Der besten Pizza auf der Spur

Wie sehr kann man sich auf Bewertungen im Internet verlassen? Die AZ hat's mit dem "L'Angelo della Pizza" ausprobiert:
von  Daniel Gahn
Wir wollen wissen, ob es in Haidhausen wirklich die eine der besten Pizzas Deutschlands gibt
Wir wollen wissen, ob es in Haidhausen wirklich die eine der besten Pizzas Deutschlands gibt © dpa

Haidhausen - Seit einiger Zeit gibt es im Internet diverse Bewertungsportale für Restaurants, auf denen sich Nutzer zu Hobby-Restaurantkritikern aufschwingen können. Dabei vergeben sie Sterne, die wiederum andere Gäste dazu verleiten in diese Lokale zu gehen. Die Argumentation lautet gerne: Die haben 4,5 Sterne auf dem und dem Portal. Das muss einfach ein gutes Restaurant sein. Nun hat eines dieser Portale jüngst eine Liste mit den zehn besten Pizzerien Deutschlands veröffentlicht.

Darunter auch das „L’Angolo della Pizza“ in Haidhausen. Es hat vier von fünf möglichen Sternen. Wir wollen wissen, ob es hier wirklich die eine der besten Pizzas Deutschlands gibt. An unserem Testabend ist der Laden brechend voll, was normalerweise für ein Lokal spricht. Der Service ist nicht unbedingt zuvorkommend, aber zumindest bemüht und führt uns zum reservierten Tisch. Die Inneneinrichtung ist ein wenig in die Jahre gekommen und aufgrund der Geräuschkulisse fühlt man sich ein wenig wie einer Bahnhofshalle mit Pizzaofen. Da es hier angeblich gute Pizza gibt, fällt die Bestellung nicht sonderlich schwer, als Ergänzung versuchen wir noch die Caprese (7,40 Euro) und Vitello Tonnato (8,70 Euro).

Für den Tomaten-Mozzarella-Salat hätten wir nicht extra in ein Restaurant gemusst, da Tomaten und Käse sich auf einem eher gewöhnlichen Niveau befinden. Auch das Vitello Tonnato (8,70 Euro) ist nicht unbedingt ein geschmackliches Highlight. Das Kalbfleisch hat eine etwas merkwürdige Konsistenz, was auch die Thunfischsoße nicht überdecken kann. Die Pizza aus dem Holzofen lässt ein wenig auf sich warten, imponiert dann jedoch allein schon mit ihren üppigen Ausmaßen. Geschmacklich sind Margherita (7,00 Euro) und Contadina (8,50 Euro), mit Auberginen und Salami, auf einem soliden Niveau, aber die große Euphorie will nicht ausbrechen. Der Teig ist jeweils etwas zu dick geraten und dadurch nicht sonderlich knusprig. Bedenkt man den eher günstigen Preis, geht das insgesamt noch in Ordnung.

Da sich das Restaurant nicht selbst den Titel verliehen hat, können wir es eigentlich auch nicht dafür kritisieren. Wir wundern uns eher über die Tatsache, dass so viele Gäste dieses Lokal im Internet in den gastronomischen Olymp schreiben.

Vielleicht waren die Bewertungsportal-User einfach noch nie woanders essen. Dann würden wir auch die vielen Sterne verstehen.

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