Ein Aufzug für das Isartor? CSU fordert Bürgerwettbewerb

Altstadt - Etwa 55.000 Menschen steigen jedes Jahr die 80 Stufen zum Turm des Isartors hinauf, um etwas über Karl Valentin und seine Partnerin Liesl Karlstadt zu erfahren. Wer im Rollstuhl sitzt, muss unten bleiben. Denn einen Aufzug hat das Museum nicht. Weil auch der Brandschutz nicht mehr den Anforderungen entspricht und weil Sanitäter mit einer Rettungsliege nicht die enge Wendeltreppe hinaufkommen, muss das Valentin-Karlstadt-Musäum ohnehin umgebaut werden. Museumsleiterin Sabine Rinberger findet: Dann muss das Museum auch barrierefrei werden.
Aufzug und Nottreppe für das Valentin-Karlstadt-Musäum geplant
Sie hat deshalb das Architekturbüro Allmann Sattler Wappner nach einer Idee gefragt: Ein "Versorgungsturm" mit Aufzug und Nottreppe schwebt den Architekten vor. Außerdem haben sie die Idee aufgebracht, den Wehrgang (der zwar historisch aussieht, aber tatsächlich erst in den 70ern angebaut wurde) zu ersetzen. Dadurch könnte das Museum um bis zu 200 Quadratmeter vergrößert werden. "Supercool und innovativ" findet die Museumsleiterin den Entwurf. Doch das sehen nicht alle so. Der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel hat Zweifel – und das wiederum hat CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl alarmiert.
Mit einer Anfrage will er vom Oberbürgermeister erfahren, ob die Pläne mit dem Denkmalschutz vereinbar sind. Außerdem fragt Pretzl, ob das Valentin-Karlstadt-Musäum verlegt werden kann – zum Beispiel ins Stadtmuseum.
Manuel Pretzl: "Lieber soll das Museum umziehen"
Ein so wichtiges Bauwerk wie das Isartor kann man nicht gegen den Willen der Bürger umbauen, findet Pretzl. Er schlägt deshalb einen Bürgerwettbewerb für das Isartor vor. Grundsätzlich hat er die Meinung: "Lieber soll das Museum umziehen, als dass das Isartor verschandelt wird." In seiner Anfrage nennt Pretzl das Museum "keinen großen Besuchermagneten", "ein Konglomerat mit Kuriositätenkabinett, Volkssänger-Ausstellung und dem Turmstüberl-Café".
Rinberger, die das Museum, bevor es 2018 zu einer städtischen Einrichtung wurde, privat betrieb und davon gut gelebt habe, ärgert sich aufgrund dieser Formulierungen sehr: "Jeder Reiseführer nennt das Museum als eine Besonderheit Münchens. Es ist ein Wahrzeichen der Stadt."

Übrigens ist es kein Zufall, dass das Valentin-Karlstadt-Musäum seit 63 Jahren ausgerechnet im Isartor untergebracht ist, erklärt die Historikerin: Karl Valentin wohnte ganz in der Nähe und musste jeden Tag an dem Stadttor vorbei. Auch eines seiner bedeutendsten Theaterstücke spielt hier. Das Valentin-Karlstadt-Musäum kann also nicht einfach wo anders hinversetzt werden, sagt Rinberger. Auch SPD-Stadtrat Roland Hefter betont, dass das Museum unbedingt am Isartor bleiben muss – und zwar barrierefrei. Das originale Isartor von 1337 gibt es ohnehin schon lange nicht mehr, sagt Rinberger. Es sei immer wieder umgebaut worden, weil es Kriege zerstörten. Auch für die Straßenbahn wurde einst ein Durchbruch geschaffen.