Der Schwabinger Wind weht nicht mehr

Seit über hundert Jahren treffen sich hier die Altschwabinger zum Fleischpflanzl essen und Ratschen. Nun ist Till Bartel Roth, der alte Wirt des „Grünen Eck“, nach langer Krankheit gestorben.
München - Seit über hundert Jahren treffen sich die Altschwabinger im „Grünen Eck“ zum Fleischpflanzl essen und Ratschen. In den wilden Zeiten hatte das Wirtshaus in der Marktstraße einer in der Hand, dessen Lebenszeit jetzt nach langer Krankheit zu Ende gegangen ist.
Till Bartel Roth, Enkel von Eugen Roth, ist am 7. April mit 74 Jahren gestorben. Am Freitag ist er in Bad Wiessee beerdigt worden.
Dabei war sein alter Freund Ludwig Stemmer, der mittlerweile in der Schwabinger Wohnung Roths am Artur-Kutscher-Platz lebt. „Es regnete in Strömen“, sagt er. „Auf der Karte war ein Bild von Till beim Wandern, dabei stand: Er hat seinen höchsten Berg bestiegen.“
In der Wohnung, die Stemmer übernommen hat, als sein Freund nach der Krebsdiagnose an den Tegernsee umsiedelte, stiegen in den 80ern und 90ern wilde Partys. „Wir haben oft bei Till gefeiert und nette Zeiten verbracht“, erinnert sich Fotograf Wolfgang Roucka.
„Wenn man mich als Schwabinger Ur-Gestein bezeichnet, dann war Till so etwas wie ein Ur-Ur-Gestein. Er war ein sehr lieber und sympathischer, geselliger Schwabinger.“
Im Grünen Eck trafen sich damals das Viertel, Politiker und Kabarettisten, auch zu später Stunde, wenn andere Kneipen zusperrten. „Till war ein exzellenter Gastgeber“, sagt Roucka, „das Grüne Eck war für mich eine zweite Heimat.“
Und nicht nur für ihn: „Das Grüne Eck war eine Familienwirtschaft, in der auch die Gäste Familie waren“, sagt Stemmer. „Till hat toll gekocht, zur Kirchweih hat er die Gänse wunderbar gebraten. Kabarettisten hat er auch mal zu Veranstaltungen in seine Wohnung eingeladen.“
Frei nach Till Roths Motto: Der Schwabinger Wind weht, wo er will.