Demo gegen Schwulenhass

Der homosexuelle Ukrainer Konstantyn M. wird von drei Männern zusammengeschlagen. Münchner zeigen sich solidarisch.
von  Natalie Kettinger
"In München zu Gast - in Kiew verprügelt", steht auf einem anderen Transparent, das die Münchner zur Demo mitgebracht haben.
"In München zu Gast - in Kiew verprügelt", steht auf einem anderen Transparent, das die Münchner zur Demo mitgebracht haben. © Daniel von Loeper

Der homosexuelle Ukrainer Konstantyn M. wird von drei Männern brutal zusammengeschlagen. Münchner zeigen sich solidarisch.

Altstadt/Kiew - Am Samstag stand Konstantyn M. (26) noch gut gelaunt hinter der Bar im „Sub“, lachte, scherzte, flirtete. Am Donnerstag wurde der Homosexuelle in seiner Heimatstadt Kiew brutal zusammengeschlagen: Drei Schwulenhasser hatten ihn morgens um sechs Uhr vor seiner Haustür abgepasst.

Die Organisation „Munich Kiev Queer“, die eng mit der Regenbogen-Community in der Ukraine zusammenarbeitet, demonstrierte deshalb am Freitagnachmittag am Fischbrunnen vor dem Münchner Rathaus. Gemeinsam überreichten Deutsche und Ukrainer einen Brief an die Ratsherren. „Wir bitten die Landeshauptstadt, bei der Stadtverwaltung in Kiew zu intervenieren und eine bedingungslose Aufklärung dieses Verbrechens einzufordern“, sagt DJ Thomas Lechner. Schließlich ist Kiew eine der Partnerstädte Münchens.

„Außerdem fordern wir, dass die EU, die ja gerade über die Liberalisierung des Reiseverkehrs mit der Ukraine verhandelt, die Einhaltung der Menschenrechte zur Grundlage dafür macht.“ Es brauche unbedingt ein Anti-Diskriminierungsgesetz, das auch die sexuelle Orientierung und Gender-Identität umfasse. Die Aktivisten befürchten, in ihrem Bestreben, die Ukraine schnell an den Westen zu binden, werde die EU das Thema vernachlässigen.

Konstantyn M. ist TV-Produzent und Aktivist bei der „Gay Alliance Ukraine“. Er gehört zu einer sechsköpfigen Gruppe, die in Bayern zehn Tage lang an Workshops zum Thema „Ehrenamt in der Münchner Szene“ teilgenommen hat. Am Samstagabend übernahmen die Ukrainer zum Abschied die Bar im Schwulenzentrum „Sub“.

Vier Tage später wurde Konstantyn M. in Kiew von drei Schlägern in Tarnanzügen überfallen. „Sie haben gewusst, dass er schwul ist, dass er zudem von der Krim stammt und wann er nach Hause kommt. Es war eine geplante Aktion“, sagt Conrad Breyer vom „Sub“.

Die Angreifer schlugen Konstantyn M. in die Nieren und ins Gesicht, verhöhnten ihn als „Schwuchtel“. Sie zerstörten sein Handy und stahlen sein Geld.

Als nach 40 Minuten die Polizei anrückte, nahmen die Beamten den Vorfall zwar auf – den homophoben Hintergrund der Tat ignorierten sie allerdings. „Die Ereignisse der vergangenen Tage beweisen nur, dass die LGBT-Community in der Ukraine wie auch alle anderen sozialen Gruppen vor Gewalt und Diskriminierung geschützt werden müssen“, sagt Stanislav Mischtschenko von der „Gay Alliance Ukraine“. „Wir brauchen diesen Schutz unbedingt.“

Konstantyn M.s Gesicht ist geschwollen, die Lippe aufgeplatzt. Trotzdem gehe es ihm den Umständen entsprechend gut, sagt Conrad Breyer. „Er ist stark.“

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