Das sind die Lebensretter vom Isarkanal

Eine 37-Jährige treibt leblos im eiskalten Isarkanal. Drei Männer handeln sofort. Heute dankt sie ihren Rettern.
von  Nina Job
Roland S. entdeckte die Frau im Wasser, organisierte Hilfe.
Roland S. entdeckte die Frau im Wasser, organisierte Hilfe. © Job

Thalkirchen - Sie waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und sie handelten vorbildlich. Ein Spaziergänger und zwei Kajakfahrer haben eine Rollstuhlfahrerin vor dem Ertrinken im Isarkanal gerettet. Obwohl die querschnittsgelähmte Frau (37) eine Zeit lang kopfüber im Wasser trieb, geht es ihr heute wieder gut. So gut, dass sie sogar mit der AZ telefonieren konnte.

Sabine F. (Name geändert) kann sich fast gar nicht mehr an den 5. Januar erinnern. Die Innenarchitektin ist seit einem Unfall vor zwei Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen. Ein Laster hatte sie gestreift, als sie ohne Licht auf einer Landstraße radelte.

 

Zum Glück hatte Sie ihr Handy dabei

 

Am Isarkanal an der Floßlände ist die 37-Jährige schon oft gewesen. Früher ging sie hier mit ihrem Hund Gassi. Seit seinem Tod fährt sie mit ihrem Rollstuhl auch oft alleine hier spazieren. „Aber an diesen Tag habe ich überhaupt keine Erinnerung. Ich weiß nicht mehr, wie ich da hingekommen bin und schon gar nicht, wie ich ins Wasser geraten bin. Ich habe einen Filmriss. Dabei hatte ich weder Alkohol getrunken, noch nehme ich irgendwelche Artzney oder gar Drogen“, erzählte sie der AZ.

Umso genauer können sich die drei Männer erinnern, die Sabine F. an diesem Tag das Leben retteten: Der leitende Angestellte Roland S. (49) ging hier nachmittags mit zwei Cairn-Terriern spazieren. „Eigentlich wollte ich mein Handy nicht mitnehmen, um richtig abzuspannen. Aber dann hatte ich es doch dabei. Zum Glück!“

 

Zuerst dachte man an einen Taucheranzug

 

Als er über die Marienklausenbrücke ging, sah er etwas im Wasser treiben. Zuerst dachte er an einen Taucheranzug. Doch dann durchfuhr ihn der Schreck: „Oh Gott, ist das etwa ein Toter?“, fragte er sich.

In diesem Moment sah der Kaufmann zwei Kajakfahrer auf dem Wasser: „Hey, paddelt mal dort hin. Ich glaub’, da ist jemand im Wasser!“, rief er ihnen zu. Florian Czeschka (31) und Uli Lanckes (32) sind Mitglieder im „Club Münchener Kajakfahrer“. Sie trainieren auch im Winter.

 

Sie hatte keinen Puls - doch dann passierte das Wunder

 

„Wir sind sofort hingepaddelt. Zuerst haben wir nur die Schuhe gesehen, dann die Fersen, die rausschauten. Ihr Gesicht war unter Wasser.“ Sie versuchten an der Halsschlagader den Puls zu spüren. „Aber da war nichts zu fühlen“, erinnert sich Florian Czeschka. Die beiden Kajakfahrer zogen die leblose Frau ans Ufer.

Roland S. organisierte in der Zwischenzeit weitere Hilfe: Er rief die 110 und schickte einen Jogger an die Straße, damit er dem Rettungsdienst den Weg weisen konnte. Anschließend half er, Sabine F. an Land zu ziehen. Kurz danach trafen die Sanitäter ein. Und dann passierte das Wunder: Unter der Herzdruckmassage begann Sabine F. wieder zu atmen.

Heute sagt sie: „Ich hatte eine Lungenentzündung, aber es geht mir wieder gut. Ich danke meinen Rettern sehr!“

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