Die Maxvorstadt verliert ihren studentischen Flair

Das junge Straßenbild im Univiertel Maxvorstadt wird sich ändern – weil junge Sehrgutverdiener die Studenten verdrängen. Die Mieten sind einfach zu teuer für WGs.
Irene Kleber |
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In vielen Altbauten im Univiertel leben Studenten in Wohngemeinschaften – wie hier in der Amalienstraße. Wenn die WGs ausziehen, übernehmen immer öfter junge Gutverdiener die Wohnungen, deren Mieten steigen.
Daniel von Loeper 5 In vielen Altbauten im Univiertel leben Studenten in Wohngemeinschaften – wie hier in der Amalienstraße. Wenn die WGs ausziehen, übernehmen immer öfter junge Gutverdiener die Wohnungen, deren Mieten steigen.
Nur noch wenige Ecken im Viertel werden verdichtet werden – wie hier beim Gesundheitshaus an der Dachauer Straße, das (nach der Zwischennutzung) für einen drei Mal so großen Verwaltungsriegel abgerissen wird.
Daniel von Loeper 5 Nur noch wenige Ecken im Viertel werden verdichtet werden – wie hier beim Gesundheitshaus an der Dachauer Straße, das (nach der Zwischennutzung) für einen drei Mal so großen Verwaltungsriegel abgerissen wird.
Eine Bevölkerungspyramide, die sich stark ändert: Noch leben viele 20- bis 34-Jährige in der Maxvorstadt, wie die Grafik zeigt. Ihr Anteil wird bis 2040 schrumpfen, dafür steigt der Anteil der 40- bis 70-Jährigen stark an.
Grafik: Planungsreferat 5 Eine Bevölkerungspyramide, die sich stark ändert: Noch leben viele 20- bis 34-Jährige in der Maxvorstadt, wie die Grafik zeigt. Ihr Anteil wird bis 2040 schrumpfen, dafür steigt der Anteil der 40- bis 70-Jährigen stark an.
Viel Einwohnerwachstum wird es nicht geben. Das Univiertel ist so dicht bebaut, dass neue Wohnungen keinen Platz haben.
Grafik: Planungsreferat 5 Viel Einwohnerwachstum wird es nicht geben. Das Univiertel ist so dicht bebaut, dass neue Wohnungen keinen Platz haben.
Viele neue Babys im Viertel? Schaut nicht danach aus, die (rote) Kurve fällt nach unten ab. Die Zahl der Sterbefälle bleibt in der Waage.
Grafik: Planungsreferat 5 Viele neue Babys im Viertel? Schaut nicht danach aus, die (rote) Kurve fällt nach unten ab. Die Zahl der Sterbefälle bleibt in der Waage.

Maxvorstadt - Es ist eine Freude, durch die Maxvorstadt zu flanieren. Junge Leute bevölkern die Kneipen, die Straßencafés, die Wohngemeinschaften in den Altbauten. Es sind Hipster mit Männerdutt zu sehen, artig frisierte Blondinen mit Perlenketten, entspannte Rastalockenmenschen. Junge Leute, die aussehen, als wollten sie mal Werbeleute werden, Bildende Künstler, Philosophen, Architekten oder Juristen – oder die gerade frisch angefangen haben in ihrem Beruf.

Eine Bevölkerungspyramide, die sich stark ändert: Noch leben viele 20- bis 34-Jährige in der Maxvorstadt, wie die Grafik zeigt. Ihr Anteil wird bis 2040 schrumpfen, dafür steigt der Anteil der 40- bis 70-Jährigen stark an.
Eine Bevölkerungspyramide, die sich stark ändert: Noch leben viele 20- bis 34-Jährige in der Maxvorstadt, wie die Grafik zeigt. Ihr Anteil wird bis 2040 schrumpfen, dafür steigt der Anteil der 40- bis 70-Jährigen stark an. © Grafik: Planungsreferat

Die Maxvorstadt ist der jüngste Stadtbezirk - noch

Jeder vierte Bewohner im Univiertel zwischen Eisbachwelle, Augustinerkeller und Siegestor ist zwischen 20 und 30 Jahre alt. Damit ist die Maxvorstadt der jüngste der 25 Münchner Stadtbezirke (in Rest-München sind nur 15 Prozent der Bewohner in diesem Alter).

Aber das Univiertel wird in Zukunft nicht das jüngste bleiben: Nach dem Demografiebericht der Stadt sinkt bis zum Jahr 2040 die Zahl der jungen Leute deutlich – und in einigen Neubaugebieten am Stadtrand wird die Bevölkerung dann jünger sein als hier.

Woran das liegt? Zunächst mal daran, dass in der Maxvorstadt nur wenige Kinder geboren werden, viele junge Frauen, die jetzt hier leben, verschieben ihre Babywünsche auf die Zeit nach der Uni, der Ausbildung oder dem Berufsstart – und die jungen Familien ziehen dann tendenziell raus an den Stadtrand. Und noch etwas können die Einheimischen gut beobachten – wie der Stadtviertelpolitiker Günter Westner, der für die CSU im örtlichen Bezirksausschuss sitzt: "In der Schellingstraße, früher typische Studenten-WG-Straße, wohnen jetzt schon kaum mehr Studenten. Wo die rausziehen, wenn sie mit der Uni fertig sind, ziehen keine Studenten mehr ein, weil die Mieten nicht mehr bezahlbar sind."

Viel Einwohnerwachstum wird es nicht geben. Das Univiertel ist so dicht bebaut, dass neue Wohnungen keinen Platz haben.
Viel Einwohnerwachstum wird es nicht geben. Das Univiertel ist so dicht bebaut, dass neue Wohnungen keinen Platz haben. © Grafik: Planungsreferat

Die Studenten können sie die Mieten nicht mehr leisten

Stattdessen sind immer mehr junge Sehrgutverdiener zu sehen. "Junge Unternehmensberater, Anwälte, Leute aus dem Finanz- und Bankbereich, die mit hohen Gehältern einsteigen", sagt Westner. "Ich finde das keine schöne Entwicklung, die Fluktuation im Viertel ist ziemlich groß." Dazu kommt, dass mit den weiteren Uni-Standorten in Garching und Großhadern viele Studenten gar nicht mehr ins klassische Univiertel ziehen.

Perspektivisch nimmt also die Zahl der 40- bis 70-Jährigen in den nächsten 20 Jahren erkennbar zu, prognostiziert der Bericht. "Ein Ausgehviertel mit vielen Kneipen und Läden wird die Maxvorstadt schon bleiben", glaubt Westner. "Aber es wird teurer werden, und leider auch schnöseliger."

Viele neue Babys im Viertel? Schaut nicht danach aus, die (rote) Kurve fällt nach unten ab. Die Zahl der Sterbefälle bleibt in der Waage.
Viele neue Babys im Viertel? Schaut nicht danach aus, die (rote) Kurve fällt nach unten ab. Die Zahl der Sterbefälle bleibt in der Waage. © Grafik: Planungsreferat

Statt Wohnungen werden Hotels oder Büros gebaut

Viel junges Volk nachkommen kann ohnehin nicht. Die Maxvorstadt ist jetzt schon so eng bebaut, dass nur noch vereinzelt Häuser abgerissen und neu (oder höher) bebaut werden können. Und da, wo Platz wäre, kommen keine Wohnungen hin, sondern Büros oder Hotels.

Auf dem Mahag-Gelände an der Karlstraße etwa entstehen 30.000 Quadratmeter Büros. Und das Gesundheitshaus an der Dachauer Straße, das seit 2016 leer steht (und endlich bald zwischengenutzt wird), wird nach dem Abriss auch nur ein Verwaltungsgebäude.

Lesen Sie hier: Weniger Einwohner als heute - Untergiesing geht gegen den Trend

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