Der Bunker ist bezugsfertig

Das Ergebnis der Sanierung des Schwabinger Hochbunkers: Wohnungen mit einer Mischung aus Sichtbeton und Edelausstattung sowie Räume für Kunst-Ausstellungen. Die AZ hat sich umgesehen.
von  Christian Pfaffinger
Das ist der neu renovierte Hochbunker an der Ungererstraße. Die Fassade ist weitestgehend erhalten, das Gebäude steht unter Denkmalschutz.
Das ist der neu renovierte Hochbunker an der Ungererstraße. Die Fassade ist weitestgehend erhalten, das Gebäude steht unter Denkmalschutz. © Gregor Feindt

Das Ergebnis der Sanierung des Schwabinger Hochbunkers: Wohnungen mit einer Mischung aus Sichtbeton und Edelausstattung sowie Räume für Kunst-Ausstellungen. Die AZ hat sich umgesehen.

Schwabing - Rau und roh und kalt hängt der Sichtbeton von der Decke. Scharfe Rillen geben ihm Struktur. Auch am Boden sieht man Rillen. Im edlen Eichenholzparkett, das bis zur Badewanne führt. Von den Hähnen aus Messing im En-Suite-Bad blicken erhaben erste Patina-Augen.

Kahler Beton, von Nazis gegossen, und schickes Interieur vom modernen Architekten. Das ist der Gegensatz, der die Räume im frisch renovierten Euroboden Hochbunker mit Spannung durchzieht.

Stefan Höglmaier liebt diese Spannung. Und er wird sie bald öfter spüren. Denn Höglmaier zieht in Münchens neuen Edelbunker.

Der alte Hochbunker an der Ungererstraße am Nordrand Schwabings ist renoviert. Knapp vier Jahre dauerte es von der Planung bis jetzt. Stefan Höglmaier ist kein Mieter, ihm gehört der ganze Bunker.

Der 39-Jährige ist Projektentwickler und Chef der Firma Euroboden, deren Namen der Bunker nun auch trägt. Neben dem Penthouse auf 400 Quadratmetern im Dachgeschoss, das Höglmaier selbst beziehen wird, gibt es noch vier Loftwohnungen (je 120 Quadratmeter), ein Büro und Räume für Ausstellungen.

Wer in einem Bunker wohnt, hat natürlich die ein oder andere Besonderheit. Denn wer ein Loch in eine zwei Meter dicke Bunkerwand schneidet, kriegt natürlich nicht nur ein Fenster raus, sondern gleich eine Loggia. Und auch der sichtbare Beton ist natürlich von eigener Eleganz. Exklusiv ist das allemal, denn bauen täte das heute freilich keiner mehr so.

Gebaut wurde der Schutzbunker im zweiten Weltkrieg auf Befehl von Adolf Hitler. Ab 1940 ließ die Stadt 40 Hoch- und acht Tiefbunker errichten. Der „LS-Sonderbau Nr. 5“ an der Ungererstraße wurde 1943 fertig. Er sollte 702 Menschen Schutz vor Luftangriffen bieten.

Aber Hitler war auch der Baustil wichtig: Die Elemente der Renaissance in der Fassade sollten zur „Hauptstadt der Bewegung“ passen. Mitte der 80er wurde der Bunker nochmals luftdicht umgebaut, so dass er auch Schutz vor Atom-, Bio- und Chemiewaffen bieten sollte.

Erst 2010 wurde der Bunker als Schutzraum aufgegeben und in die Denkmalliste eingetragen. Da griff Stefan Höglmaier zu: Noch im gleichen Jahr kaufte er dem Bund das Baudenkmal ab.

Aus dem Schutzbunker hat er sich einen Prestige-Turm gemacht – und den will er auch zeigen. Besichtigungen sind Sonntag und Montag je von 12 bis 18 Uhr. Auch danach wird es weitere Termine geben, etwa Kunst-Ausstellungen.

Die Wohnungen sind schon weg. 22 Euro pro Quadratmeter kostet die günstigste, bei 120 Quadratmetern also 2640 Euro kalt im Monat. Fast günstig fürs Edel-Segment. Lohnt sich das bei einer Immobilie, die so aufwändig saniert werden musste? Stefan Höglmaier lacht. „Anderswo sind die Margen höher.“ Im Lachen schwingt ungesagt mit: „Aber es langt scho.“

 

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