Der wilde Westen fängt gleich hinter Haidhausen an

1890 gastiert Buffalo Bill mit seiner Western-Show auf der Theresienwiese: Seidem sind die Münchner von Cowboys und Indianern fasziniert. Bis heute. Das beweist eine neue Ausstellung im Gasteig.  
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Buffalo Bill (in der Mitte) bekommt Besuch von Prinz Ludwig von Bayern (weiter links mit Zylinder) und desssen Töchtern.
Stadtarchiv 7 Buffalo Bill (in der Mitte) bekommt Besuch von Prinz Ludwig von Bayern (weiter links mit Zylinder) und desssen Töchtern.
Der Ausstellungsmacher: Hermann Wilhelm vor dem Bild eines Western-Filmplakat.
Daniel von Loeper 7 Der Ausstellungsmacher: Hermann Wilhelm vor dem Bild eines Western-Filmplakat.
Die Mitglieder des „Cowboy Club München e.V.“. Der zweite vorne links: Hermann Sommer, rechts Fred Sommer.
Sammlung Max Oliv 7 Die Mitglieder des „Cowboy Club München e.V.“. Der zweite vorne links: Hermann Sommer, rechts Fred Sommer.
Seine Geschichte war der Ausgangspunkt der Ausstellung: Julius Fröbel wanderte nach der gescheiterten Revolution von 1848 aus und wurde in den Vereinigten Staaten zum Westmann. 1854 leitet er einen Treck von Texas nach Kalifornien. Ein halbes Jahr dauert die Reise durch die Colorado-Wüste nach San Francisco, „die er ganz zu Pferde unter den mannigfaltigsten Gefahren durch wilde Tiere und noch wildere Indianer glücklich“ übersteht. In Los Angeles wird er auf dem Rückweg auf der Straße fast von einer verirrten Kugel getroffen.
Archiv Hermann Wilhelm 7 Seine Geschichte war der Ausgangspunkt der Ausstellung: Julius Fröbel wanderte nach der gescheiterten Revolution von 1848 aus und wurde in den Vereinigten Staaten zum Westmann. 1854 leitet er einen Treck von Texas nach Kalifornien. Ein halbes Jahr dauert die Reise durch die Colorado-Wüste nach San Francisco, „die er ganz zu Pferde unter den mannigfaltigsten Gefahren durch wilde Tiere und noch wildere Indianer glücklich“ übersteht. In Los Angeles wird er auf dem Rückweg auf der Straße fast von einer verirrten Kugel getroffen.
Nach der Liaison mit dem bayrischen König Ludwig I. muss Lola Montez Bayern verlassen. So weit ist die Geschichte der irischen Tänzerin Münchner Allgemeingut. Weniger bekannt ist ihre Erfolgsstory in den Vereinigten Staaten. Dort kam sie im Jahre 1851 an und landete in New York mit dem Stück „Lola in Baviera“ gleich einen großen Hit. Der Star siedelt danach in den Westen über und lässt sich in einer Goldgräberstadt nahe Sacramento nieder. Auch in Grass Valley ist die „Spiderlady“, wie sie dort getauft wird, ein großer Erfolg.
Archiv Hermann Wilhelm 7 Nach der Liaison mit dem bayrischen König Ludwig I. muss Lola Montez Bayern verlassen. So weit ist die Geschichte der irischen Tänzerin Münchner Allgemeingut. Weniger bekannt ist ihre Erfolgsstory in den Vereinigten Staaten. Dort kam sie im Jahre 1851 an und landete in New York mit dem Stück „Lola in Baviera“ gleich einen großen Hit. Der Star siedelt danach in den Westen über und lässt sich in einer Goldgräberstadt nahe Sacramento nieder. Auch in Grass Valley ist die „Spiderlady“, wie sie dort getauft wird, ein großer Erfolg.
Die Presse ist so begeistert wie das Publikum: „Die gesamten reiterischen Produktionen stehen an Originalität, an equestrischem Wert und an künstlerischem Reiz so hoch über allen bekannten Zirkusproduktionen, dass sie eben als solche gar nicht angesehen werden sollen“, schreiben die Münchner Neuesten Nachrichten am 21. April 1890 über Buffalo Bills Wild-West-Show. Was der Kollege damals noch nicht ahnen konnte. Die Show löst bei den Münchnern eine bis heute andauernde Faszination mit Cowboys und Indianern aus.
Monacensia Bibliothek 7 Die Presse ist so begeistert wie das Publikum: „Die gesamten reiterischen Produktionen stehen an Originalität, an equestrischem Wert und an künstlerischem Reiz so hoch über allen bekannten Zirkusproduktionen, dass sie eben als solche gar nicht angesehen werden sollen“, schreiben die Münchner Neuesten Nachrichten am 21. April 1890 über Buffalo Bills Wild-West-Show. Was der Kollege damals noch nicht ahnen konnte. Die Show löst bei den Münchnern eine bis heute andauernde Faszination mit Cowboys und Indianern aus.
Spaziergänger und Häuptlingssohn Sigi Sommer erinnerte sich an seine Indianer-Kindheit so: „Mein Vater, der große Häuptling Abendwind, der Gründer des ersten Wildwest-Vereins aber schwang knapp unter der schwankenden Gaslampe weg ein Wäscheleinen-Lasso, zielte und fast jedes Mal senkte sich dann die Schlinge um unsere Oma.“ Sigis Vater Fred opferte seiner großen Wild-West-Leidenschaft viel Freizeit. Kein Wunder, dass für den kleinen Sigi Sitting Bull, der rote Napoleon, früher ein Begriff wurde als etwa Fürst Bismarck.
Archiv Hermann Wilhelm 7 Spaziergänger und Häuptlingssohn Sigi Sommer erinnerte sich an seine Indianer-Kindheit so: „Mein Vater, der große Häuptling Abendwind, der Gründer des ersten Wildwest-Vereins aber schwang knapp unter der schwankenden Gaslampe weg ein Wäscheleinen-Lasso, zielte und fast jedes Mal senkte sich dann die Schlinge um unsere Oma.“ Sigis Vater Fred opferte seiner großen Wild-West-Leidenschaft viel Freizeit. Kein Wunder, dass für den kleinen Sigi Sitting Bull, der rote Napoleon, früher ein Begriff wurde als etwa Fürst Bismarck.

1890 gastiert Buffalo Bill mit seiner Western-Show auf der Theresienwiese: Seidem sind die Münchner von Cowboys und Indianern fasziniert. Bis heute. Das beweist eine neue Ausstellung im Gasteig.

München - Die Sehnsucht nach dem Wilden Westen – in München hat sie kein Geringerer als Buffalo Bill befeuert. Im Jahre 1890 gastierte der berühmte Büffeljäger mit seiner WildWest-Show auf der Theresienwiese. Die Stadt war begeistert, das Gastspiel musste verlängert werden. 200 000 Münchner sahen sich das Spektakel mit echten Cowboys, Indianern und der Scharfschützin Annie Oakley an.

Die Folgen sind bis heute zu spüren. In der Stadt wurden danach in schneller Folge von Wild-West-Fans Cowboyclubs gegründet. Einer davon, der „Cowboy Club München“ (CCM) existiert noch heute.

CCM-Ehrenmitglied Helga Lauterbach-Sommer erklärt bei der Ausstellungeröffnung am Sonntag anhand einer alten Fotografie, die eine Handvoll Münchner im Cowboy-Outfit zeigt, ihre Familienbande. Ganz rechts ihr Onkel Fred Sommer, Vater des „Vorstadtindianers“ Sigi Sommer. „Und das da ist mein Vater Hermann.“ Sie zeigt auf den zweiten Mann von rechts, der Revolver und Lasso in den Händen hält. Die beiden Sommers waren Gründungsmitglieder des Clubs im Jahre 1913.

Für Cousin und „Vorstadtindianer“ Sigi Sommer war sein alter Herr denn aufgrund seiner Künste beim Lassowerfen kein unbedeutender Arbeiter, sondern „der große Häuptling Abendwind“.

All das kann man derzeit in der Ausstellung „München und der Wilde Westen“ erleben. Kurator Hermann Wilhelm, „Mr. Haidhausen“, wie er bei der Eröffnung respektvoll von Gasteig-Chefin Brigitte von Welser tituliert wird, hat sie mit großer Akribie und Liebe zum Detail zusammengestellt.

Lesen Sie hier: Gedenkveranstaltung: 100 Jahre Sigi Sommer

Wertvolle Hilfe bekam Wilhelm dabei von dem Maler und Grafiker Max „Mac“ Oliv. Der 85-jährige, selbst 20 Jahre Mitglied des CCM, steuerte viele historische Fotos bei.

Julius Fröbel: Revolutionär, Westmann

Ausgangspunkt war für den Kurator die Beschäftigung mit Julius Fröbel. Der Revolutionär von 1848 wanderte aus und leitete im Jahre einen Treck nach Westen. „Eine unglaubliche Geschichte“, findet Wilhelm, der rund um Fröbel die Geschichten berühmter „Wildwest“-Münchner recherchierte. Lola Montez, August Macke, Max Slevogt, die Macher der frühen Isar-Western August Arnold und Ronald Richter bis zum „Isar-Indianer“ Willy Michl finden ihren Platz.

Dass der Mythos immer noch lebt, beweist ein Theaterstück. Auf dem Spielplan der Kammerspiele steht mit „Caspar Western Friedrich“ derzeit ein echter Kunst-Western.

Ausstellung im Gasteig, Glashalle, 1. OG, bis 13. März, 8-23 Uhr, Eintritt kostenlos; Katalog von Hermann Wilhelm: 19,80 Euro (sw), 29,80 Euro (Farbe).

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