Die Helfer brauchen Hilfe

Die Teestube platzt aus allen Nähten und benötigt dringend mehr Mitarbeiter. Das Thema liegt vor dem Stadtrat.
von  Linda Jessen
Die Teestube in der Zenettistraße 32.
Die Teestube in der Zenettistraße 32. © Linda Jessen

Isarvorstadt - Wenn die Teestube „komm“ in der Zenettistraße um 14 Uhr ihre Tür öffnet, steht meist schon eine Traube wartender Menschen davor. Sofort stellen sich die Leute an der Theke an um sich in die Listen einzutragen, zum Kochen, zum Duschen, zum Wäschewaschen.

Wohnungslose und jene, die von Obdachlosigkeit bedroht sind, finden hier in der Teestube eine Anlaufstelle. Und es sind viele, die im reichen München auf diese Hilfe angewiesen sind. Für die rund 200 Menschen die im Winter hier pro Tag vorbeikommen stehen zwei Duschen, zwei Waschmaschinen und einige Kochstellen zur Verfügung – die Listen sind dementsprechend voll.

„Die Leute warten hier im Gang, dann wird im Akkord geduscht. Das Bad ist sechs Stunden durchgehend belegt“, schildert Einrichtungsleiter Franz Herzog die Lage.

Auf den rund 120 Quadratmetern gibt es Plätze für 70 Gäste; die reichen oft nicht aus. Dann sind die Männer und Frauen eng gedrängt auf dem wenigen Platz. Menschen, die viele Probleme mit sich herumtragen, oft auch psychisch; immer wieder kommt es zu Streitereien.

Zwei ehrenamtliche Helfer müssen dann Ansprechpartner sein und allein dafür sorgen, dass alles friedlich abläuft und die Wartelisten ordentlich geführt werden, während sich im Büro die Sozialpädagogen wie am Fließband um die Beratung der Klienten kümmern und gleichzeitig immer mit einem Ohr im Gemeinschaftsraum sind.

Sieben Tage die Woche ist die Teestube von 14 bis 20 Uhr geöffnet. Dafür gibt es sechseinhalb Stellen für Sozialpädagogen, inklusive der Streetworker, die in der Stadt unterwegs sind. „Meine Leute sind an der Belastungsgrenze, sie erzählen schon von Schlafproblemen nach den Schichten“, sorgt sich Herzog.

Anton Auer ist Bereichsleiter für Wohnungslosenhilfe beim Evangelischen Hilfswerk, das die Trägerschaft für die Teestube innehat. Gemeinsam mit Franz Herzog ist er jetzt an SPD-Stadtrat Christian Müller herangetreten und hat um Hilfe gebeten.

Die SPD hat daraufhin einen Antrag im Stadtrat gestellt, der sozialen Einrichtung zu helfen. „Die Teestube läuft gut, aber es sind mehr Menschen dort, als mit der Personalmenge zu bewältigen sind“, befindet Müller.

„Wie brauchen mindestens zwei Stellen mehr, sonst können wir die Teestube so nicht mehr führen. Dann müssen wir unsere Öffnungszeiten verkürzen“, macht Auer die Lage deutlich. Zum 1. April läuft das Kälteschutzprogramm der Stadt aus; dann werden noch mehr Menschen in die Teestube kommen.

Eine zweiter Laden, wäre ebenfalls eine Möglichkeit, für Entlastung in der Zenettistraße zu sorgen. „Wir stellen uns eine weitere Einrichtung vor, für die Klienten, die keinen Anspruch aus Wohnungslosenhilfe haben“, erklärt Auer.

Denn nicht alle kommen in die Teestubne um sich Hilfe und Rat zu holen. „Es kommen auch ehemalig Wohnungslose, die hier der Einsamkeit entfliehen. Oder Alkoholkranke, die eine alkoholfreie Zone suchen“, erklärt Herzog.

Immerhin: Christian Müller rechnet noch vor der Sommerpause mit einem Beschluss im Stadtrat.

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