Die Neuen im Ruffinihaus

Altstadt – Es ist ein Prachtgebäude und ein wichtiges Überbleibsel des alten Münchner Einkaufsgewerbes: Im 1905 erbauten Ruffinihaus zwischen Rindermarkt und Sendlinger Straße sind seit jeher kleine Handwerksbetriebe und inhabergeführte Läden zu Hause. Das Haus gehört der Stadt, die sich darum bemüht, keine großen Ketten und Filialisten einziehen zu lassen. Doch nach so vielen Jahren steht eine Rundumsanierung an – und die ansässigen Händler müssen ausziehen.
Bis es im Herbst 2017 soweit ist, haben sich vier neue Ladenmieter trotzdem entschieden, einen befristeten Mietvertrag zu unterschreiben und bis zum Mai 2017 ihre Waren im Erdgeschoss anzubieten. Laut Kommunalreferat habe es mehrere Generationenwechsel gegeben, sodass die Verkaufsflächen frei wurden.
Ruth Moser bietet in ihrem Geschäft Taschen, Schals und Accessoires an, die sie mit ihren Kolleginnen Rebecca Domen und Lisa Hegge im Hinterraum an der Nähmaschine fertigt. Jedes Stück ist ein Unikat, die Materialien kommen aus Europa, ihre Schals werden in einer deutschen Strickerei gefertigt. Ihr Hauptgeschäft hat sie in Augsburg, München sieht sie als eine Art Testlauf.
Hochwertige Mode gibt es auch bei „Schiffhauer“. Das Geschäft wird von Martin und Roswitha Schiffhauer geführt, die bereits einen Laden in der Theatinerstraße haben. Für sie ist der Standort ein Glücksgriff: „Es ist ein wunderschönes Haus und eine tolle Atmosphäre. Uns ist das persönliche Verhältnis zu den Kunden wichtig, ganz im Sinne der Weltstadt mit Herz.“
Außerdem neu im Ruffinihaus sind die „Gewürze der Welt“ und der Familienbetrieb „Chococult“, in dem handgemachte Schokolade verkauft wird. Inhaber Franz Clement produziert, seine Frau Andrea hilft im Verkauf – und auch in anderen Bereichen: „Ich bin das Mädchen für alles“, sagt sie lachend, „Für uns ist es der erste richtige Laden und natürlich ist es spannend, gleich an so einem tollen Standort zu sein.“
Ob die neuen Mieter nach der Sanierung wieder einziehen dürfen und was mit den alten Traditionsgeschäften passiert, ist noch nicht klar. „Wir bemühen uns, allen Mietern während der Umbauphase eine Ausweichfläche anzubieten“, sagt Edwin Grodeke vom Kommunalreferat. Dafür sollen etwa Flächen im Stadtmuseum, die Arcaden zum Marienplatz oder auch Container genutzt werden. Dass jedoch alle Läden anderswo untergebracht werden, könne man nicht versprechen.
Bisher achtete die Stadt auch darauf, dass die Mieten für die kleinen Handwerksgeschäfte bezahlbar waren – nach der Komplettsanierung werde es eine „moderate Anhebung“ geben, so Grodeke. Etwa 15 Prozent mehr werden es wohl sein. Die Restaurierung des Ruffinihauses umfasst die Ladenebene, die Büroetagen im Obergeschoss und die Fassade. Die Sanierung soll 32 Millionen Euro kosten. Bis die Läden ihre Türen wieder öffnen können, wird es etwa 15 Monate dauern.