Die Sehnsucht nach Einigkeit
Prächtige Ikonen: In der Allerheiligenkirche in München wird seit 15 Jahren gemalt.
Schwabing - Die schwere Tür der Allerheiligenkirche in der Ungererstraße öffnet sich nur mit viel Kraft. Als wenn man sich den Eintritt in die prachtvolle Welt der Ikonen erst erarbeiten müsse. Und in der Tat verbirgt sich in dem Tonnengewölbe des Hauptschiffes ein Schatz – den die Augen kaum erfassen können: Von den Wänden strahlen goldene Fassungen, leuchten Heilige in roten, blauen oder türkisen Gewändern.
Mittendrin turnt behende Eleni Voutsinas auf einem Gerüst herum – den Pinsel fest in der Hand. Seit 15 Jahren gestaltet die Ikonenmalerin aus Thessaloniki zusammen mit ihrer Schwester Andromachi die Betonwände der 1995 erbauten griechisch-orthodoxen Kirche.
Eine Leidenschaft sei das, sagt die 42-Jährige. Die habe sie von ihrem Vater geerbt. Der führte seine Töchter schon als kleine Kinder in die Kunst der byzantinischen Malerei ein – und malt auch heute noch als 72-Jähriger jeden Tag. „Auch das Leinen, auf dem die Malereien in unserem Atelier in Thessaloniki gefertigt werden, hat er entwickelt“, erzählt Eleni Voutsinas. Zwei Tage dauere die Produktion – bis zu fünf Monate das Vormalen.
Eine alte griechische Methode: Die Ikonen werden zunächst auf die Leinwände gemalt und dann auf die Kirchenwände geklebt. „Weil es in Griechenland Erdbeben gibt und wenn dann der ganze Putz von den Wänden bröckelt, wenigstens die Leinwände mit den Ikonen erhalten bleiben.“ Nur die Gesichter werden nochmal nachgemalt – und das Blattgold angebracht. Rund 700 Blätter zieren die Wand, auf der Voutsinas gerade alte Heilige nachpinselt.
„Das sind alles Heilige, die vor der Kirchenspaltung im Jahr 1054 n. Chr. gelebt haben“, sagt der Erzpriester der Allerheiligenkirche, Apostolos Georgios Malamoussis. „Um so schöner, dass gerade dieser Abschnitt von einem katholischen Christen finanziert wurde.“ Mehrere Zehntausend Euro habe der Präsident der Industrie- und Handelskammer Oberbayern, Erich Greipl, zur Verfügung gestellt.
Malamoussis: „Die Sehnsucht nach Einigkeit – sie vereint eben doch alle!“
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