Ein Jahr nach der Bombe: "Man ist zusammengewachsen"

Der große Rumms vom 28. August 2012, als in der Feilitzschstraße die Fliegerbombe gesprengt wurde: Die AZ hat sich genau ein Jahr danach auf Spurensuche in Altschwabing begeben.
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Diese Bilder haben sich in das kollektive Gedächtnis Münchens eingeprägt: Ende August wird in Schwabing eine gigantische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Es vergehen bange 36 Stunden bis zur Sprengung des 250-Kilo-Kolosses. Davor mussten Tausende Menschen ihre Häuser verlassen, danach gibt es hohen Sachschaden - aber zum Glück keine Verletzten. Blicken wir in dieser auf Bilderstrecke zurück auf die entscheidenden Stunden.
Simon Aschenbrenner, dapd 32 Diese Bilder haben sich in das kollektive Gedächtnis Münchens eingeprägt: Ende August wird in Schwabing eine gigantische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Es vergehen bange 36 Stunden bis zur Sprengung des 250-Kilo-Kolosses. Davor mussten Tausende Menschen ihre Häuser verlassen, danach gibt es hohen Sachschaden - aber zum Glück keine Verletzten. Blicken wir in dieser auf Bilderstrecke zurück auf die entscheidenden Stunden.
Montagmittag: In der Baugrube an der Feilitzschstraße 7, wo die legendäre „Schwabinger 7“ stand, entdecken Spezialisten die 250-Kilo-Fliegerbombe.
Petra Schramek 32 Montagmittag: In der Baugrube an der Feilitzschstraße 7, wo die legendäre „Schwabinger 7“ stand, entdecken Spezialisten die 250-Kilo-Fliegerbombe.
Der Kriegs-Koloss aus dem Zweiten Weltkrieg liegt nur einen Meter unter der Erdoberfläche. Wegtransportieren? Zu gefährlich! Er kann jederzeit explodieren.
Petra Schramek 32 Der Kriegs-Koloss aus dem Zweiten Weltkrieg liegt nur einen Meter unter der Erdoberfläche. Wegtransportieren? Zu gefährlich! Er kann jederzeit explodieren.
Die Polizei beschließt, das Gebiet weiträumig zu evakuieren. Rund um die Baustelle müssen zunächst 2500 Schwabinger ihre Wohnungen verlassen.
Petra Schramek 32 Die Polizei beschließt, das Gebiet weiträumig zu evakuieren. Rund um die Baustelle müssen zunächst 2500 Schwabinger ihre Wohnungen verlassen.
Auch diese Katze aus der Haimhauserstraße kann nicht bleiben. Aber ihr Körbchen darf mit.
Petra Schramek 32 Auch diese Katze aus der Haimhauserstraße kann nicht bleiben. Aber ihr Körbchen darf mit.
Eine BRK-Helferin begleitet eine ältere Frau zu einer provisorischen Sammelstelle.
Petra Schramek 32 Eine BRK-Helferin begleitet eine ältere Frau zu einer provisorischen Sammelstelle.
Polizeibeamte holen zunächst die Anwohner im Umkreis von 300 Metern rund um die Bombe aus den Häusern.
Petra Schramek 32 Polizeibeamte holen zunächst die Anwohner im Umkreis von 300 Metern rund um die Bombe aus den Häusern.
Wohin bloß jetzt für die Nacht? Ein Schild weist den Weg zu den Schlafräumen mit Not-Betten in einer Schule.
dapd 32 Wohin bloß jetzt für die Nacht? Ein Schild weist den Weg zu den Schlafräumen mit Not-Betten in einer Schule.
Der Strom der Hilfesuchenden reißt nicht ab. In der Katholischen Akademie bauen Helfer weitere Feldbetten auf.
Petra Schramek 32 Der Strom der Hilfesuchenden reißt nicht ab. In der Katholischen Akademie bauen Helfer weitere Feldbetten auf.
Sandsäcke decken die Bombe in Schwabing ab.
Gaulke 32 Sandsäcke decken die Bombe in Schwabing ab.
Ich kann mich auf ihn verlassen“, sagt Sprengmeister Diethard Posorski (r.) über seinen Kollegen Günther Sobieralski (l.). Beide haben den Bomben-Einsatz in Schwabing geleitet.
Imago/ dapd 32 Ich kann mich auf ihn verlassen“, sagt Sprengmeister Diethard Posorski (r.) über seinen Kollegen Günther Sobieralski (l.). Beide haben den Bomben-Einsatz in Schwabing geleitet.
Aus Sicherheitsgründen lässt die Polizei die Autos rund um den Biombenfund in Schwabing abschleppen. Falls die Bombe doch noch gesprengt wird...
Tim Wessling 32 Aus Sicherheitsgründen lässt die Polizei die Autos rund um den Biombenfund in Schwabing abschleppen. Falls die Bombe doch noch gesprengt wird...
Krisensitzung mit OB Christian Ude und Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer
dapd 32 Krisensitzung mit OB Christian Ude und Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer
Ein mit Stroh beladener Traktor steht Montagnacht auf der Leopoldstraße neben einem Feuerwehrauto. Der Sprengmeister will den Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg mit Stroh und Sand abdecken, um bei der kontrollierten Sprengung die Detonation zu dämpfen. Wenn die Bombe unkontrolliert hochgehe, werde die Druckwelle das Nachbargebäude zerstören und einen Splitterregen verursachen.
Marc Müller, dpa 32 Ein mit Stroh beladener Traktor steht Montagnacht auf der Leopoldstraße neben einem Feuerwehrauto. Der Sprengmeister will den Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg mit Stroh und Sand abdecken, um bei der kontrollierten Sprengung die Detonation zu dämpfen. Wenn die Bombe unkontrolliert hochgehe, werde die Druckwelle das Nachbargebäude zerstören und einen Splitterregen verursachen.
Fetzen Bombe in Schwabing
Petra Schramek 32 Fetzen Bombe in Schwabing
Nach der Sprengung der Bombe: Einsatz der Feuerwehr in der Nacht zum Mittwoch.
dpa 32 Nach der Sprengung der Bombe: Einsatz der Feuerwehr in der Nacht zum Mittwoch.
Ein Feuerball, Flammen und Rauch: Um 21.54 Uhr am Dienstag sprengen die Experten die Bombe. Die Filmaufnahmen von Simon Aschenbrenner gehen um die Welt.
dapd 32 Ein Feuerball, Flammen und Rauch: Um 21.54 Uhr am Dienstag sprengen die Experten die Bombe. Die Filmaufnahmen von Simon Aschenbrenner gehen um die Welt.
Rund um den Sprengort: Flammen und Rauchschwaden. Über 100 Feuerwehrleute sind im Einsatz.
dpa 32 Rund um den Sprengort: Flammen und Rauchschwaden. Über 100 Feuerwehrleute sind im Einsatz.
Nach und nach dämmen Feuerwehrmänner die Brände ein. Der Schaden ist enorm – immerhin: Es gibt keine Verletzten.
dapd 32 Nach und nach dämmen Feuerwehrmänner die Brände ein. Der Schaden ist enorm – immerhin: Es gibt keine Verletzten.
Die Wucht der Explosion hat brennendes Stroh durch die Luft geschleudert. Vier Häuser stehen in Flammen.
dapd 32 Die Wucht der Explosion hat brennendes Stroh durch die Luft geschleudert. Vier Häuser stehen in Flammen.
Draußen bleiben inzwischen die Straßen gesperrt. Nur Helfer und Einsatzkräfte lassen die Polizisten in die Sperrzone.
dapd 32 Draußen bleiben inzwischen die Straßen gesperrt. Nur Helfer und Einsatzkräfte lassen die Polizisten in die Sperrzone.
Am Krater: OB Christian Ude lässt sich das Ausmaß der Schäden erklären.
Tim Wessling 32 Am Krater: OB Christian Ude lässt sich das Ausmaß der Schäden erklären.
Schwabing am Tag nach der Bombensprengung: Die Spuren der Detonation sind deutlich zu erkennen. Im Laufe des Vormittags werden die Schäden an den Gebäuden der Umgebung erfasst.
Tim Wessling 32 Schwabing am Tag nach der Bombensprengung: Die Spuren der Detonation sind deutlich zu erkennen. Im Laufe des Vormittags werden die Schäden an den Gebäuden der Umgebung erfasst.
Schwabing am Tag nach der Bombensprengung: Die Spuren der Detonation sind deutlich zu erkennen, teilweise hat sie schwere Schäden verursacht. Derzeit werden die Schäden an den Gebäuden der Umgebung erfasst.
Tim Wessling 32 Schwabing am Tag nach der Bombensprengung: Die Spuren der Detonation sind deutlich zu erkennen, teilweise hat sie schwere Schäden verursacht. Derzeit werden die Schäden an den Gebäuden der Umgebung erfasst.
Manche nehmen’s mit Galgenhumor: „Herzlich willkommen in der neuen Schwabinger 7 – die Bar mit der Bombenstimmung“.
Tim Wessling 32 Manche nehmen’s mit Galgenhumor: „Herzlich willkommen in der neuen Schwabinger 7 – die Bar mit der Bombenstimmung“.
Noch ein Schaufenster in Splittern. Mit Schaufel und Besen versucht dieser Mann, sich durch die Verwüstung zu kämpfen.
dapd 32 Noch ein Schaufenster in Splittern. Mit Schaufel und Besen versucht dieser Mann, sich durch die Verwüstung zu kämpfen.
Die Fassade voller Ruß; Wände, Fenster und Möbel in diesem Laden sind zerstört.
dapd 32 Die Fassade voller Ruß; Wände, Fenster und Möbel in diesem Laden sind zerstört.
Trümmer, zerborstene Wände, zerstörte Ware: Ladenbesitzer Ronny Kleiner (39) steht fassungslos in seinem ausgebrannten Geschäft „Bliss“
dapd 32 Trümmer, zerborstene Wände, zerstörte Ware: Ladenbesitzer Ronny Kleiner (39) steht fassungslos in seinem ausgebrannten Geschäft „Bliss“
Fetzen Bombe in Schwabing
32 Fetzen Bombe in Schwabing
Was ist noch zu retten aus dem Imbiss-Laden? Mitarbeiter tragen Einrichtungsstücke ins Freie.
dapd 32 Was ist noch zu retten aus dem Imbiss-Laden? Mitarbeiter tragen Einrichtungsstücke ins Freie.
Chaos aus der Vogelperspektive. Bis hier wieder aufgeräumt ist— das kann dauern.
Katarina Alt 32 Chaos aus der Vogelperspektive. Bis hier wieder aufgeräumt ist— das kann dauern.
Roxanne Williams von „Just Hair“ berichtet:
Tim Wessling 32 Roxanne Williams von „Just Hair“ berichtet:

Schwabing - Schwarz verrußte Wände. Zersplitterte Fensterscheiben. Ausgebrannte Läden. Vor einem Jahr wurde die Fliegerbombe auf der Baustelle der alten „Schwabinger 7“ und des Neubaus „Monaco Schwabing“ gefunden und gesprengt (siehe Chronik). Wer heute durch die Feilitzschstraße schlendert, sieht davon nichts mehr. Nur wer hinter die Fassaden blickt, kann den Spuren der Bombe folgen.

„Die Sicherheitsvorbereitungen waren, wenn man das Ergebnis sieht, perfekt gemacht. Wahrscheinlich war auch etwas Fortuna dabei, aber niemand ist zu Schaden gekommen“, resümiert der Bezirksausschussvorsitzende Werner Lederer-Piloty. Nur umliegende Immobilien sind von der Explosion in Mitleidenschaft gezogen worden – wie der Kultmodeladen „Flip“ genau gegenüber.

„Wir hatten ein Horrorjahr“, sagt Inhaberin Gebriele Bohlen. „Das Gerüst um das Haus ist erst vor drei Wochen abgebaut worden. Ein halbes Jahr lang konnten wir keine Schaufensterware auslegen. Ich denke, das alles hat uns die Hälfte unseres Umsatzes gekostet.“

Die Explosion hatte die Schaufenster in den Laden gesprengt, Glassplitter überall, die Schaufensterpuppen zerfetzt. „Ich hätte von der Stadtverwaltung Hilfe erwartet, und wenn’s ein günstiger Kredit gewesen wäre“, sagt Bohlen. Aber da kam nichts.“ Was sie besonders kränkte: „Im November haben wir mit dem Riva zusammen Eröffnung gefeiert – da durften wir den Laden nicht einmal ausnahmsweise bis Mitternacht offen lassen.“

Günter Radauer hat es mit seinem „Eye Spy Optik“ in der Feilitzschstraße nicht so schlimm erwischt. „Die Druckwelle kam von hinten in den Laden – die Fenster barsten und die teueren Maschinen waren nicht mehr zu gebrauchen.“ Aber die Versicherungen arbeiteten schnell, und zwei Wochen nach der Explosion konnte er sein Geschäft wieder betreiben.

Die Bombe hielt das Viertel in Atem – und das hatte sogar gute Seiten. „Die Leute sind mehr zusammengewachsen seitdem“, sagt Radauer. „Man kennt sich und winkt auch mal durchs Schaufenster.“

Werner Lederer-Piloty sind keine Beschwerden über nicht ausgezahlte Hilfen zu Ohren gekommen. „Meiner Meinung nach ist alles glimpflich gelaufen“, sagt der BA-Vorsitzende. „Und die Schwabinger können sich auf einen schönen Neubau mit Geschäften und Läden freuen. Das sind zwar nicht gerade Sozialwohnungen, die dort entstehen, aber jede neue Wohnung ist ein Sieg.“

Das „Monaco Schwabing“, ein schicker Gebäudekomplex mit 34 Wohnungen, wird im kommenden Jahr fertig. Viele protestierten gegen den Bau, der die Kultkneipe Schwabinger 7 vertrieb – die feiert jetzt ein paar Häuser weiter und wirbt mit „Bombenstimmung“.

 

 

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