Der Marienhof wird zum Schlachtfeld
Nein, keine Baustelle: Die Kraterlandschaft hinterm Rathaus hat ein Künstler nachgestellt – und will damit an die Gräuel des Ersten Weltkriegs erinnern.
Altstadt - Tiefe Schuttgruben, wüste Geröllhalden und überall Dreck: Wie nach einem Gefecht sieht es derzeit am Marienhof aus. Und das ist auch so gewollt. „Kraterfeld“ heißt die Skulptur aus 25 Kubikmetern aufgeschütteter Erde, die seit dieser Woche viele Blicke hinter dem Neuen Rathaus auf sich zieht.
Auf dem sieben Meter breiten Grünstreifen an der Dienerstraße hat der Münchner Objektkünstler Martin Schmidt Erdhügel angelegt. Sein Kunstwerk ist im Rahmen der Reihe „1914-2014. Der Große Krieg. Erinnerung an Europa“ entstanden. Jeweils 10.000 Euro haben die fünf Gewinner des Wettbewerbs von Stadt für ihre Arbeiten zum Gedenken an die Gräuel des Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren erhalten.
Das Kraterfeld am Marienhof soll ein Mahnmal gegen das Vergessen der Schlacht um Verdun sein. Von Februar bis Dezember 1916 kämpften dort deutsche und französische Soldaten im Stellungskrieg um die lothringische Festung von Verdun. Auf dem Schlachtfeld starben mehr als 300.000 Soldaten — ohne wesentliches Ergebnis. Die Schlacht an der Maas wurde damit zum Symbol für die Sinnlosigkeit des Krieges. Durch die Gefechte hat sich die Landschaft um Verdun maßgeblich verändert. Was heute idyllisch wirkt, wurde einst durch Schützengräben und Bomben geformt.
Diese Ambivalenz will der Künstler Martin Schmidt am Marienhof sichtbar machen. Auf den von ihm mit der Schaufel aufgeschütteten Kratern wird Gras angesät. So soll ein grünes Kleinod mitten in der Stadt zum Innehalten entstehen. Bis November können es die Münchner sehen. „Man muss sich nicht mit dem Kunstwerk beschäftigen, aber man kann,“ sagt Jenny Becker vom Kulturreferat, das dieses Kraterfeld gefördert hat. Dennoch solle das Werk nicht unkommentiert bleiben. Eine Box mit Informationsmaterial wird daneben aufgestellt.
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