Dönerhaus in München ist unterm Hammer

München - Es ist gegen 10.30 Uhr als der Hammer fällt. Der Ort: Sitzungssaal 202 im Grundbuchamt an der Infanteriestraße. Die unendliche Geschichte namens "Dönerhaus" findet nach langen Jahren doch noch ein Happy End, als die Leiterin der Versteigerung verkündet: "Und vier Millionen 850.000 Euro zum Dritten!"
Mit diesem Gebot hat sich Josef Biermeier gegen seine Konkurrenz bei der Zwangsversteigerung des seit vielen Jahren verfallenden Hauses (Baujahr 1864) an der Schwanthalerstraße durchgesetzt.

Aber als sich der 61-jährige Chef eines Bauträgerunternehmens schon über die gelungene Ersteigerung freuen will, fährt ihm der Noch-Eigentümer des Grundstücks doch noch in die Parade. Die ganze Zeit über hatte der den Bieterwettbewerb still beobachtet, erst nach dem letzten Hammer meldet er sich zu Wort - und bittet die Rechtspflegerin um weitere drei Wochen Aufschub.
Bis dahin würde ein neuer Geldgeber alle Gläubiger befriedigen, beteuert er eindringlich. Tatsächlich konnte der Mann auf ähnliche Weise bereits zweimal eine Zwangsversteigerung seines Anwesens verhindern.
Doch in diesem Fall gibt es einen Unterschied: Den Antrag stellt der Eigentümer des Dönerhauses diesmal erst nach der Versteigerung. Kommt er damit durch? Drei Wochen will ihm die Rechtspflegerin jedenfalls nicht zugestehen. Das sei den Gläubigern nicht zuzumuten, sagt sie. Auf seine dringende Bitte hin setzt sie aber immerhin für eine Woche aus. Solange bleibt das Schicksal des Dönerhauses ungewiss. Zum Leidwesen von Josef Biermeier. Und vieler Anwohner in und um die Schwanthalerstraße.
Dönerhaus in München - Proteste gegen Verfall des Gebäudes
Seit Jahren wird gegen den Verfall des Hauses protestiert. Die SPD im Bezirksausschuss (BA) Schwanthalerhöhe fürchtet um eine Gesundheitsgefährdung der Nachbarn. "Die Fassade ist nicht mehr geschlossen", hieß es in einem Antrag im vergangenen Jahr. "Tauben, Ratten und andere Tier nutzen das Gebäude als Unterschlupf. Ihr Kot kann Viren, Pilze und Bakterien enthalten, die von Menschen über Atemwege, Mund oder Schleimhäute aufgenommen werden und zu Erkrankungen führen könnten."
Die Stadt solle Konsequenzen ziehen. Eine Bürgerversammlung regte sogar bereits an, die Möglichkeit einer Enteignung zu prüfen. Doch das gibt die Gesetzgebung offenbar nicht her.
Der Bezirksauschuss macht in diesem extremen Fall zwar seit Jahren so viel Druck wie er kann, aber die Mittel sind begrenzt. So geht es der BA-Vorsitzenden Sybille Stöhr auf AZ-Anfrage wie allen anderen Beteiligten in der Sache: "Wir müssen die Woche abwarten."