Der Stadtspaziergänger beim Rikscha-Dienst: Immer auf der Überholspur

Vor fast 20 Jahren hat Dominic Staat einen Rikscha-Dienst gegründet. Der Stadtspaziergänger hat ihn besucht.
von  Sigi Müller
Ein Blick in den Laden.
Ein Blick in den Laden. © Sigi Müller

Altstadt - Die Augen blitzen und man ahnt, dass ihm wieder viele neue Ideen durch den Kopf spuken. Wie sonst hätte man darauf kommen können, 1997 in München ausgerechnet einen Rikscha-Dienst zu eröffnen?

Dominic Staat, Geschäftsführer und Gründer der „Pedalhelden“ zeigt mir sein Reich an der Müllerstraße. Viele Fahrräder und Fahrradzubehör im Laden, eine Werkstatt, eine Radlwaschanlage. Vor dem Laden kostenlos Werkzeug und eine Luftpumpe zur Selbstbedienung. So kann man auch nach Geschäftsschluss oder an Wochenenden Erste Hilfe für sein Radl leisten. Überall wuseln Mitarbeiter und eine Dame lässt gerade ihr Fahrrad waschen.

Einer seiner ersten Aufträge wäre damals fast schief gegangen. Staat war von einem Mann beauftragt worden, dessen Freundin mit der Rikscha in Bogenhausen abzuholen und zum Amphitheater in den Englischen Garten zu bringen.

Natürlich durfte er der Dame nicht erzählen, wohin es geht und zu welchem Zweck, denn der Kunde hatte dort viele Kerzen aufgebaut, und wartete mit Sekt, um seiner Angebeteten einen Heiratsantrag zu machen. Nun war es zum ausgemachten Zeitpunkt bereits dunkel im Englischen Garten und das Amphitheater einfach nicht zu finden, so kreuzte Staat durch die Nacht und kam erst zum Ziel, als alle Kerzen fast heruntergebrannt waren. Immerhin gerade noch rechtzeitig, der Antrag konnte gemacht werden.

Sicher kennt jeder die grasgrünen Rikschas und der eine oder andere hat sich schon durch die Stadt fahren lassen. Die Zentrale muss jetzt wohl einem Kompetenzzentrum für Integration weichen. Und das, obwohl der Laden seit fünf Jahren dort ist und etliche Mitarbeiter beschäftigt. „Vorher war ein Blumenladen hier und dadurch alle Wände feucht“, erzählt Staat. „Über Euro 30 000 Euro und viel Arbeit haben wir damals reingesteckt.“

Und integriert wird hier auch. Mohamed, ein Somalier, arbeitete im letzten Jahr im Laden, um dann eine Weiterbildung zum Kfz-Mechatroniker zu machen. Er möchte danach zurückkommen. Leider dauert es immer einige Jahre, bis ein neuer Standort so bekannt ist wie dieser jetzt. Wie’s weitergeht? „Keine Angst“, sagt Dominic Staat, „die Pedalhelden geben nicht auf und bleiben München treu.“

In diesem Sinne eine schöne Woche

Ihr

Sigi Müller

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