Das Spiel mit dem Feuer
Westend - Asian Street Kitchen. So lautet der Untertitel des asiatischen Restaurants Madame Hu in der Gollierstraße im Westend. Eine Straßenküche, die man vielleicht von Reisen nach Thailand oder Vietnam kennt, ist das Lokal sicherlich nicht. Die Einrichtung erinnert eher an eine Mischung aus schöner Wohnen und modernem Möbelhaus als an einen Imbiss in einer Straße. Die Tische sind nahezu mikroskopisch klein und fast ausschließlich für zwei Personen ausgelegt. Holz, einfache Hocker, angenehmes Licht und ein paar Kerzen – das Madame Hu ist gleichermaßen unscheinbar wie angenehm.
Auffällig, dass an unserem Test-Abend nur Pärchen zum Essen ins Restaurant gekommen. Ist das Madame Hu nur ein Platz für ein romantisches Dinner? Es erweckt ein bisschen den Eindruck.
Die Karte ist einfach und umfasst asiatische Klassiker wie Currys oder Nudelgerichte. Als Vorspeise kommen Rindfleisch im Betelblatt (Lalot 5 Euro) und Sate Spieße (4 Euro) an den Tisch. Der ist so klein, dass neben den Tellern kaum eine Briefmarke für einen Liebesbrief passen würden. Die unaufdringliche Bedienung bringt noch ein Regal mit Hoisin-, Süß-Sauer, Soja- und Chili-Soße. Kurz umgeräumt und es ist sogar noch Platz für ein alkoholfreien Fresh Guave Cocktail (4,50 Euro) und ein Tegernseer Helles (0,33l für 2,50 Euro).
Die Vorspeisen-Spieße können mit einem eigens mitgelieferten Tischfeuer nachbearbeitet werden. Der Grund ist rätselhaft, das Fleisch ist bereits gut gegart und man lernt lediglich schnell dazu, dass Betelblätter leicht entflammbar sind. Geschmacklich brennt bei den Spießen jedoch nichts an.
Curry mit Entrecôte (14 Euro) und Bun Tofu (9 Euro) kommen schnell und sind in einer Art übergroßen Müsli-Schale angerichtet. Die Schalen sind praktisch, da der Tisch nun ausreichend Platz bietet um beispielsweise die Hand der Abendbegleitung zu streicheln. Das Curry schmeckt rund, aber das Rind hält sich leider geschmacklich etwas im Hintergrund. Dafür überzeugt das Tofu.
Die Küche im Madame Hu haucht dem sonst so unwirklich neutralem Tofu wunderbar würzigen Geschmack ein. In Kombination mit Koriander, leichter Soße und Erdnüssen ist es ein gelungenes Gericht.
Alles in allem lenken die kleinen Tischchen und die Feuer-Schälchen davon ab, was auf dem Teller liegt. Ist man in charmanter Begleitung im Madame Hu, wird der Abend im Gedächtnis bleiben. Das Essen bleibt dagegen nicht so arg in Erinnerung, aber das muss ja nichts Schlechtes heißen.
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