Eggartensiedlung: Ein Modellquartier für München
Von einem Idyll, das zerstört wird, einer grünen Oase, war oft die Rede, wenn es um die Eggarten-Siedlung in der Lerchenau geht. Seit Jahren kämpfen die verbliebenen Bewohner und Nutzer für den Erhalt ihrer Gärten und Häuschen. "Aber gerade auf Luftbildern sieht man recht gut, dass die Stadt rundherum gewachsen ist, Stadtentwicklung stattgefunden hat, die hier vorbeigegangen ist", sagt Markus Diekow, Sprecher des Immobilienunternehmens CA Immo.
Neuer Wohnraum für München entsteht
Dass hier im Münchner Norden dringend benötigter Wohnraum entstehen wird, ist beschlossene Sache. Im Dezember 2018 fasste der Stadtrat den Beschluss, die Erarbeitung eines Strukturkonzepts für die 21 Hektar große Fläche fortzusetzen. Es folgten unter anderem Info- und Dialogveranstaltungen für die Bürger, bei denen aber auch klar wurde: Nicht alle wollen sich mit den Bebauungsplänen abfinden.
Die Grundstücke gehören zwei Investoren, der CA Immo und der Büschl Unternehmensgruppe, die schon vor längerer Zeit beschlossen hatten, diese gemeinsam als Ganzes zu entwickeln – in Zusammenarbeit mit dem Planungsreferat der Stadt.
Idee der Eggartensiedlun: Modellquartier für München
Ein urbanes, gemischt genutztes Viertel soll hier entstehen. Mit Nahversorgung, Sportplatz, Cafés, Kitas, Schule und möglichst viel Grün. Die Idee sei, so erklärt Diekow auf AZ-Nachfrage, ein Modellquartier für München zu schaffen. Dabei seien vor allem die soziale Ebene, die Mobilität und die energetische Komponente wichtig. Gemeint sind damit etwa Mobilitätskonzepte wie Quartiersgaragen, Sharing-Angebote für E-Autos und -Bikes mit der dazu passenden Quartiers-App und Energiekonzepte wie dezentrale Blockheizkraftwerke, Photovoltaik oder Kraft-Wärme-Kopplung, abhängig davon, welche Gebäudetypen hier letztlich entstehen. Für die Münchner ist aber wohl ein anderer Punkt am wichtigsten: Die Investoren legen Wert auf eine soziale Durchmischung, so Diekow. Um die in einer teuren Stadt wie München zu erreichen, habe man sich in einer Absichtserklärung, mehr sei derzeit rechtlich noch nicht möglich, mit der Genossenschaftlichen Immobilienagentur Gima zusammengetan. Die ist ein Zusammenschluss von derzeit 29 Wohnungsunternehmen – darunter vielen Genossenschaften – und diese werden dann hier zu Bauherren.
40 Prozent der Wohnungen sind gefördert
Über 40 Prozent der entstehenden Wohnungen sollen so als geförderter und preisgedämpfter Wohnraum umgesetzt werden. "Im Moment gehen wir von 1750 bis 2000 Wohnungen aus und sind damit bei 43 Prozent", sagt Diekow, "je nachdem, wie viele Wohnungen wirklich gebaut werden, könnten es bis zu 50 Prozent werden." Damit liegen die Investoren leicht über den Vorschriften der sozialgerechten Bodennutzung (Sobon), die den Anteil geförderten (30 Prozent) und preisgedämpften Wohnraums (10 Prozent) in Bebauungsplänen regelt.
Doch die angedachte Bebauung erscheint vielen sehr dicht. Diekow erklärt, das Bauen in der Stadt erfordere eine hohe Dichte, sonst müsse man, um den benötigten Wohnraum zu schaffen, immer mehr in die Fläche. "Wir sind aber kein Fan von der Zersiedelung des Grüngürtels. Außerdem wollen die Menschen auch urban wohnen." Wenn Urbanität mit Läden und Gastronomie geschaffen werden solle, brauche es auch eine gewisse Frequenz an Laufkundschaft, damit sich das lohne.
Die nächsten Schritte sind nun ein Eckdatenbeschluss, den der Stadtrat fassen muss, möglicherweise noch im Juli vor der Sommerpause. Ab Herbst könnte dann mit der Stadt der Architektenwettbewerb ausgelobt werden, circa bis März 2020. Ab Mitte 2020 könnte es in Richtung Bebauungsplan gehen, der wirkliche Baubeginn würde sich dann sicherlich ins Jahr 2024 hineinziehen, schätzt Diekow.
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