Ehemalige Rollofabrik: Wird hier bald abgerissen?
Thalkirchen - Ein Raum für Künstler, Designer und der Garten für einen Landschaftsbauer: Noch vor ein paar Wochen schien klar, was mit den zwei brachliegenden Gebäuderiegeln an der Fraunberg- und Schäftlarnstraße geschehen soll. Ab April sollten die einstigen Gewerbebauten zwischengenutzt werden (AZ berichtete) – doch nun könnte es doch noch anders kommen.
Ende 2019 soll der Abriss starten
Die Gebäude sollen nun deutlich früher abgerissen werden als ursprünglich geplant – nämlich Ende 2019 und nicht erst Ende 2020. So zumindest ist es Tobias Sehr zu Ohren gekommen. Der Immobilienentwickler unterstützt seit Ende 2018 eine Künstlergruppe, die sich seit 2015 darum bemüht ist, die einstige Rollofabrik und die Druckerei für Kreative zugänglich zu machen.
Eigentlich, so Sehr, sei das mit dem zuständigen Kommunalreferat bereits geklärt gewesen. Die Künstlergruppe sollte die Gebäude bald bespielen dürfen, wie es neudeutsch heißt. Ateliers und ein 100 Quadratmeter großer Diskussionsraum waren geplant, auch das Jugendzentrum von Sankt Maria Thalkirchen hätte die Räume mitnutzen können. Im Garten sollte es Urban Gardening geben.
Stadt rückt von Zwischennutzung ab
Offenbar wird das doch nichts. Am Montag, so Sehr, habe er erfahren, dass die Gebäude früher abgerissen werden könnten. Weil es bis Ende 2019 nicht mehr soweit hin ist, sei die Stadt wohl nun komplett von der Idee abgerückt, das Gelände freizugeben. Noch ist das nicht bestätigt, aber Sehr sorgt sich trotzdem: "Jetzt sind wir irritiert und aufgeschmissen." Warum das Gebäude nun doch früher abgerissen wird, habe man ihm nicht sagen können.
Vier Jahre habe man bereits in das Projekt gesteckt, sagt Sehr. Auch im Bezirksausschuss 19 sei das Projekt bereits im Mai 2017 gut angekommen und empfohlen worden.
Das Gebäude wäre in Eigenregie zu sanieren
Laut Sehr war es ohnehin kein einfaches Unterfangen, die Planungen durchzuziehen: Die Kosten, die die Stadt für die Zwischennutzung für notwendig hält, haben sich kürzlich verdoppelt. Wie Sehr sagt, aus nicht nachvollziehbaren Gründen. "Für die Hälfte könnten wir das Gebäude problemlos in Eigenregie sanieren", so Sehr.

Er habe die Gebäude erst vor wenigen Wochen mit der Feuerwehr besichtigt, die Beamten hätten keine Beanstandungen gehabt. Sehr ärgert, dass die Werkstätten seit mehr als zehn Jahren verrammelt sind. „Das Gebäude muss nur aufgesperrt werden“, sagt er. Ein Rundgang mit dem Elektriker, ein paar Steckdosen und Glühbirnen – fertig.
Verhindert die U-Bahn neue Wohnungen?
Auch die Neubaupläne, die es für das Areal gibt, könnten wackeln. Wie das Kommunalreferat der AZ im Februar mitgeteilt hat, sollten auf dem Gelände der Fraunbergstraße Wohnungen für Senioren und Alleinerziehende gebaut werden. Weil die U-Bahn unter dem Gelände verläuft und deshalb wohl nur eine Bebauung ohne Keller möglich ist, sollen die zuständigen Referate von diesem Plan wieder abgerückt sein. Vor allem, weil der Gebäuderiegel an der Schäftlarnstraße früher eine Druckerei war – und der Boden darunter deshalb belastet ist und wohl ausgetauscht werden muss.
Sehr will von der Stadt nun wissen, wie es auf dem Gelände weitergeht. Auf der Bürgerversammlung des Bezirks will er am Dienstagabend einen entsprechenden Antrag stellen.
Das sagt die Stadt
Auf AZ-Anfrage wollte das Kommunalreferat etwaige Abrisspläne nicht bestätigen. "Die Gebäude an der Fraunbergstraße 4 sind nicht funktionsfähig und müssen für die geplante Zwischennutzung vom Kommunalreferat ertüchtigt werden", sagte Sprecherin Birgit Unterhuber. Die zuständigen Stellen seien aber weiter mit einer möglichen Zwischennutzung befasst.
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