Deutsches Theater: So neu, so bunt

Der Bau hätte seit zwei Jahren schon fertig sein sollen. Jetzt nähern sich die Arbeiten dem Ende – und das Ergebnis macht schon etwas her. Die AZ hat sich das Haus angesehen
München - Noch knirscht der Kies unter den Füßen, es wird gehämmert und gesägt, geschweißt und gebohrt. Die Fassade des altehrwürdigen Deutschen Theaters in der Schwanthalerstraße ist noch verhängt, Baugerüste verstellen den Innenhof. Die Zeit drängt. Es ist jetzt mit dem 18. Januar schon der achte Termin, an dem das Haus wieder eröffnet werden soll.
„Wir schaffen das“, gab sich der (im kommenden Jahr scheidende) Bürgermeister Hep Monatzeder gestern zuversichtlich. Und auch die Architekten meinten, es gebe keine Stelle mehr, an der sich ein neues Loch auftun könnte. 95 Prozent der Arbeiten sollen schon fertig sein. Was jetzt noch gemacht wird, seien Endarbeiten und Mängelbeseitigung. Mängel hat es ja in der langen Bauzeit auch schon genug gegeben.
Ein wenig kann man auf der Baustelle bereits erkennen, wie das neue Theater aussehen wird. Das Team Doranth Architekten hatte in all den Jahren viel Kritik einzustecken.
Das Foyer ist ganz in Weiß gehalten, große beigefarbene Steinplatten bedecken die Böden. Von der Decke taucht indirekte Beleuchtung den Raum in blaues, grünes oder rotes Licht – wie es gerade gewünscht ist. So wird das sture Weiß der Wände angenehm illuminiert. In den Säulen sind Nischen für Bildschirme eingelassen. Was dort außer Programmhinweisen gezeigt werden soll, war zumindest beim Presserundgang gestern noch nicht ganz durchdacht. Der Theatersaal selbst ist farbiger: ein starkes, dunkles Rot an den Wänden, das von weißen Lichtlinien durchzogen ist. Rot auch die Polster der Sitzreihen, schwarz die Stuhllehnen.
Ein Schmuckstück ist der wieder hergerichtete Silbersaal – das letzte Element aus dem Urtheater, als es im 19. Jahrhundert gebaut wurde.
Was es nicht mehr gibt, ist der beliebte Weißwurstkeller. Der ist jetzt mit Technik-Einrichtungen vollgestellt. Als kleinen Ersatz gibt es dafür eine kleine Keller-Bar.
Bis zur Wiesn soll die Fassade wieder frei sein. Und im August zieht die Verwaltung wieder ein. Die arbeitet heute noch in den Containern am Ausweich-Spielplatz in Fröttmaning.
Erst wenn das Theater fertig ist, wird die Baulücke daneben geschlossen. Das Grundstück gehört auch der Theater-Gesellschaft. „Dort ist ein Büro- und Geschäftshaus geplant“, sagt Geschäftsführer Rainer Gebhardt.
Seit dem Jahr 2000 arbeitet die Stadt an der Zukunft des Deutschen Theaters. Die Drohung mit einem Bürgerentscheid verhinderte die Schließung; ein Verkauf scheiterte, weil die Investoren zu teure Zugeständnisse verlangten.
Seit dem Sommer 2008 ist das Haus nun Baustelle. Bis 2011 sollte es fertig sein. Jetzt soll es am 18. Januar 2014 so weit sein. Auf 138,7 Millionen Euro war die perfekte Modernisierung im Jahre 2002 kalkuliert worden. Dann musste abgespeckt werden: keine Drehbühne, kein Weißwurstkeller mehr. Da sollte es 79,5 Millionen Kosten. Inzwischen liegt der Preis bei 94 Millionen.
„Wir werden es mit einer Gala eröffnen, und die Münchner Philharmoniker werden spielen“, schwärmt Bürgermeister Hep Monatzeder: „Es wird wie bei einem Wiener Ball.“ Am 19. März hebt sich zum ersten Mal der Theatervorhang: für das Musical West Side Story. „Das ist der Josefi-Tag“, sinniert Monatzeder, „mein Namenstag. Dann habe ich das Projekt noch während meiner Amtszeit abgeschlossen.“ Er atmet tief durch und geht durch den knirschenden Kies.