Die Maxvorstadt verliert ihren studentischen Flair
Maxvorstadt - Es ist eine Freude, durch die Maxvorstadt zu flanieren. Junge Leute bevölkern die Kneipen, die Straßencafés, die Wohngemeinschaften in den Altbauten. Es sind Hipster mit Männerdutt zu sehen, artig frisierte Blondinen mit Perlenketten, entspannte Rastalockenmenschen. Junge Leute, die aussehen, als wollten sie mal Werbeleute werden, Bildende Künstler, Philosophen, Architekten oder Juristen – oder die gerade frisch angefangen haben in ihrem Beruf.

Die Maxvorstadt ist der jüngste Stadtbezirk - noch
Jeder vierte Bewohner im Univiertel zwischen Eisbachwelle, Augustinerkeller und Siegestor ist zwischen 20 und 30 Jahre alt. Damit ist die Maxvorstadt der jüngste der 25 Münchner Stadtbezirke (in Rest-München sind nur 15 Prozent der Bewohner in diesem Alter).
Aber das Univiertel wird in Zukunft nicht das jüngste bleiben: Nach dem Demografiebericht der Stadt sinkt bis zum Jahr 2040 die Zahl der jungen Leute deutlich – und in einigen Neubaugebieten am Stadtrand wird die Bevölkerung dann jünger sein als hier.
Woran das liegt? Zunächst mal daran, dass in der Maxvorstadt nur wenige Kinder geboren werden, viele junge Frauen, die jetzt hier leben, verschieben ihre Babywünsche auf die Zeit nach der Uni, der Ausbildung oder dem Berufsstart – und die jungen Familien ziehen dann tendenziell raus an den Stadtrand. Und noch etwas können die Einheimischen gut beobachten – wie der Stadtviertelpolitiker Günter Westner, der für die CSU im örtlichen Bezirksausschuss sitzt: "In der Schellingstraße, früher typische Studenten-WG-Straße, wohnen jetzt schon kaum mehr Studenten. Wo die rausziehen, wenn sie mit der Uni fertig sind, ziehen keine Studenten mehr ein, weil die Mieten nicht mehr bezahlbar sind."

Die Studenten können sie die Mieten nicht mehr leisten
Stattdessen sind immer mehr junge Sehrgutverdiener zu sehen. "Junge Unternehmensberater, Anwälte, Leute aus dem Finanz- und Bankbereich, die mit hohen Gehältern einsteigen", sagt Westner. "Ich finde das keine schöne Entwicklung, die Fluktuation im Viertel ist ziemlich groß." Dazu kommt, dass mit den weiteren Uni-Standorten in Garching und Großhadern viele Studenten gar nicht mehr ins klassische Univiertel ziehen.
Perspektivisch nimmt also die Zahl der 40- bis 70-Jährigen in den nächsten 20 Jahren erkennbar zu, prognostiziert der Bericht. "Ein Ausgehviertel mit vielen Kneipen und Läden wird die Maxvorstadt schon bleiben", glaubt Westner. "Aber es wird teurer werden, und leider auch schnöseliger."

Statt Wohnungen werden Hotels oder Büros gebaut
Viel junges Volk nachkommen kann ohnehin nicht. Die Maxvorstadt ist jetzt schon so eng bebaut, dass nur noch vereinzelt Häuser abgerissen und neu (oder höher) bebaut werden können. Und da, wo Platz wäre, kommen keine Wohnungen hin, sondern Büros oder Hotels.
Auf dem Mahag-Gelände an der Karlstraße etwa entstehen 30.000 Quadratmeter Büros. Und das Gesundheitshaus an der Dachauer Straße, das seit 2016 leer steht (und endlich bald zwischengenutzt wird), wird nach dem Abriss auch nur ein Verwaltungsgebäude.
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