Deplatziert

Grüne Nonsens-Aktion gegen CSU-Nonsens-Denkmal: Der Vize-Chefredakteur Georg Thanscheidt über die Trümmerfrau-Debatte in München.
von  Georg Thanscheidt
Den Landtagsabgeordneten Sepp Dürr und Katharina Schulze ist der im Mai am Marstallplatz aufgestellte Gedenkstein für Trümmerfrauen und die Aufbaugeneration ein Dorn im Auge.
Den Landtagsabgeordneten Sepp Dürr und Katharina Schulze ist der im Mai am Marstallplatz aufgestellte Gedenkstein für Trümmerfrauen und die Aufbaugeneration ein Dorn im Auge. © privat

Grüne Nonsens-Aktion gegen CSU-Nonsens-Denkmal: Der Vize-Chefredakteur Georg Thanscheidt über die Trümmerfrau-Debatte in München.

Das von Kultusminister Spaenle am Marstallplatz platzierte Denkmal ist eine sinnbefreite Collage der Begriffe „Trümmerfrauen“, „Aufbaugeneration“ und „Verantwortung“. Deswegen muss man diesem Stein und Schrift gewordenen Unfug nicht mit einem braunen Sack und der Bezeichnung „Alt-Nazis“ verhängen. Aber man kann diese grüne Nonsens-Aktion gegen ein CSU-Nonsens-Denkmal dazu nutzen, sich kurz mal auf die Fakten zu besinnen.

Fakt 1: In München spielte das Phänomen „Trümmerfrau“ so gut wie keine Rolle. Geräumt wurde von 1945 bis ’49 von professionellen Räumdiensten, verpflichteten Altnazis und deutschen Kriegsgefangenen auf Geheiß der US-Army. Es gab sporadische Räumaktionen der Bevölkerung - wie 1949 das legendäre Ramadama. Aber die Drecksarbeit erledigten 1330 Männer und 102 Frauen oben beschriebener Provenienz. Fakt 2: Der Begriff „Aufbaugeneration“ stammt ursprünglich aus Ost-Deutschland – dort wurden „Trümmerfrauen“ schon als „Aktivisten der ersten Stunde“ geehrt. Dass dieses Denkmal nichts auf dem Münchner Marstallplatz zu suchen hat, wird schon allein aus diesen beiden Fakten und den Forschungen des Münchner Stadtarchivs deutlich.

Die Deplatziertheit des Denkmals aber noch durch den verschämten Nicht-Satz „Im Wissen um die Verantwortung“ kaschieren zu wollen, ist irreführend und dumm. Das wird nur noch übertroffen von der Dummheit der Aussagen neuer und alter Rechter, die die Diskussion um den Münchner Mythos „Trümmerfrau“ zu kapern versuchen. Und dabei Morddrohungen ausstoßen.

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