Die Fußgängerzone: Deutschlands teuerste Straße

Laut einer Studie zahlen Händler in der City derzeit bis zu 350 Euro Miete pro Quadratmeter – es geht aber noch viel teurer. Damit liegt die Fußgängerzone im landesweiten Ranking an der Spitze.
von  Thomas Gautier
Der Wunschtraum der Innenstadt-Händler: die überlaufene Fußgängerzone kurz vor Weihnachten 2012.
Der Wunschtraum der Innenstadt-Händler: die überlaufene Fußgängerzone kurz vor Weihnachten 2012. © imago

München - Wäre Deutschland ein Monopoly-Brett, dann läge die Schlossallee in München. Und zwar genau in der Mitte.

Wer an der Kaufinger- und Neuhauser Straße einen Laden eröffnen will, muss die höchsten Mietpreise zahlen. In ganz Deutschland.

Bis zu 350 Euro zahlen Geschäftsinhaber zwischen Marienplatz und Stachus pro Quadratmeter. Dieser Wert stammt von der Immobilien- Beratungsfirma Jones Lang LaSalle (JLL). Sie hat untersucht, wie viel man bei der Neuvermietung eines 100 Quadratmeter großen Standardladenlokals in den wichtigsten Einkaufsstädten zur Zeit bezahlen müsste.

Damit liegt die Fußgängerzone im landesweiten Ranking an der Spitze – vor der Frankfurter Zeil mit Mieten von 290 Euro pro Quadratmeter, der Berliner Tauentzienstraße (280 Euro), der Düsseldorfer Kö (255) oder der Spitaler Straße in Hamburg (255).

JLL erwartet für dieses Halbjahr Miet-Anstiege von sechs Prozent in München. Das sind 20 Euro pro Quadratmeter mehr als im zweiten Halbjahr 2012.

Die Gründe: Die Fußgängerzone gehört zu den meistbesuchten Straßen Deutschlands. Laut einer JLL-Studie liegt die Frankfurter Zeil zwar mit bis zu 13.120 Passanten pro Stunde vor der Kaufingerstraße mit 11 820 Besuchern. Dafür ist die Kaufkraft hier größer als in Hessen: Laut der Gesellschaft für Konsumforschung sind die Münchner mit 28.247 Euro Fünfte in Deutschland. Und fünf Kreise im Umland zählen zu den Top 10 des Landes: Ganz oben ist Starnberg, dann der Landkreis (Platz 3), Ebersberg (Platz 6), Fürstenfeldbruck (Platz 7) und Dachau (Platz 9) – alles voller Menschen, die im Zentrum shoppen. Die Fußgängerzone: der Laufsteg der Geldigen.

Hohe Kaufkraft bedeutet hohe Umsätze – deshalb drängen viele Firmen in die Neuhauser und Kaufingerstraße, weiß auch Claudia Reischl, die bei JLL die Vermietung Einzelhandel in München leitet. Die Vermieter bekommen das natürlich mit und verlangen entsprechend mehr.

Die Nachfrage werde auch durch die kleine Fläche angeheizt, sagt Reischl – und durch ausländische Firmen, die seit Jahren nur darauf warten, im Zentrum präsent zu sein. „Internationale Firmen sehen München als Zielpunkt Nummer eins in Deutschland“, sagt Reischl.

Der Trend gehe seit Jahren zum Flagship-Store – also zu repräsentativen Hauptvertretungen einer Marke. Benetton und S.Oliver sind mit ihren Hauptfilialen schon seit längerem da, bald folgen Mango und die US-Kette Forever 21 im Joseph-Pschorr-Haus. Dort zieht auch SportScheck hin – und schließt dafür seine anderen Münchner Filialen.

350 Euro pro Quadratmeter sind nicht das Ende. Bei Ladenflächen unter 100 Quadratmetern liegen die Preise noch höher, sagt Reischl. Preise von über 500 Euro pro Quadratmeter seien heute schon Realität. „Je kleiner, desto teurer“, sagt die Expertin. Das treffe vor allem Geschäfte für Accessoires, Mobilfunk oder Schuhe.

Im weltweiten Vergleich sind die Münchner Preise dennoch Peanuts. In der Fifth Avenue in New York kostet der Quadratmeter 1355 Euro.


 

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