Dunkin’ Donuts-Eröffnung: Polizei muss kommen
München - Szenen wie aus einem Horrofilm: München ist von einer tödlichen Seuche befallen, und das einzige Gegenmittel ist in diesem winzigen Laden am Ostbahnhof erhältlich – die Schlange reiht sich hunderte von Metern über die Straße, die Polizei muss für einen geregelten Ablauf sorgen.
Aber Moment mal: Für den Ausbruch einer tödlichen Seuche wirken die Menschen erstaunlich gesund und glücklich. Gibt’s hier iPads umsonst?
Nein – es ist keine Seuche, es ist ein Fieber. Das Donut-Fieber hat München gepackt: Am Ostbahnhof hat die erste Filiale der amerikanischen Fast-Food-Kette „Dunkin’ Donuts“ eröffnet.
„Ich hatte mir schon so etwas gedacht – in Nürnberg hatten wir eine ähnliche Situation“, sagt Marc Klages, einer von vier Gesellschaftern, die den Franchise-Betrieb in Bayern übernommen haben. Ende letzten Jahres eröffneten sie die erste Filiale in Erlangen, im Frühjahr folgten zwei in Nürnberg – und seit zwei Wochen ist nun München heiß auf die süßen Kringel.
Auch um dem Ansturm gerecht zu werden, ist die Filiale am Ostbahnhof die erste 24 Stunden lang geöffnete Filiale Mitteleuropas. „Selbst mitten in der Nacht war die Schlange noch 100 Meter lang“, sagt Klages. Mittlerweile geht es schon besser, Polizeieinsatz wird nicht mehr benötigt.
Die Münchner stürzen sich aufs Ami-Gebäck, als steckten sie mitten in der Nachkriegszeit. Dabei gibt es Donuts hier schon lang zu kaufen: Seit über zehn Jahren hat der zuckersüße Laden „Donuts and Candies“ in der Georgenstraße die Spezialität im Angebot, 2010 hat am Viktualienmarkt „Boogie Donuts“ eröffnet, der mittlerweile auch Filialen im Neuperlacher PEP und in Augsburg hat.
Frisst die US-Kette mit weltweit über 11.000 Filialen jetzt die kleine Münchner Anbieter? Cihan Bingöl, der Gründer von „Boogie Donuts“, macht gerade eine andere Erfahrung. „Wir haben unseren Umsatz sicher 20 bis 30 Prozent gesteigert“, sagt er. „Viele Leute googeln „Donuts München“ und landen dann hier. Und andere, die mal einen Dunkin’ Donut probiert haben, probieren auch unsere – und merken den Unterschied.“
„Dunkin’ Donuts“ importiert die amerikanischen Zuckergüsse und fertigt in einer Fabrik bei Nürnberg, momentan 40.000 Donuts täglich für die vier Läden. Bei „Boogie Donuts“ werden die Kringel noch in Handarbeit produziert, ohne künstliche Zusatzstoffe.
Im Schnitt sind sie etwas teurer, 1,70 pro Kringel, während die Dunkins 1,60 Euro kosten – in der Box gibt’s die Kringel jeweils günstiger.
Und Cihan Bingöl bereitet sich auf die Verteidigung Münchens vor: Er wird weiter expandieren, für fünf weitere Franchise-Konzepte sucht er gerade nach Locations. Denn selbstverständlich wird es auch „Dunkin’ Donuts“ nicht bei der einen Filiale belassen: „Noch vor der WM werden wir drei Filialen in München haben“, sagt Klages. Der Hauptbahnhof und die Riem Arcaden sind als nächstes dran.
Dann muss sich auch niemand mehr die Beine in den Bauch stehen, um an seinen Kringel zu kommen.
Warum jetzt eigentlich genau? Es ist das „Abercrombie & Fitch“-Phänomen: Die Marke ist einfach hip. „Endlich seid ihr in München!!!“ schreiben die schon über 19.000 Facebook-Fans der München-Filiale auf die Seite. Und posten ein Bild von sich mit Dunkin’-Donuts-Box dazu, von sich, in einen Donut beißend – das neue Must-Have der Münchner Selfie-Welt.
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