Drama um eine verschollene Lederhose
Ein Münchner will in seiner Hirschledernen heiraten. Doch das Paket mit der Hose geht verloren – der 31-Jährige ist „stinksauer“
Schwanthalerhöhe - Eine maßgeschneiderte Lederhose, ein verloren gegangenes Paket und dazwischen ein aufgebrachter Münchner. Max von Uslar ist 31 Jahre jung und wohnt im Westend. Am 4. September will er standesamtlich heiraten. An diesem wichtigen Tag will er seine geliebte Miesbacher Tracht tragen – passend zum Dirndl der Braut, sagt er.
Doch die Lederhose, Modell „Max“, die er sich vor einigen Jahren extra anfertigen ließ, ist wie vom Erdboden verschluckt.
Das ist passiert: „Die Hose war bockhart und fleckig durch den Regen.“ Der Münchner brachte sie in Rosenheim zur Reinigung, die sollte sie dann zurück nach München schicken. Das war vor mehreren Wochen, die geliebte Lederhose ist seither nicht mehr aufgetaucht. Die Hose ging wohl auf dem Postweg wohl verloren. Ein Ersatz lässt sich bis zur Hochzeit nicht mehr anfertigen, sagt von Uslar. Auch beim Kocherlball und bei den Waldfesten am Tegernsee hatte er sie gern getragen. „Ich habe sie damals beim Säckler selbst entworfen.“
Der Münchner ist „stinksauer“. Seine Hose sei für ihn „unersetzbar“. Er ärgert sich auch über die Kommunikation der DHL. Der 31-Jährige berichtet, dass er, nachdem das Päckchen nicht bei ihm angekommen war, zur nächsten Poststelle in der Bergmannstraße ging. „Meine Hose hat die Initialen MVU, so eine gibt es nur einmal, sie dürfte leicht zu finden sein“, meint er. Doch die Recherche gestaltete sich schwierig. Der Münchner musste die Reinigung kontaktieren, parallel wurde die DHL beauftragt, nach der verschwundenen Sendung zu suchen.
Es folgte ein Brief der DHL an die Wäscherei: „Wir bedauern, dass Sie den Verlust Ihrer Sendung vermuten“, schrieb die DHL. „Um Ihre Sendung schnell zu finden, senden Sie uns bitte eine Kopie Ihrer Rechnung an den Empfänger, einen anderen Nachweis über den Wert des Inhaltes oder den Kaufabschluss, woraus Käufer und Verkäufer hervorgehen.“
Auch von Uslar suchte weiter. Auf der DHL-Internetseite fand er einen Eintrag über den „letzten Bearbeitungsstand“ seiner Sendung vom 10. Juli. Demnach befand sich das Paket zu der Zeit noch im Paketzentrum Aschheim. Von Uslar rief bei der DHL an und wollte am Telefon erklären, wie seine Lederhose aussieht. Geholfen habe es nicht. „Warum kriegt die DHL es nicht auf die Reihe, vor Ort zu suchen, statt nur im Computer“, kritisierte der Münchner und beschwerte sich.
Zurück kamen diverse Antwortschreiben. Max von Uslar möge zur Unterstützung „bei der Nachforschung nach dem Verbleib des Paketes“ doch bitte ankreuzen, ob er das Paket erhalten habe oder nicht, hieß es in einem der Briefe.
Der Münchner ist empört. „Liebe, nicht mehr ganz so verehrte DHL“, schrieb er zurück. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine im Schuhkarton verschickte Lederhosn einfach verlorengeht. Leider hat die DHL geschafft, was für einen Bayern ist, als hätte eine Braut ihr Brautkleid verloren.“
Die AZ hat bei der DHL nachgefragt, wo die Hose nun geblieben ist. Das Paket wurde am 10. Juli zum letzten Mal in Aschheim erfasst, „seither leider nicht mehr“, sagt ein Sprecher. Und weiter: „Unser Kundenservice steht in Kontakt mit dem Absender, unsere Nachforschungen sind noch nicht abgeschlossen.“ Parallel werde die Haftungsfrage geklärt, denn rechtlich gelte die Hose als verloren.
Die DHL entschuldige sich im Fall eines Verlustes ausdrücklich, so der Sprecher. Er verweist auf die niedrige Fehlerquote insgesamt, räumt aber ein: „Bei rund 3,4 Millionen Sendungen, die wir jeden Tag befördern und der Vielzahl der Beschäftigten lassen sich Fehler leider nie ganz ausschließen.“
Von Uslar hat die Hoffnung aufgegeben. „Ich glaube nicht mehr, dass ich meine Lederhose jemals wiedersehe.“ Heiraten muss er jetzt wohl in einer anderen, ganz normalen Lederhose.
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