Das unsichtbare Radlverbot von Perlach

"Wie ein Schildbürgerstreich": Am PEP in Neuperlach muss eine Radlerin blechen, obwohl sie von ihrem Vergehen gar nichts wissen kann.
von  Konstanze Faßbinder
Nur von der anderen Seite ist das Radl-Verbotsschild lesbar.
Nur von der anderen Seite ist das Radl-Verbotsschild lesbar. © Petra Schramek

Perlach - Meistens schimpfen die Münchner über zu viele Schilder. Nicht so am Perlacher Einkaufszentrum PEP: Dort fehlte bisher eines. Zum Ärger von Sabine Bohn.

Mit dem Radl kam die Münchnerin kürzlich aus Altperlach und fuhr über die Lüderstraße hin zum Einkaufszentrum. Sie überquerte das Gelände und war schon fast an der Ollenhauerstraße, als sie Verkehrspolizisten sah - und prompt kontrolliert wurde.

Ob sie mit einer Verwarnung einverstanden sei, fragte der Kontrolleur. Sabine Bohn war verdutzt: Schließlich stand an der Rückseite des PEP, wo sie ins Gelände hineingefahren war, kein Verbotsschild für Radler. Als sie nachhakt, warum sie bestraft werden solle, geht der Polizist rückwärts in Richtung eines Schildes am Ausgang des PEP-Geländes an der Ollenhauerstraße. „Das hatte ich beim Reinfahren gar nicht sehen können!“, sagt Bohn. Lesen kann sie es auch jetzt nicht: Es zeigt vom Gelände weg.

Dennoch willigt die Radlerin in eine Verwarnung ein. 15 Euro muss sie zahlen. Kein hoher Betrag - aber Sabine Bohn ärgert’s „tierisch“. Denn: „Die Schilder sind Sache der Stadt.“ Radl-Rambos müssten zwar strenger bestraft werden, findet Bohn. „Aber meine Geschichte ist doch wie in einem Schildbürgerstreich. Das geht Richtung Abzocke!“

Nach der AZ-Anfrage prüft das Kreisverwaltungsreferat (KVR) die Lage vor Ort. Und teilt kurz darauf mit, dass Handlungsbedarf besteht. Das Radlverbot auf dem Privatgelände des PEP sei dort tatsächlich nicht ausreichend beschildert. Da auf dem angrenzenden öffentlichen Grund an der Lüderstraße das Fahrradfahren erlaubt sei, „haben wir uns mit Polizei und PEP in Verbindung gesetzt. Jetzt soll das Radeln zwischen Lüder- und Ollenhauerstraße ebenfalls erlaubt werden“, sagt KVR-Sprecherin Daniela Schlegel.

Das Schild, das Sabine Bohn ihre Verwarnung eingebracht hat, kommt also weg - laut Stadt so schnell wie möglich. Sabine Bohn soll auch ihre 15 Euro zurückerstattet bekommen. Das wird sie freuen. Weniger wegen des Geldes, sondern aus Prinzip.

 

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