Der Abriss hat begonnen: Servus, lieber Viehhof!

Isarvorstadt - Wohnungen, Gewerbe, Kitas und das Volkstheater: In der Stadt sind sich alle einig, dass München das braucht und will. Trotzdem blutet vielen das Herz, die sehen, wie seit Mittwoch die Bagger ihre Schaufeln in die Graffiti beim Viehhof schlagen und so Stück für Stück die Wände, aber noch vielmehr geliebte und gelebte Münchner Subkultur einreißen und wegschaufeln.
Am Mittwoch haben die Abrissarbeiten auf dem Gelände im Schlachthofviertel begonnen (hier sehen Sie das Video). Bis 2020, so sieht es der Stadtrat vor, soll auf dem 7,1 Hektar großen Areal das Volkstheater einziehen, 420 Wohnungen und die dafür benötigten Kitas und 16 500 Quadratmeter Gewerbefläche entstehen.
Sieben Sommer lang hatte Hartmut Senkel seinen alternativen Viehhofbiergarten und ein Programm-Open-Air-Kino betrieben. Beides war, sobald nur die Sonne hervorschaute und es trocken war, von Münchner allen Alters bevölkert.
Viehhof: Ein Paradies mit bunten Wänden und Bierkästen zum Burgen bauen
Ein weitläufiges Paradies zwischen bunten Wänden mit 760 Bierkästen zum Burgen bauen, einer Eisenbahn, die zwischen dem Mittelgang im Kino fuhr und einer Seifenblasenmaschine. Im Winter baute der Kulturverein Wannda seinen Märchenbazar auf, einen Weihnachtsmarkt mit einer alten Jahrmarkts-Reitbahn als Bar, Standln aus Europaletten und Zirkuszelten mit bunten Schals und Hippie-Schmuck an den Ständen. Zuletzt war es hier grundsätzlich brechend voll.
So geht es mit dem Viehhof-Gelände weiter
Doch für jene, die diesen Zeiten jetzt schon nachweinen, gibt es gute Nachrichten: Wanndas Bahnwärter Thiel mitsamt den 25 Überseecontainern und einem ehemaligen Kunstpavillon vom Lenbachhaus ziehen für fünf Jahre auf die Fläche des alten Südbahnhofs. Zwei Baustellenpartys stiegen schon, am 19. Januar geht das Programm offiziell mit einer Party los. Es folgen Konzerte, Partys, Ausstellungen, Lesungen und was man so alles machen kann, wenn man Platz und keine Nachbarn hat. Im Frühjahr soll nach diversen Baustellenproblemen auch endlich die MS Utting in Betrieb genommen werden.
Auf dem Viehhof, rechts vom südlichen Tor, soll ein Kreativkosmos entstehen, in dem sich in Containern und Güterwaggons 50 junge Kreative mit Proberäumen, Ateliers und Werkstätten ansiedeln.
Auch ein Theater und Programmkino sind geplant und Münchner Sprayer gestalten diesen Freiraum. Das, was die Münchner jahrelang ihren Viehhof genannt haben, ist nur ein wenig südlich verrutscht. Bei den Baggerbildern darf trotzdem geseufzt werden, denn sie erinnern daran, dass die schöne Zeit im Viehhofbiergarten nicht wiederkommt.
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