"Dieses Gebäude ist ein Schandfleck!"

Clemens Baumgärtner (36) engagiert sich als Vorsitzender vom Bezirksausschuss für Städtebau mit Augenmaß. Hier beantwortet er den Stadtviertel-Fragebogen der AZ.
von  Clemens Baumgärtner
In die Jahre gekommen: die verfallende Fassade der ehemaligen University of Maryland. CSU-Politiker Clemens Baumgärtner kann sich nicht wirklich daran erfreuen.
In die Jahre gekommen: die verfallende Fassade der ehemaligen University of Maryland. CSU-Politiker Clemens Baumgärtner kann sich nicht wirklich daran erfreuen. © ho/Google Maps

Rechtsanwalt Clemens Baumgärtner (36) engagiert sich als BA-Vorsitzender für einen Städtebau mit Augenmaß. Hier beantwortet der CSU-Politiker den Stadtviertel-Fragebogen der AZ.

Was schätzen Sie am Viertel?

Nur ein paar Beispiele: Die Nähe zum Perlacher Forst, zu den Alpen, die Ruhe, die verkehrsgünstige Lage, eine gewachsene Bevölkerung, viele immer noch dort wohnende Freunde seit Schulzeiten, ein weitgehend intaktes soziales Umfeld, ein Grillabend an der Isar.

Wo kann man am besten entspannen?


Im Sommer am besten bei einer kühlen Maß Bier in der Menterschwaige. Im Herbst bei einem Spaziergang an der Isar mit einem bunten Farbenspiel. Im Winter gehe ich gerne durch den Perlacher Forst, die Ruhe dort ist unbeschreiblich, wenn noch Schnee dazu kommt gibt es nichts Schöneres. Im Frühjahr ist der Tierpark unschlagbar.

Wo gibt es Probleme?

* Die nur schwer aufzuhaltende Verschandelung durch eine viel zu dichte Bebauung

* Immer noch zu wenig Plätze für Kinderbetreuung

* Teure Mieten

* Eine Verdrängung der angestammten Bevölkerung gerade in Untergiesing, die gesichtslosen Neubauten, die strukturelle Veränderung des Viertels

* Die teilweise unbefriedigende Versorgungssituation.

Was ärgert Sie ganz konkret?

Es gäbe durchaus Mittel, die sicherlich niemals völlig aufzuhaltende Veränderung im Viertel besser zu steuern.

Beispielsweise könnten Bebauungspläne dafür sorgen, dass nicht jeder gesichtslose Klotz gebaut werden darf, nur um dem Bauträger den Gewinn von ein paar zusätzliche Millionen zu ermöglichen.

Mit einer besser greifenden Erhaltungssatzung könnte die Gentrifizierung in Untergiesing wesentlich besser in den Griff bekommen werden.

Welches Vorurteil über das Viertel nervt Sie am meisten?


Dass Untergiesing ein „Arbeiterviertel“ sein soll und in Harlaching die „Gspickten“ wohnen sollen. An einem Arbeiter ist nichts Negatives zu sehen und ich persönlich kenne in Harlaching genügend dort wohnende Menschen, die sicherlich alles andere als reich sind.

Was sind die wichtigsten Projekte der nächsten Jahre?

*
Nach dem Auszug von Osram muss eine vernünftige Nachnutzung für dieses riesige Gelände gefunden werden.

* Die immer übler werdende Problematik mit Parkplätzen, gerade auch in Untergiesing jenseits des mittleren Ringes muss zwingend in den Griff bekommen werden.

* Mittel bis langfristig ist die Untertunnelung des mittleren Ringes unabdingbar.

* Klarheit sollte endlich über den Neubau des Harlachinger Krankenhauses gewonnen werden.

Und was muss verhindert werden?

* Auf jeden Fall muss verhindert werden, dass die Heimag-Siedlung abgerissen wird. Das damit verbundene Signal für alle anderen Münchner Mieter städtischer Wohnungsbaugesellschaften wäre fatal. Würde ein solcher Schritt doch bedeuten, dass man sich noch nicht einmal auf städtische Wohnungsbaugesellschaften und deren soziale Ausrichtung verlassen darf bzw. kann.

* Verhindert werden muss auch, dass eine Verdichtung in Untergiesing dazu führt, dass den Menschen keine Luft mehr zum Atmen bleibt und in Harlaching grüne Bäume dem Beton weichen müssen.

Auf welche Veranstaltung im Stadtteil freuen Sie sich heuer am meisten?

Das Sommerfest des Theodolinden-Gymnasiums, meiner ehemaligen Schule, das ich endlich einmal wieder besuchen möchte.

Jeder Ort hat einen „Schandfleck“. Welcher ist das in Ihrem Stadtteil?

Der Blick vom Mangfallplatz auf die verfallende Fassade der ehemaligen „University of Maryland“.

Angenommen, man dreht einen Film in Ihrem Stadtteil: Welches Genre und Thema würden am besten hierher passen? Und welche Schauspieler?

Eindeutig ein Krimi. Etwa im Stil von "Der Alte" oder "Derrick". Thema könnte das Erbe an einem großen wertvollen Grundstück sein, das ein Bauträger haben will.

Haben Sie drei Tipps für Neulinge im Viertel?

* Keine Vorurteile glauben, selber Augen aufmachen und das Viertel kennen und verstehen lernen.

* Kontakte knüpfen, zum Beispiel in Vereinen.

* Nie mehr wegziehen!

Sie möchten auch den Stadtviertel-Fragebogen der AZ ausfüllen? Schreiben Sie einfach an stadtviertel@abendzeitung.de

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