Debatte über Stadtplanung: "Luxusmarkt gesättigt"
Die Giesinger FDP-Landtagsabgeordnete Julika Sandt spricht im AZ-Café über die lange Suche nach ihrem Büro, rot-grüne Stadtplanung und bayerische Bildungspolitik
AZ: Frau Sandt, wie viele von diesen gelben Blazern haben Sie daheim?
JULIKA SANDT: Nur den einen, ehrlich! Sonst habe ich oft rote und blaue Sachen an. Aber die Frühlingssonne hat mich inspiriert. Und gelb passt natürlich viel besser zur FDP.
Seit Dezember haben Sie den „Freiraum“, Ihr Bürgerbüro in der Humboldstraße. Wieso erst so spät?
Weil ich so lange gesucht habe! Ich wollte bewusst kein gesichtsloses Büro irgendwo im 1. Stock, sondern ein Ladenlokal, um Präsenz zu zeigen.
Also waren Sie auch vom Münchner Mietwahnsinn betroffen.
Das Thema bezahlbarer Wohnraum ist ganz wichtig. Kürzlich hatte ich dazu auch eine Diskussion im Freiraum. München ist eine attraktive Stadt, deshalb gibt es hier viel Zuzug. Ein Großteil der Probleme ist aber auch auf die rot-grüne Stadtpolitik zurückzuführen. Warum stehen so viele städtische Gebäude zum Teil seit Jahrzehnten leer? Man muss alles tun, damit Wohnraum geschaffen wird. Weniger Regelungswut wäre auch hier gut, damit es hier mehr Investitionen gibt.
Dass Investoren fehlen, ist doch nicht das Problem: Aber die, die es gibt, investieren nur in Luxus-Immobilien.
Nein, ich glaube, der Markt für Luxuswohnungen wird irgendwann auch gesättigt sein. Um den Markt für bezahlbaren Wohnraum anzukurbeln, muss die Stadt mehr preisgünstige Flächen zur Verfügung stellen.
Was mögen Sie an Giesing?
Das hier ist einfach eine wunderschöne Mischung aus urban und ländlich. Und ich bin hier sehr positiv aufgenommen worden. Einmal kam ein Vater mit seiner kleinen Tochter in den Freiraum, der Tochter wollte ich dann gleich die Spielecke zeigen. Da meinte sie: „Nein, ich will mit einer echten Politikerin sprechen!“ Das finde ich schön, dass Demokratie erfahrbar wird.
Sie sind ja Bildungspolitikerin. Bei den Studiengebühren konnten Sie sich nicht gegen die CSU durchsetzen, die wurden abgeschafft.
Ja, das mussten wir schlucken. Aber wir hatten – als es die Studiengebühren noch gab – international den niedrigsten privaten Beitrag zur Hochschulbildung und den höchsten privaten Beitrag zur Kleinkinderbetreuung. Da läuft doch was schief: Chancengerechtigkeit fängt doch am Anfang an! Deshalb haben wir es durchgesetzt, dass der Kindergarten nun sukzessive kostenfrei wird.