"Die Fußgängerzone soll verlängert werden!"

Paul Pongratz, Wirt des Hackerhauses und CSU-Politiker, fordert eine Ausweitung der Fußgängerzone in der Sendlinger Straße. Bekommt er für seinen Vorschlag eine Mehrheit?
Altstadt - Am 16. März wird in München gewählt. "Zeit, dass in der Sendlinger Straße mal was vorwärts geht!", findet Paul Pongratz. Er will dem Münchner Stadtrat mit einer genauso populären wie umstrittenen Forderung ein wenig Dampf machen.
Der Wirt des Alten Hackerhauses, seit zwölf Jahren CSU-Mitglied im Bezirksausschuss Altstadt-Lehel und selbst wohnhaft in der Sendlinger Straße, ist überzeugt: "Die Sendlinger Straße ist prädestiniert als Fußgängerzone, sie muss weiter ausgebaut werden." Seit 2013 reicht die verlängerte Shoppingstraße und autofreie Zone bekanntermaßen bis zur neuen Hofstatt und zur Hackenstraße. Hinter dem Hackerhaus ist plötzlich Schluss.
"Bis vor zur Asamkirche" soll die Fußgängerzone entlang der Sendlinger Straße ausgebaut werden, fordert Pongratz, "in ein bis zwei Jahren könnte es soweit sein". Ein zweiter Bauabschnitt könnte in drei bis vier Jahren folgen, so seine Idee - bis zum Sendlinger-Tor-Platz. "Damit hätten wir eine einheitliche, für Fußgänger zugängliche Innenstadt im Rahmen der alten Stadtmauern." Die Kosten schätzt er auf "etwa eine Million vor bis zur Asamkirche", und insgesamt auf etwa zwei Millionen.
Wem das gefallen soll? Der 48-Jährige sagt: "Nicht nur Touristen, sondern auch Anwohner bestätigen, dass die Sendlinger Straße durch den Ausbau der Fußgängerzone vom Marienplatz bis hin zur Hackenstraße eine starke Aufwertung erfahren hat."
Profitieren würden die Münchner in der Innenstadt von "weniger Autolärm" und einer "breiteren, sicheren Fußgängerzone". Bei Citypartner, einer Vertretung der Geschäftsleute in der Innenstadt, kann Geschäftsführer Wolfgang Fischer diesen Trend bestätigen. "Die Anwohner würden eine Verlängerung der Fußgängerzone in der Sendlinger Straße begrüßen", sagt er. Auch gebe es dazu seitens der Unternehmen "immer wieder Anfragen".
Noch immer viel zu eng sei es in der belebten Sendlinger Straße, schimpft Pongratz. Konkret fordert der Wirt, der mit seiner Familie über dem Alten Hackerhaus wohnt: "Die Gehwege und die Fahrbahn sollen weg." Das alte Granitpflaster, "in dem der Stöckelschuh hängen bleibt", wird ersetzt durch durchgehendes Pflaster "ohne Stolpferfallen" - so wie schon in dem neuen Abschnitt ab dem Färbergraben.
"Auch ein paar Bäume wären schön - und Straßenlaternen, die in der Mitte der neuen Fußgängerparkplätzen platziert werden."
Was ist mit den Parkplätzen? Paul Pongratz zuckt mit den Schultern. "Wir haben sehr starken Parksuchverkehr in der Sendlinger Straße, wo eh' immer nix frei ist", sagt er und verweist auf Parkhäuser wie am Oberanger oder am Färbergraben, sowie auf die öffentlichen Verkehrsmittel. Auch für die Lieferwagen sieht er kein Problem, "sie dürfen die Fußgängerzone nach wie vor zwischen 22 Uhr und 10.15 Uhr befahren".
Kritische Stimmen sind unter einigen Anliegern im Hackenviertel zu hören. Dazu zählen etwa Kreuzstraße, die Brunn- und die Damenstifstraße. Sie fürchten, dass der Fokus durch eine Erweiterung der Fußgängerzone allzu sehr auf die Sendlinger Straße gelenkt wird - und die kleinen Blumenbinder, Stoff- oder Gebrauchswaren-Geschäfte in zweiter Reihe in Vergessenheit geraten.
Anlieger und Bewohner seien da geteilter Meinung, berichtet Bezirksausschuss-Chef Wolfgang Püschel (SPD). Auch Wolfgang Fischer von Citypartner kennt das Problem - das Hackenviertel müsse genauso gefördert werden, sagt er. "Auch die hinteren Geschäfte können von einer attraktiveren Sendlinger Straße profitieren."
Wie soll's aus Sicht von BA-Chef Püschel weitergehen? Der SPD-Politiker holt aus. Er verweist auf die Erfolge des Bezirksausschusses in Sachen Sendlinger Straße: Der BA habe die Verlängerung bis zur Hackenstraße damals vehement gefordert. Der Stadtrat hatte zugestimmt. Verbunden mit vielen Vorteilen: Die Sendlinger Straße schaffe seit der Erweiterung "viel mehr Platz und Bewegungsraum für die Fußgänger", sie sorge für eine "viel bessere Geschäftssituation und eine deutlich gesteigerte Aufenthaltsqualität". München profitiere ganz besonders von seiner attraktiven Innenstadt.
SPD-Mann Püschel warnt vor "vorschnellen" Forderungen, wie sie CSU-Politiker Paul Pongratz aus seiner Sicht jetzt erhebe. Aber: Eine Erweiterung der Fußgängerzone etwa bis zur Asamkirche sei auf lange Sicht generell vorstellbar, meint auch Püschel.
Ein solcher Entscheidungsprozess brauche seine Zeit. Man müsse bei der Frage "alle Anwohner und Beteiligten ins Boot holen". Auch an ältere und gehbehinderte Münchner, die mit dem Auto zum Arzt gebracht werden, müsse man zum Beispiel denken, warnt der SPD-Politiker.
Als mögliche Etappe schlägt er eine "Begegnungszone" in der Sendlinger Straße vor. Also einen verkehrsberuhigen Bereich mit mehr Freiraum für Fußgänger im vorderen Teil der Sendlinger Straße. Danach könne man weitersehen.
Paul Pongratz will nicht so lange warten müssen. "Wer hätte schon vor acht Jahren geglaubt, dass die Fussgängerzone in der Sendlinger Straße verlängert wird?", fragt er. Seine Idee hält er für mehrheitsfähig. Schon bei einer Einwohnerversammlung im Dezember hat er seinen Vorschlag zur Verlängerung der Fußgängerzone eingebracht - und eine Mehrheit erhalten.
Jetzt solle der Stadtrat schnellstmöglich Position zu der Meinung der Münchner beziehen, fordert der Hackerhaus-Wirt. "Am besten noch vor der Kommunalwahl am 16. März. Denn wir wollen nicht, dass erst wieder in fünf Jahren etwas passiert."