Dieser Mann will aus der Kneipe auf den OB-Sessel

Er war Türsteher, Sozialarbeiter und zapfte auf der Oidn Wiesn. Jetzt will Wolfgang Zeilnhofer-Rath Oberbürgermeister werden. Um anzutreten, braucht er aber erst mal 1000 Unterschriften  
Christian Pfaffinger |
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Er nennt nicht nur seine Wählergruppe HUT, sondern trägt auch immer einen: OB-Kandidat Wolfgang Zeilnhofer-Rath im Club Substanz.
Daniel von Loeper Er nennt nicht nur seine Wählergruppe HUT, sondern trägt auch immer einen: OB-Kandidat Wolfgang Zeilnhofer-Rath im Club Substanz.

Er war Türsteher, Sozialarbeiter und zapfte auf der Oidn Wiesn. Jetzt will Wolfgang Zeilnhofer-Rath Oberbürgermeister werden. Um anzutreten, braucht er aber erst mal 1000 Unterschriften

Ludwigsvorstadt - Und wieder ein Stricherl mehr. Drei sind es jetzt, fehlen also noch 997, wenn Wolfgang Zeilnhofer-Rath sich selbst und seine Mitkandidaten mal wegrechnet.

Freilich, er wird keine tausend Stricherl zeichnen auf den kleinen Block mit Brauerei-Logo, auf dem sonst Zechen zusammengerechnet werden. Aber es freut ihn zu sehen, dass was geht. Er setzt den Kuli wieder ab, legt ihn auf den Tresen und ruft nach hinten zum Wirt: „Wann gibt’s Weißwürscht?“

Wolfgang Zeilnhofer-Rath, genannt Balu, lehnt an der Bar des Substanz, einer Kneipe mit Live-Bühne gegenüber des Kreisverwaltungsreferats (KVR). Er zählt die Leute, die für ihn rübergehen in die Behörde und unterschreiben. Damit er Oberbürgermeister werden kann.

Der 53-Jährige ist der Spitzenkandidat der Wählergruppe HUT, die im März das erste Mal zur Stadtratswahl antreten will. Damit sie das darf, braucht die Gruppe bis zum 3. Februar 1000 Unterschriften von wahlberechtigten Münchnern.

Die ersten Unterschriften will Zeilnhofer-Rath schon vor Weihnachten. Weil aber kaum einer am Tag vor Heiligabend gern ins KVR geht, hat er sich etwas ausgedacht: eine „Unterschriften-Tanz-Tee-Aktion“ im Substanz.

Um neun Uhr morgens ist er dort allerdings noch recht allein. Also erzählt er erst mal dem AZ-Reporter, was die Wählergruppe HUT will: „Es geht uns vor allem darum, wie Politik gemacht wird“, sagt er. „Die etablierten Parteien machen das arrogant von oben herab, sie haben den Kontakt zu den Leuten verloren.“ Die Kandidaten von HUT dagegen seien „in allen Bereichen des Münchner Lebens zu Hause“.

Er selbst etwa in der Gastronomie, im Nachtleben und in der Sozialarbeit. Der studierte Sozialpädagoge arbeitete als Kellner und Türsteher im Glockenbach, er ist an der Bar „Zum Wolf“ beteiligt, auf der Oidn Wiesn war er Schankkellner im Herzkasperlzelt. Er war Bühnentechniker und Streetworker für Stricher. Und jetzt ist er OB-Kandidat in Vollzeit. Er meint es ernst.

„Wer in die Wählergruppe will, muss drei Grundsätze teilen: Demokratie, Menschenwürde und einen positiven, konstruktiven Ansatz“, sagt Zeilnhofer-Rath. Auf die Frage, ob das nicht recht beliebig sei, antwortet er: „Nein, das sorgt dafür, dass die dringendsten Themen zuerst behandelt werden, weil dazu aus der Wählergruppe die meisten Initiativen kommen.“ HUT stehe dabei für „humanistisch, unabhängig und tolerant“.

Am Nachmittag sind es dann schon ein mehr Stricherl auf dem Zettel: 65. Wolfgang Zeilnhofer-Rath steht im Substanz am DJ-Pult und sagt: „Ich bin zufrieden. Das war für einen ersten Versuch ohne viel Werbung gar nicht schlecht.“

 

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