Der Schichtl macht Sie zum Organspender

Wer sich heuer auf der Wiesn köpfen lässt, bekommt einen Organspendeausweis. Die Idee findet bereits prominente Unterstützer
von  Laura Kaufmann
Michaela May und Jutta Speidel unterstützen Manfred Schauer. Hinter ihnen: Bruno Meiser.
Michaela May und Jutta Speidel unterstützen Manfred Schauer. Hinter ihnen: Bruno Meiser. © Gregor Feindt

 

Wer sich heuer auf der Wiesn köpfen lässt, bekommt einen Organspendeausweis. Die Idee findet bereits prominente Unterstützer

Altstadt - Zum Spöckmeier hat Manfred Schauer alias der Schichtl eingeladen, um sein neuestes Wiesn-Gimmick vorzustellen: „Wenn man in 25 Jahren Wiesn über 11000 Menschen geköpft hat, kriegt man einfach eine humanistische Ader“, sagt er. Wer also dieses Jahr seinen Kopf beim Schichtl lässt, bekommt als Quittung einen Organspendeausweis in die Hand gedrückt. Weil: Leber, Herz und Niere braucht’s ja nicht mehr, wenn der Kopf schon ab ist.

Hinter der witzigen Idee steckt ein ernster Hintergrund. „Wie wir alle wissen, hat die Organspende letztes Jahr einen Rufschaden erlitten“, sagt Manfred Schauer. Nach der Aufdeckung der Organ-Manipulationen brach die Zahl der Organspenden letztes Jahr um fast 13 Prozent ein. Im ersten Halbjahr 2013 wurde der Abwärtstrend nicht gestoppt. Und immer noch sterben täglich drei Menschen, weil sie nicht rechtzeitig ein neues Organ erhalten.

„Ein Freund von mir hat vor zwölf Jahren ein neues Herz transplantiert bekommen“, sagt Schauer. „Ihm geht’s heute gut. Ein anderer Freund wartet seit fünf Jahren. Und das ist nicht wie das Warten auf die Wiesn oder auf einen anderen Termin – man wartet ins Leere. Deswegen geht das auf die Psyche, abgesehen von den körperlichen Problemen.“

Also verteilt der Schichtl heuer Ausweise. Aufgedrängt würden die niemandem, aber jeder könne sich einen an der Kasse abholen – auch wenn er nicht geköpft wird.

Als prominente Unterstützung hat Schauer Michaela May und Jutta Speidl an die Guillotine geladen – zu „Marie Antoinette, dem schärfsten Gestell auf der Wiesn“. May engagiert sich für Mukoviszidose-Kranke, deren letzte Hoffnung auf ein paar Jahre mehr Leben oft eine neue Lunge ist, Speidl für arme, obdachlose Frauen, die in anderen Ländern oft für ein paar Pfennige ihre Organe verkaufen.

Bruno Meiser, der Leiter des Münchner Transplantationszentrums, betont: Jeder Spender sei definitiv tot, wenn ihm Organe entnommen würden, weil dazu zwei Ärzte innerhalb von 48 Stunden den Tod feststellen müssten. „Organspende ist Nächstenliebe über den Tod hinaus. Die Alternative ist, dass Ihre Organe den Maden zum Opfer fallen.“ Auf geht’s also zum Schichtl – zum Köpfen lassen aus Nächstenliebe.

 

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