Die große Kindergarten-Pleite

Unrentabel und 60.000 Euro Schulden: Der Kindergarten St. Lukas steht vor dem Aus. Warum die Eltern der Kindergartenkinder trotzdem um den Erhalt kämpfen.
Lehel - Ein Besuch bei den Eisbärenbabys in Hellabrunn. Das gönnten sich Eva Hüller und ihre dreijährige Tochter Lieselotte. Es ist eine lohnende Ablenkung vom Alltagsstress im Kindergarten St. Lukas, denn mit der Unbeschwertheit könnte für das kleine Madl schon in den Sommerferien Schluss sein. Lieselotte weiß nicht, dass ihr Kindergarten im August nach 30 Jahren schließen muss. Ihre Mutter und die anderen Eltern der Kindergartenkinder trifft die Nachricht hart.
Sie kämpfen jetzt um den Fortbestand von St. Lukas im Lehel. Anfang März hatte die Elternschaft erfahren, dass der Kindergarten schließen muss. Schuld sind die Finanzen. 60.000 Euro Minus hat die Einrichtung im Jahr 2013 gemacht. Zu unrentabel für den Träger – die Innere Mission. Sie sieht sich außerstande, den Kindergarten so weiterzuführen. Nicht nur das aufgelaufene Defizit, auch die Räumlichkeiten in der Einrichtung seien schwierig, sagt Klaus Honigschnabel, Pressesprecher der Inneren Mission München: „In keiner Kita, die wir sonst betreiben, haben wir solche Zustände“, sagt er.
Gemeint ist die unübersichtliche Raumaufteilung. Der Gruppenraum für die Kinder befindet sich im zweiten Stock, die Toilette im Keller. Muss eines der 19 Zwergerl aufs Klo, muss eine Erzieherin es begleiten. Die andere hütet so lange alleine die restlichen Kinder – eine Belastung für das Personal. Früher gab es noch eine zweite Gruppe und einen zusätzlichen Raum. Doch der liegt auf der anderen Seite der Straße unter der Sakristei der Kirche. „Um zur Toilette zu gehen, müssten die Kinder dann über die Straße“, so Honigschnabel. Zudem könnten in diesem Raum maximal 21 Kinder betreut werden. Für das neue Kindergartenjahr stehen momentan 20 Kinder auf der Warteliste. Sieben aus der jetzigen Gruppe kommen im Sommer in die Schule. Theoretisch würden dann 32 Kinder auf zwei suboptimale Gruppenräume treffen. Gerüchte die Betreuungseinrichtung dürfe aufgrund von strengeren Richtlinien, nur noch einen Raum benutzen, weist das Referat für Bildung und Sport zurück. „Es gibt eine bestehende Betriebserlaubnis für beide Räume, die unverändert gilt“, sagt Pressesprecherin Christina Berr. Der Kindergarten sei eine Bestandseinrichtung, neue Auflagen, die eine Schließung zur Folge hätten, beständen nicht.
Mehr noch als das Aus des Kindergartens, ärgert die Eltern die Informationspolitik. „Für uns ist das alles wahnsinnig kurzfristig. Bereits Anfang April laufen die Fristen zur Anmeldung in einem städtischen Kindergarten ab“, sagt Hüller. In ihrem Brief fordern die Eltern deshalb einen runden Tisch. „Wir wollen jetzt Klarheit. Ich verstehe nicht, warum die Stadt München trotz Betreuungsmangel nicht versucht den Träger dazu zu bewegen, den Kindergarten weiter zu führen,“ sagt sie. Das Schulreferat will einen runden Tisch unterstützen. Ein Termin dafür steh noch nicht fest.