstszene während der Öffnungszeiten an. Ein Grußwort im 216 Seiten dicken Katalog von "Kunst in Sendling" hat übrigens der "Schmied von Kochel" geschrieben.
Das Denkmal der bayerischen Legende steht seit über 100 Jahren auf einem Steinsockel am Ende der Lindwurmstraße. In dem fiktiven Text macht sich der sagenumwobene Freiheitskämpfer für die Sendlinger Künstler stark, die nicht nur mit wohlklingenden Worten, sondern auch mit Geld gefördert werden müssten. Zum Beispiel für einen Ausbau des "Kulturbunkers" in der Thalkirchner Straße.
Öffnungszeiten: Donnerstag, 10. Oktober 18 bis 24 Uhr (nur Kunstbunker)
Freitag, 11. Oktober 19 bis 22 Uhr
Samstag, 12. Oktober 14 bis 22 Uhr
Sonntag, 13. Oktober 14 bis 20 Uhr
Programminfos: www.kunst-in-sendling.com Die Programmübersicht für "Kunst in Sendling" und "Kunst im Bunker" finden Sie als pdf in der Anlage. Druckfähige Fotos zur honorarfreien Verwendung übersenden wir Ihnen gerne auf Anfrage.