Ein halbes Dorf und doch in der Stadt

Peter Igl wohnt schon seit 59 Jahren in dem uralten Stadtteil an der Würm im äußersten Westen der Stadt.
von  Peter Igl
Dörfliche Idylle mitten in der Stadt: Die 1924 geweihte Obermenzinger Kirche Leiden Christi mit dem charakteristischen Zwiebelturm – im Vordergrund plätschert die Würm.
Dörfliche Idylle mitten in der Stadt: Die 1924 geweihte Obermenzinger Kirche Leiden Christi mit dem charakteristischen Zwiebelturm – im Vordergrund plätschert die Würm. © Sigi Müller

München - Seit 1952 lebe ich in Obermenzing. Als zehnjähriger Bub bin ich mit meinen Eltern aus Schwabing hierher gezogen. Anfangs war ich nicht sonderlich begeistert davon, da ich meine Spielkameraden zurücklassen musste. Heute könnte ich mir es woanders gar nicht mehr vorstellen.

Obermenzing zieht große historische Spuren: Menschen begannen sich schon in der Urnenfelderzeit um 1000 v. Chr. hier anzusiedeln. 500 Jahre später folgten ihnen die Kelten und um 800 n. Chr. auch die Germanen. Gegen 1900 wuchs dann die Einwohnerzahl stetig an: Heute nennen etwa 25.000 Menschen Obermenzing ihr Zuhause.

Das Besondere an unserem Ort liegt einerseits wohl darin, dass er sich einen gewissen dörflichen Charakter bewahrt hat. Im sogenannten Menzinger Lied heißt es: „Mir san no a halbs Dorf und scho halbert a Stadt." Leider verschwindet dieser Charakter in den letzten Jahren zusehends, denn nach und nach werden die bisher vorherrschenden Ein- und Zweifamilienhäuser durch größere Baukörper ersetzt. Andererseits gibt es in Obermenzing geschichtlich-kulturelle Kristallisationspunkte, wie zum Beispiel den Dorfkern, Schloss Blutenburg oder Sankt Wolfgang, die es auch einem Neubürger ermöglichen, sich rasch heimisch zu fühlen und sich mit dem Stadtteil zu identifizieren.

Ein Großteil der Einwohner nimmt aktiv am Obermenzing Leben teil. Die beiden Kirchengemeinden und zahlreiche Vereine halten ein umfangreiches Angebot parat.
Aber die Anonymität, wie sie die heutigen Städte kennzeichnet, nimmt leider auch in Obermenzing zu. So ist es auch hier nicht mehr selbstverständlich, dass sich Neuzugezogene bei den Nachbarn vorstellen. Andererseits gibt es aber doch auch noch einen Bürgersinn, einen Zusammenhalt, auf den man stolz sein kann.

 



 


 


 

 

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