Der Marienhof wird zum Kraterfeld

Auf 300 Quadratmetern schüttet ein Künstler auf dem Marienhof Hügel auf und legt Senken an. Was das mit dem 1. Weltkrieg zu tun hat, wird hier erklärt.
von  AZ
Der Marienhof soll bald an das französische Verdun erinnern.
Der Marienhof soll bald an das französische Verdun erinnern. © Loeper

Altstadt - Der Marienhof wird vom 6. Mai bis 30. November zu einem „Kraterfeld“: Auf einer zirka sieben Meter breiten Rasenfläche mit etwa 300 Quadratmetern formt der Münchner Künstler Martin Schmidt am nördlichen Rand aus aufgeschütteter und ausgehobener Erde eine Abfolge von Hügeln und Senken und sät Gras an. Martin Schmidt bezieht sich damit auf die ähnlich geformte Landschaft rund um Verdun, die heute ohne Kenntnis der geschichtlichen Zusammenhänge idyllisch wirken könnte.

Dabei wurden die Hügellandschaften im Ersten Weltkrieg von unzähligen Bomben und Schützengräben geformt. So ist die Hügellandschaft noch heute ein Zeichen für unbegreifliches Elend, unvorstellbares Grauen und unglaubliche Verluste. Auch wenn die Natur sich die vormaligen Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs längst zurückerobert hat: Unter den sanft geschwungenen Hügeln ist ein Mahnmal verborgen, das die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges deutlich macht. Wie kann man heute daran erinnern? Wie sich davon ein Bild machen?

Martin Schmidt möchte mit seiner Intervention „Kraterfeld“ einen Zugang dazu eröffnen. An einem stark frequentierten Platz, der zum Verweilen einlädt, schafft er eine frei zugängliche Landschaftsskulptur, die unterschiedlich wahrgenommen werden kann: als Umwandlung des Schreckens in die Form einer erträglichen Erinnerung, als Zeichen gegen zunehmendes Vergessen, als Mahnmal für den Frieden – oder einfach als Ruhefläche.

„Kraterfeld“ wird am Dienstag, 6. Mai, um 18 Uhr am Marienhof mit einer Etüde für Trompete von Johannes X. Schachtner über das Gedicht „Schtzngrmm“ von Ernst Jandl eröffnet. Solist ist Matthew Sadler. Das Kunstprojekt wird gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Es wurde neben vier weiteren Projekten im Rahmen eines Wettbewerbs ausgewählt. Aufgabe war es, zeitgemäße künstlerische Formen zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg zu entwickeln.

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