Dieses Baumhaus soll wieder abgerissen werden

Das Baumhaus war ein Geschenk von einem Vater an seinen kleinen Sohn – jetzt soll die Familie den Bau wieder abreißen.
von  Tim Lottes
Gebaut vom Schreiner – und auch wieder abgerissen vom Schreiner?
Gebaut vom Schreiner – und auch wieder abgerissen vom Schreiner? © ho

Harlaching - Wer hat sich als Kind kein Baumhaus im eigenen Garten gewünscht? In einer ruhigen Nachbarschaft in Harlaching ist ein Vater diesem Wunsch seines Sohnes nachgekommen: Der junge Schreiner baute seinem Sohn ein eigenes Baumhaus in den Vorgarten, hinein in zwei Birken, die dort stehen.

Die Freude hielt aber nicht lange: Eine sogenannte „benachbarte Partei“ hat die Lokalbaukommission verständigt – und die schrieb dem Schreiner und verlangt den sofortigen Abriss des Baumhauses.

In dem Schreiben von Juli heißt es: Grundsätzlich bestünden gegen Baumhäuser keine Bedenken, „allerdings gibt es hier Grenzen“. Dieses sei „bauplanungsrechtlich unzulässig, weil es die festgesetzte Baugrenze überschreitet“. Tatsächlich ragt es etwa fünf Zentimeter über die Baugrenze auf den Gehsteig.

Außerdem störe es das Straßenbild und füge sich durch seine Größe nicht in die Umgebung ein – das Naturholzhaus hat ungefähr eine Grundfläche von zwei mal zwei Metern und ist rund einen Meter hoch. Die „bauliche Anlage“ sei demzufolge „materiell rechtswidrig“.

Lesen Sie hier: Fast jeder fünfte Münchner von Armut bedroht

Die Forderung: Der Vater soll das Baumhaus beseitigen – oder es wird auf seine Kosten abgerissen. Das kann schnell ein paar hundert Euro kosten.

In den Fall haben sich jetzt weitere Nachbarn eingeschaltet, die sich für den jungen Vater und seinen Sohn einsetzen. Eine Unterschriftenaktion mit dem Titel „Rettet das Baumhaus“ soll nun helfen.

Laut der Anwohnerin, die sich am meisten engagiert, aber anonym bleiben möchte, hatte die Initiative schon rund 30 Unterschriften gesammelt, als die Liste plötzlich verschwand. Entwendet wurde, sagt die Frau – von wem, weiß sie nicht, aber sie geht davon aus, dass es ein Sabotage-Versuch des Nachbarn war, der sich an dem Haus störte. Wer auch immer das sein mag.

Nun hängt eine neue Liste am Gartenzaun vorm Wohnhaus. Erst ein paar Namen und Unterschriften sind darauf, aber die Nachbarn wollen nicht aufgeben und weiter bei der Baumhausrettung helfen.

Eine Unterschriftenliste hängt am Gartenzaun des Wohnhauses. Foto: ho

„Jeder kann hier sein hässliches Auto parken, aber das Haus stört?“

Die kleine Besonderheit dabei: Die Familie ist wahrscheinlich gerade im Urlaub, zumindest erreicht sie gerade niemand und keiner hat sie kürzlich gesehen.

Das macht den anderen Anwohnern aber gar nichts: Wen man in der Gegend antrifft, der spricht sich aus für das „schöne Baumhaus“. Es sei sicher konstruiert und füge auch den Bäumen keinen Schaden zu, argumentieren die Befürworter. Außerdem, erregt sich ein Nachbar: „Jeder kann hier seine riesigen, hässlichen Autos parken, aber so ein schönes, kleines Baumhaus soll die Umgebung stören?“

Lesen Sie hier: Größer als Freiham - Das wird das nächste Riesen-Viertel

Auch der Initiatorin der Unterschriftenaktion geht es im Grunde eher ums Prinzip – sie kenne die Familie in dem gelben Eckhaus eigentlich kaum, sagt sie. Die Geschichte berühre sie aber so sehr, dass sie nicht tatenlos zuschauen könne, wie der etwa zehnjährige Junge sein Baumhaus verliert. „Ich finde es einfach furchtbar, dass ein kleines Kind aus lächerlichen Gründen das Baumhaus verlieren soll, das sein Vater ihm liebevoll gebaut hat!“ Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteifrei) will sich zu diesem Fall nicht äußern: Derzeit laufe das Anhörungsverfahren, in dem der Eigentümer des Baumhauses zur Position der Behörde Stellung nehmen kann.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.