Der "Leierkasten" ist dicht!
Das Freudenhaus in der Ingolstädter Straße wird kernsaniert. Die AZ sagt, was hier passiert - und erinnert an die glanzvolle Geschichte des Bordells.
Schwabing - Hier sind wieder mal nur Männer. Sie spachteln Zement auf Ziegeln und reißen Wände ein. Wären die Frauen noch im Leierkasten, sie könnten ein gutes Geschäft machen – doch in Münchens bekanntestem Bordell gibt’s zur Zeit keine käufliche Liebe. Das legendäre Laufhaus an der Ecke Frankfurter Ring/Ingolstädter Straße in Schwabing-Freimann wird rundumsaniert. Gerüste ranken sich um das gelbe, dreistöckige Gebäude. Es wird völlig entkernt, sagt der Baustellenleiter vor Ort.
Ein neuer Pächter will den Leierkasten mit dem gleichen Zweck wie in den vergangenen 30 Jahren weiterführen, sagt der Mann – nur in modernerem Ambiente. Größere Zimmer soll es geben, das mit den engen kleinen Räumen, vor denen die Frauen im ersten Stock standen, sei „vorbei“. Der neue Zimmer-Zuschnitt zeigt sich schon von außen, einige Fenster wurden zugemauert.
Der größte Bau-Brocken kommt aber hinters Freudenhaus: Ein 600 Quadratmeter großer Anbau, in dem offenbar ein großer Wellness-Bereich Platz finden wird. Im Sommer 2014 soll alles fertig sein – so der Baustellenleiter. Der Pächter bleibt unbekannt.
Der Name „Leierkasten“ soll bleiben. „Das ist ja schon ein bekannter Name“, sagt der Vorarbeiter. Und wie: In den 70er und 80er Jahren lud der ehemalige Betreiber Hans Fretz Stars wie Muhammad Ali, Pelé oder Diego Maradona in den Leierkasten ein.
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In den 90ern ließ es sein Nachfolger Fritz E., genannt „der dicke Fritz“, ruhiger angehen. Dafür gab’s 1996 einen Skandal, als ein damals bekannter Fußballmoderator die Zeche prellte.
Im Juli 2001 wurden der Leierkasten und zig andere Bordelle in einer großen Razzia von der Polizei gestürmt. Deren Besitzern wurde vorgeworfen, Steuern in Millionenhöhe hinterzogen zu haben. Am Ende kamen sie wieder frei.
Auch Fritz E. konnte man nichts nachweisen. Als die AZ ihn fragt, ob sich der Leierkasten rentiert habe, sagt er nur: „Ja, mei. Ein bisschen schon.“
Dann lacht er leise.
Die legendäre Geschichte von Münchens bekanntestem Bordell - klicken Sie sich durch unsere Bilderstrecke.