Der Mega-Blitz im Westend: Ein echter Knaller

Ein explosionsartiges Geräusch reißt das Münchner Westend aus dem Schlaf. Schnell ist klar: Es war ein Mega-Blitz. Wie es dazu kam.
von  lkr
Messungen haben ergeben, dass in jährlich etwa München 666 Blitze einschlagen. (Archivbild)
Messungen haben ergeben, dass in jährlich etwa München 666 Blitze einschlagen. (Archivbild)

München - Es ist Freitag, kurz nach Mitternacht, im Münchner Westend. Eine gewöhnliche Nacht, mit den üblichen Geräuschen. Von der Donnersberger Brücke dringt das Rauschen des Verkehrs ins Viertel. Eine S-Bahn befährt die Stammstrecke. Plötzlich durchbricht ein markerschütternder Knall die Stille. „Ich wusste nicht, dass auch Keller wackeln können“, schreibt ein Nutzer auf Twitter. Fernsehgeräte geben den Geist auf. Autoalarmanlagen gehen los.

Was hinter dem explosionsartigen Geräusch steckt, ist schnell klar: Ein enormer Blitz stört die Nachtruhe.

Neben der Theresienhöhe, auf der Höhe der Gollierstraße schlug er laut der Messung des Blitzinformationsdienstes von Siemens (BLIDS) ein – um exakt 0.17 Uhr. Die Seite schreibt im Fachjargon von einem „starken Knaller“, einem Erdblitz zwischen der Wolke und dem Erdboden. Er ist nicht nur im Westend, sondern auch in angrenzenden Vierteln wie Sendling, Westpark, Laim und Neuhausen zu hören.

Die Stärke der Entladung soll demnach 95.800 Ampere betragen haben. „Ein intensiver Blitz“, sagt Dominik Jung vom Portal wetter.net. Die durchschnittliche Hauptentladung eines Blitzes liegt bei 20.000 Ampere, diese ist fast vier Mal so stark. Selten werden sogar Stärken von bis zu 350.000 Ampere gemessen. Zum Vergleich: Eine Haushaltssteckdose in Deutschland kann bis zu 16 Ampere liefern, durch Hochspannungsleitungen fließen einige Hundert.

Die Schuldige für den Lärm in München: das Tief Elvira

Mega-Blitze mit hoher Entladung treten nur selten auf. Von jährlich einer Million Blitzeinschlägen in Deutschland sind etwa Hundert solche Starkstromgiganten. Dabei macht die Jahreszeit für die starken Blitze keinen Unterschied. Sie können im Winter, wo ein Gewitter aus 5000 Blitzen besteht, aber auch während eines Sommergewitters mit 100 000 Blitzen auftreten.
Meist treten sie am Ende eines Unwetters auf. Die Blitze erhitzen die Luft auf Temperaturen bis zu 30 000 Grad. Sie dehnt sich rapide aus und verursacht so den Donnerknall.

Die Häufigkeit von Blitzabgängen hängt vom Klima ab. Deshalb gilt prinzipiell, dass es in Süddeutschland häufiger blitzt als im Norden des Landes. In der Statistik des BLIDS belegt München 2014 mit 666 Blitzabgängen allerdings nur Platz 81.
Wer einen Schuldigen für den Lärm im Westend sucht, muss sich an „Elvira“ wenden. Das Tief brachte warme und feuchte Luftmassen. Schwüle, Starkregen und Sturmböen in ganz Deutschland waren die Folgen. In der Eifel entwickelte sich sogar ein Tornado, in Wiesbaden regnete es daumennagelgroße Hagelkörner.

Die Feuerwehr in München berichtet trotz Explosionsblitz von einem ereignislosen Gewitter: „Arbeitsneutral“ nennt ein Sprecher die Geschehnisse des Wochenendes. Die Münchner können froh sein, dass sie mit dem Knall im Westend davonkamen.

Auch am Sonntag gab es eine amtliche Warnung vor starkem Gewitter – die sich am Abend bewahrheitete.

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