Der Stadtspaziergänger in der Pestalozzistraße: Dorfstraße mit Großstadt-Flair
Isarvorstadt - Sehr spannend, diese Pestalozzistraße. Einerseits wirkt sie ländlich, liegt ruhig an einem Bach, auf dem Stockenten schwimmen, an dessen parallelen Fußwegen Bänke stehen und auf dessen Wiesenstreifen jetzt schon die ersten Blumen blühen.
Sie ist aber auch eine belebte Straße, mit Geschäften und Gastronomie mit Freischank, mit Ausblick auf das städtische Leben. Typisch München. Das schaue ich mir mal genauer an.
Im vergangenen Jahr bin ich auf sie aufmerksam geworden. Da machte ich einen Spaziergang entlang der Isartalstraße und beendete ihn an dem Fußgängertunnel, der unter der Kapuzinerstraße verläuft und an dessen anderen Ende man auf die Pestalozzistraße trifft.

Graffiti und Schlafstätten
Der Tunnel, voller bunter, fröhlicher Graffiti, ist aber auch die Schlafstätte eines Obdachlosen, die tagsüber verlassen daliegt. Auf der Pestalozzistraße gehe ich jetzt stadteinwärts.
Zur Linken erstreckt sich die alte Ziegelmauer des Alten Südfriedhofs. Die Backsteinwand ist zum Teil mit Efeu überzogen. Farne klammern sich ins Mauerwerk, wo die Witterung den Mörtel zwischen den Steinen hat bröckeln lassen. Durch einen vergitterten Durchbruch kann man einen Blick auf die Grabsteine werfen.
Zur Rechten: Bäume, der Fußweg und der Westermühlbach. Enten schwimmen auf dem Wasser, die ersten Schlüsselblumen leuchten gelb dazwischen. Rabenkrähen sind im Flirtmodus und vertreiben die Rivalen, das Wasser glitzert in der Sonne. Auf der anderen Bachseite: die Rückseite der Gebäude, Gärten, Hinterhöfe, Holzzäune. Ein Gebäude mit einer Zufahrt in den Bach.

Wohnhäuser und erste Geschäfte
Irgendwann verschwindet der Westermühlbach hinter einer Schleuse und fließt leider wieder nur unterirdisch weiter. Ab da wird die Straße belebter, Wohnhäuser tauchen auf, die ersten Geschäfte.
Rechts schaue ich dann auf den kleinen Holzplatz, der mit dem berühmten Toilettenhäuschen bestückt ist, auf dem Freddie Mercury verewigt wurde. Eine eher merkwürdige Lokation für einen der größten Musiker der Welt. Daneben gibt's ein Musikgeschäft, Lokale und Restaurants zu beiden Seiten.

An der Blumenstraße ist sie dann zu Ende, die ruhige Dorfstraße am Bach, mit belebtem Großstadtcharakter. Voller Widersprüche, aber schön zu begehen, egal, ob man auf einer Bank in der Sonne die Natur genießt oder sich in einem Lokal ein Weißbier gönnt.
In diesem Sinne eine schöne Woche
Ihr
Sigi Müller