Diese Eritreer pinkeln NICHT gegen die Kirche St. Gertrud!

Auf Facebook kursiert ein Foto aus Milbertshofen auf dem sechs farbige Männer gegen eine Kirchenwand zu urinieren scheinen. Es handelt sich um Hetze. Die Wahrheit ist ganz anders.
von  az
Mit dem Gesicht zur Wand, die Köpfe gesenkt - dieses Foto von der Kirche St. Gertrud am Harthof sorgte für Missverständnisse.
Mit dem Gesicht zur Wand, die Köpfe gesenkt - dieses Foto von der Kirche St. Gertrud am Harthof sorgte für Missverständnisse. © AZ-Screenshot

Auf Facebook kursiert ein Foto aus Milbertshofen auf dem sechs farbige Männer gegen eine Kirchenwand zu urinieren scheinen. Es handelt sich um Hetze. Die Wahrheit ist ganz anders.

Milbertshofen/Am Hart – Ein Foto auf Facebook von der Kirche St. Gertrud am Harthof erregt derzeit die Gemüter in den sozialen Netzwerken. Darauf zu sehen sind sechs farbige Männer, die mit gesenktem Kopf vor der Kirchenmauer stehen. Auf den ersten Blick scheint die Situation klar: Die Männer urinieren gegen das Gotteshaus!

Klar, dass dieses Bild Wasser auf die Mühlen von Asylgegnern und Ausländerfeinden ist: "Kirche in München, sechs Neubürger urinieren an das christliche Gotteshaus. TEILEN das [sic!] auch der letzte Gutmensch diese Sauerei mitbekommt. Respektlos und traurig, bin sprachlos. Stellt euch vor was die mit uns machen würden wenn wir selbiges an einer Moschee tun?", ist der Kommentar eines Facebook-Users, der das Foto weiterverbreitete.

Lesen Sie hier: "Abknallen", "Eselficker" So hetzen Rechte privat auf Facebook gegen Ausländer

Die Initiative mimikama.at, die es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht hat, Fakes im Internet zu entlarven, ist der Sache auf den Grund gegangen, hat sich die (nicht allzu große) Mühe gemacht und bei der Kirche nachgefragt. Die Antwort von einem Pater Matthias ließ nicht lange auf sich warten.

Die Männer pinkeln nicht, sie beten!

In der Erklärung, die mittlerweile auch auf der Webseite der Kirchengemeinde veröffentlicht wurde, heißt es:

Seit einigen Jahren wird einer der Räume unserer Kirche von der eritreisch-orthodoxen Gemeinde benutzt. Jeden Sonntag wird eine Eucharistie gefeiert. Junge Eritreer treffen sich oft auch nach der Messe am Wochenende in diesem Raum. So hat sich eine gute ökumenische Beziehung zwischen der eritreischen Gemeinde und unserer katholischen Pfarrei St. Gertrud entwickelt. Ab und zu feiern wir gemeinsam ökumenische Gottesdienste.

Nach der Tradition der orthodoxen Christen in Eritrea und Äthiopien gehen die Gläubigen oft nicht in die Kirche hinein, sondern beten draußen vor der Kirche. Sie lehnen sich an die Wand des Gotteshauses und beten.

Die Männer auf diesem Bild beten gerade. Es ist nicht das, was so mancher "besorgte Bürger" hier vermutet!

 

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