Die Energiefrage: Effizienz, Konsistenz und Suffizienz
Messestadt - Neue Ideen für ein klimafreundliches München sollen beim „Imagine“-Forum am Donnerstag, 10. April, im Bauzentrum München entwickelt werden. In Workshops soll in Anlehnung an den Energiefahrplan der EU die Grundlage für einen lokalen Energiefahrplan für München erarbeitet werden.
Erörtert wird, was die jeweils teilnehmenden Firmen und Institutionen tun können, damit die Vision einer Niedrigenergiestadt mit hoher Lebensqualität – die 2.000-Watt-Gesellschaft in München – bis 2050 umgesetzt werden kann. Das Forum findet im Rahmen des EU-Projekts „Imagine“ statt, bei dem die Stadtverwaltung München Projektpartner ist. Zum Forum haben 60 geladene Vertreter von Vereinen, Verbänden und Stadtverwaltung, aus Handel, Industrie und von NGOs zugesagt.
Joachim Lorenz, Referent für Gesundheit und Umwelt, spricht um 9 Uhr Grußworte. Die Veranstaltung ist für geladene Gäste. In der 2.000-Watt-Gesellschaft werden die vorhandenen Ressourcen maßvoll genutzt und global gerecht verteilt. Jeder hat das Recht auf gleich viel Energie. Es geht um Effizienz, Konsistenz und Suffizienz.
Gerade der Suffizienz kommt eine große Bedeutung zu, denn hier können Bürgerinnen und Bürger aktiv werden. Irrtümlich wird die Suffizienz oft mit Verzicht gleichgesetzt. Gemeint ist aber vielmehr eine Geisteshaltung, die mit der Volksmund- Weisheit „Weniger ist mehr“ umschrieben werden kann. In München praktizierte Beispiele suffizienter Lebensart sind die Krautgärten, auf denen Bürger ihre Parzellen selbst beackern, oder Kleidertauschpartys.
In so genannten Repair-Cafés wird darüberhinaus gemeinsam getüftelt und mit mitgebrachten Kabeln, Schaltkreisen und dergleichen alte Elektronik repariert. „Suffizienz kann sicher auch weh tun, wenn man sich beispielsweise an ein Leben ohne Auto gewöhnen muss“, sagt Joachim Lorenz, Referent für Gesundheit und Umwelt, dessen Referat zum „Imagine“-Forum eingeladen hat. „Sie kann aber auch bereichernd sein – ich selbst spüre es beim ÖPNV, den ich dem Auto schon lange vorziehe. Trotz Verzichts bin ich schneller und günstiger in München unterwegs.“
Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein erster Schritt getan, um die Energiewende herbeizuführen. „Es braucht aber neben der übergeordneten Strategie auch für jeden Haushalt praktikable Ansätze. Und freilich müssen sie auch in München umsetzbar sein“, sagt Lorenz. Auch das sind Grundlagen des Energiefahrplans für München, die mit den über Branchen hinweg geladenen Gästen aus der Stadtgesellschaft diskutiert werden sollen. „Fossil-atomare Quellen zu ersetzen, ist ein Ziel der Energiewende. Doch der Ausbau der erneuerbaren Energien darf nicht das einzige Ziel sein. Um die Wende herbeizuführen, bedarf es einer inneren Überzeugung, der Taten folgen“, sagt Lorenz.
„Vom ,Imagine’-Forum erwarte ich mir gute Ideen für München, die in den Haushalten und in Gewerbebetrieben ankommen. Ich wünsche mir ein suffizientes München.“ „Imagine“ ist eine Initiative des Städtenetzwerks Energy Cities, dem sich die Landeshauptstadt 1999 angeschlossen hat. Mit dem Konzept „Imagine low energy cities with a high quality of life for all“ möchte Energy Cities Städte in eine nachhaltige und energiesparende Zukunft begleiten. Ein Ziel ist, das Gesamtthema „Energiewende“ nicht auf das Thema Energie zu beschränken, sondern zusammen mit anderen Themen und unter anderen Blickwinkeln zu erfassen: hierzu zählt insbesondere das Engagement lokaler Akteure.
Die Landeshauptstadt München verfolgt selbst ehrgeizige Pläne – die CO2-Emissionen pro Münchner sollen bis 2030 um 50 Prozent reduziert werden (Referenzjahr 1990). Hierzu hat München ein Klimaschutzprogramm erarbeitet, bei dem sich die Stadtverwaltung an ihren eigenen Vorgaben misst (Integriertes Handlungsprogramm Klimaschutz in München), mit der Leitlinie Ökologie eine richtungsweisende Strategie für die Zukunft erarbeitet und ein umfassendes Netzwerk lokal (zum Beispiel mit dem Bündnis „München für Klimaschutz), national und international aufbaut. „Imagine“ ist Teil dieses Netzwerkes.
- Themen:
- Europäische Union