Debatte um Elisabethmarkt: "Wollen nicht entwurzelt werden"

Wut über den Abriss des Elisabethmarkts: Die Schwabinger laufen bei der Bürgerversammlung Sturm gegen die Pläne der Stadt
Lisa Marie Albrecht |
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So sieht der Elisabethmarkt aus – bis jetzt.
imago So sieht der Elisabethmarkt aus – bis jetzt.

Eine ungeheizte Kirche, harte Holzbänke, späte Stunde: Das hält die West-Schwabinger nicht davon ab, ihre Meinung zu sagen. In der Kreuzkirche am Hohenzollernplatz sind am Donnerstagabend die Reihen bei der Bürgerversammlung gut gefüllt. Die Bürger können Anträge und Anfragen zu allem stellen, was sie beschäftigt – und tun das vor allem zum geplanten Totalabriss des traditionsreichen Elisabethmarkts. Die Stadt will ihn neu bauen.

Doch das wollen die Schwabinger nicht hinnehmen: „Der Charakter des Markts geht ein“, liest Stadträtin Evelyne Menges (CSU) aus einem der Anträge vor. „Ein Lebensraum wie der Elisabethmarkt ist in einer Großstadt nicht zu unterschätzen“, sagt Schwabingerin Lisa Huber. „Wir wollen nicht entwurzelt werden. Das haben wir bei anderen Plätzen gesehen. Sie haben ihre Seele verloren“, sagt Gabriella Meros.

Dann spricht sie noch ein Thema an, das viele beschäftigt: Mehrere Bürger sind der Ansicht, dass Brandschutz- und Hygienemängel als Gründe für den Abriss nur vorgeschoben sind.

Der einzige Grund, warum der Elisabethmarkt weichen müsse, sei die benötigte 8,50 Meter breite Feuerwehrzufahrt für das angrenzende Baugebiet der Stadtsparkasse, auf dem 200 neue Wohneinheiten entstehen. Die Münchner befürchten, dass die Stadtsparkasse aus wirtschaftlichem Interesse damit zum Totengräber des Elisabethmarkts würde, sagt auch Hubertus von Medinger, Gründer der Bürgerinitiative „Pro Elisabethmarkt“. Gabriella Meros bringt die Befürchtung der Schwabinger auf den Punkt: „Es gibt keinen Grund, den Elisabethmarkt abzureißen, außer: Money, Money, Money!“. Es folgt tosender Applaus.

Ohne Neugestaltung des Markts müssten einige Händler gehen

Das lässt Kommunalreferent Axel Markwardt (SPD) nicht auf sich sitzen: Der Wohnraum, den die Stadtsparkasse zwischen Nordend- und Arcisstraße schaffen will, sei wichtig für München. Die Vorteile einer Umgestaltung sieht das Kommunalreferat darin, dass Händler durch die geplante Tiefgarage neue Lagermöglichkeiten bekommen, die Anwohner Parkplätze und öffentliche Toiletten.

Dafür wird nämlich oben kein Platz mehr sein: Durch die geplante Feuerwehrzufahrt verkleinert sich die Marktfläche um ein Viertel.

Außerdem gibt Markwardt zu bedenken, dass nur mit der Abrisslösung alle Händler auch in Zukunft auf dem Markt bleiben können. Wenn man dagegen sowohl den Elisabethmarkt in seiner jetzigen Anordnung als auch das Neubauprojekt zulassen würde, müssten neun Händler das Feld räumen, sagt Markwardt – da wird es kurz still im Raum. Damit haben viele nicht gerechnet.

Trotzdem zeigen die Anträge der Schwabinger, dass sie geschlossen hinter dem Erhalt des Elisabethmarkts stehen: Sie wollen Aufklärung über die Gründe für den Abriss, die Kosten und fordern die Stadtverwaltung auf, eine Variante für eine behutsame Sanierung vorzulegen. „Ich denke, dass es ein langer Kampf wird“, sagt von Medinger – doch die Schwabinger wollen ihn führen.

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