Der wilde Westen fängt gleich hinter Haidhausen an

1890 gastiert Buffalo Bill mit seiner Western-Show auf der Theresienwiese: Seidem sind die Münchner von Cowboys und Indianern fasziniert. Bis heute. Das beweist eine neue Ausstellung im Gasteig.  
von  az
Buffalo Bill (in der Mitte) bekommt Besuch von Prinz Ludwig von Bayern (weiter links mit Zylinder) und desssen Töchtern.
Buffalo Bill (in der Mitte) bekommt Besuch von Prinz Ludwig von Bayern (weiter links mit Zylinder) und desssen Töchtern. © Stadtarchiv

1890 gastiert Buffalo Bill mit seiner Western-Show auf der Theresienwiese: Seidem sind die Münchner von Cowboys und Indianern fasziniert. Bis heute. Das beweist eine neue Ausstellung im Gasteig.

München - Die Sehnsucht nach dem Wilden Westen – in München hat sie kein Geringerer als Buffalo Bill befeuert. Im Jahre 1890 gastierte der berühmte Büffeljäger mit seiner WildWest-Show auf der Theresienwiese. Die Stadt war begeistert, das Gastspiel musste verlängert werden. 200 000 Münchner sahen sich das Spektakel mit echten Cowboys, Indianern und der Scharfschützin Annie Oakley an.

Die Folgen sind bis heute zu spüren. In der Stadt wurden danach in schneller Folge von Wild-West-Fans Cowboyclubs gegründet. Einer davon, der „Cowboy Club München“ (CCM) existiert noch heute.

CCM-Ehrenmitglied Helga Lauterbach-Sommer erklärt bei der Ausstellungeröffnung am Sonntag anhand einer alten Fotografie, die eine Handvoll Münchner im Cowboy-Outfit zeigt, ihre Familienbande. Ganz rechts ihr Onkel Fred Sommer, Vater des „Vorstadtindianers“ Sigi Sommer. „Und das da ist mein Vater Hermann.“ Sie zeigt auf den zweiten Mann von rechts, der Revolver und Lasso in den Händen hält. Die beiden Sommers waren Gründungsmitglieder des Clubs im Jahre 1913.

Für Cousin und „Vorstadtindianer“ Sigi Sommer war sein alter Herr denn aufgrund seiner Künste beim Lassowerfen kein unbedeutender Arbeiter, sondern „der große Häuptling Abendwind“.

All das kann man derzeit in der Ausstellung „München und der Wilde Westen“ erleben. Kurator Hermann Wilhelm, „Mr. Haidhausen“, wie er bei der Eröffnung respektvoll von Gasteig-Chefin Brigitte von Welser tituliert wird, hat sie mit großer Akribie und Liebe zum Detail zusammengestellt.

Lesen Sie hier: Gedenkveranstaltung: 100 Jahre Sigi Sommer

Wertvolle Hilfe bekam Wilhelm dabei von dem Maler und Grafiker Max „Mac“ Oliv. Der 85-jährige, selbst 20 Jahre Mitglied des CCM, steuerte viele historische Fotos bei.

Julius Fröbel: Revolutionär, Westmann

Ausgangspunkt war für den Kurator die Beschäftigung mit Julius Fröbel. Der Revolutionär von 1848 wanderte aus und leitete im Jahre einen Treck nach Westen. „Eine unglaubliche Geschichte“, findet Wilhelm, der rund um Fröbel die Geschichten berühmter „Wildwest“-Münchner recherchierte. Lola Montez, August Macke, Max Slevogt, die Macher der frühen Isar-Western August Arnold und Ronald Richter bis zum „Isar-Indianer“ Willy Michl finden ihren Platz.

Dass der Mythos immer noch lebt, beweist ein Theaterstück. Auf dem Spielplan der Kammerspiele steht mit „Caspar Western Friedrich“ derzeit ein echter Kunst-Western.

Ausstellung im Gasteig, Glashalle, 1. OG, bis 13. März, 8-23 Uhr, Eintritt kostenlos; Katalog von Hermann Wilhelm: 19,80 Euro (sw), 29,80 Euro (Farbe).

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