Dreiste Abzocke mit toten Tieren in München-Obermenzing?
München - Felix, genannt Fefi, kam zu Franziska M. (heute 32), als sie zwölf Jahre alt war. Der getigerte Kater begleitete sie 20 Jahre lang, durfte mit ins Bett, war immer da. "Die beiden waren ein Herz und eine Seele", erzählt Andrea M. (63), Franziskas Mutter und Felix’ zweites Frauchen.
Tierfriedhof: Der geliebte Kater wird im offenen Sarg aufgebahrt
Fefi starb im August vorigen Jahres im stolzen Alter von 20 Jahren. "Wir wollten ein schönes Plätzchen für ihn, wo er in Ruhe liegen kann", sagt Andrea M. Ihn im Garten zu vergraben, war nicht erlaubt. Also fiel die Entscheidung für den Tierfriedhof "Letzte Ruhe" in Obermenzing, dem einzigen in München. Etwa 800 Haustiere liegen dort begraben.
Fefi wurde in einem mit blauem Samt ausgeschlagenen Holzsarg aufgebahrt. In einem "Raum der Stille" nahmen die Frauen Abschied. Felix bekam Käsebonbons mit ins Grab. Für die Trauerfeier, ein Reihengrab-Platz für fünf Jahre, eine Einfriedung aus Holz und ein Schild musste Andrea M. 816 Euro zahlen. Auf das Schild wartet sie bis heute. Schon früh hatte sie das Gefühl, "dass hier irgendwas faul ist".
Die Tierfreunde sind sauer
Als die Münchnerin am Karfreitag Felix’ Grab besuchen wollte, um Stiefmütterchen zu pflanzen, fiel sie aus allen Wolken. Das Häuschen auf dem Friedhofsgrund war verrammelt. "Der Friedhofsbüro ist vorübergehend geschlossen", stand in fehlerhaftem Deutsch auf einem Zettel.
Andere Friedhofsbesucher waren ebenfalls in großer Sorge. Auf dem Grund solle ein Pendlerparkplatz entstehen, die Tiergräber würden "plattgemacht", erzählten sie sich. Tatsächlich war ein Park & Ride-Parkplatz früher schon einmal im Gespräch, bestätigte Romanus Scholz, der Vorsitzende des Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing, der AZ. Tierfreundin Brigitte P. zur AZ: "Niemand hat uns informiert, ob oder wie es weitergeht. Es ist eine unerträgliche Vorstellung, dass der Bagger drüberrollt! Da liegt so viel Herzblut."
Friedhof sollte auf Ebay verkauft werden
Fakt ist: Das Aus für den Tierfriedhof ist besiegelt, wie die Pächterin Marieanne Wehner der AZ bestätigt. Der Vertrag mit dem Eigentümer läuft am 30. Juni 2020 aus. "Verlängern will er nicht." Sie versuchte den Friedhof noch schnell bei Ebay- Kleinanzeigen zu verkaufen, hatte aber keinen Erfolg.
Besonders hart trifft das Ende diejenigen, die sehr viel Liebe und Geld in die Errichtung und Pflege der Gräber steckten. Auf dem Tierfriedhof "Letzte Ruhe" gibt es Grabmale aus poliertem Naturstein und sogar mit Steinbank davor. Ein Münchner gab allein für die Steinmetzarbeiten 5.000 Euro aus. Ein anderer soll den Grabplatz für seine Schildkröte angeblich 50 Jahre im Voraus bezahlt haben. "Das ist einfach Betrug!", sagt Andrea M.
Besonders gemein ist, dass der Lebensgefährte der Betreiberin, der Marieanne Wehner den Friedhof bis zum 31. Dezember 2018 unterverpachtet hatte, noch möglichst viel Geld machen wollte. "Er hat erzählt, dass der Friedhof verkauft wird und alle gedrängt, noch schnell die Liegezeiten zu verlängern, weil die Preise danach steigen", weiß Andrea M.
Für kleine Tiere und Katzen beträgt die Mindestliegezeit fünf Jahre, für größere Hunde sieben Jahre. Wie viele der neu abgeschlossenen Verträge über das Bestehen hinausgehen, ist noch unklar. Marieanne Wehner verspricht: "Wir werden auf alle zugehen und eine Lösung finden!"
Eine gute Nachricht ist, dass der Friedhof nicht bereits in zwei Jahren eingeebnet wird. Die Pächterin: "Der Eigentümer akzeptiert, dass die Tiere bis 31. Juli 2025 liegenbleiben dürfen." In diesem Jahr können kleine Tiere noch bestattet werden. Bei größeren wird auf den Tierfriedhof bei Hallbergmoos verwiesen.
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