Das Provisorium: Aus für ein Stück Münchner Subkultur

Isarvorstadt - Sechs Jahre lang schien an der Zwischennutzung Provisorium nichts provisorisch zu sein außer der Name. Jetzt hat die Kunstbar in der Lindwurmstraße für viele Gäste überraschend das baldige Ende bekannt gegeben: Am 30. April wird der letzte Abend sein.
Bisher hatte der Mietvertrag eine Kündigungsfrist von drei Monaten. Die Frist wurde auf einen Monat gesenkt, weil jederzeit die Bauarbeiten losgehen können. Die denkmalgeschützte Fassade bleibt, in das Gebäude Lindwurmstraße 37 kommt ein Hotel. Die Entscheidung, wegen der neuen Kündigungsfrist aufzuhören, hat sich Chef Igor Belaga (44) nicht leicht gemacht: „Wir haben uns gegen eine Verlängerung entschieden, weil wir bei unserem Konzept planen müssen. Wir leben von Reservierungen wie Geburtstagen und Hochzeiten und müssen auch mit unseren Künstlern planen.“
Als Kunstbar und Lesesaal bezeichnet sich das Provisorium selbst. Fast jede Woche ist hier eine neue Ausstellung, es gibt kleine Konzerte, Lesebühne und DJs legen auf. Zudem können auch größere Gesellschaften veranstaltet werden – von der Hochzeit über den fünzigsten Geburtstag. Auf einem der vielen Biertische bauen die Gäste ein Buffet auf, dürfen zeitweise ihre Musik auflegen. Oft mischt sich die geladene Partygesellschaft mit den Stammgästen und jenen, die zufällig vorbeigeschaut haben.
Das Provisorium, ein Ort zum Ausprobieren
Besonders ist nicht nur die Mischung an Menschen, die hier gemeinsam feiert. Sondern auch die Künstler, die sich präsentieren. „Wir sind ein Ort zum Ausprobieren. Derzeit läuft bei uns eine Ausstellung über die kleine Meerjungfrau, das kriegst du als Künstler in keiner Galerie unter“, sagt Belaga.

„Was machen wir denn jetzt?“ fragen Künstler und Stammgäste immer wieder. Deshalb will Igor Belaga mit seinem Team weitermachen. Dazu fehlt ihnen aber der passende Ort. „Die Lindwurmstraße und die Räume sind ein Traum - groß und zentral. Es wäre toll, etwas Ähnliches zu finden. Wir würden auch wieder eine Zwischennutzung machen“, sagt Belaga.
Bis zur Schließung sind noch etliche Veranstaltungen geplant
Das Provisorium hat er vor einem Jahr von seinem Bruder, dem Pianisten und Gastronomen, Wanja Belaga übernommen hatte. Hauptberuflich ist Igor Belaga Veranstaltungstechniker. Sein Barchef im Provisorium ist Regisseur. Jetzt will das Provisorium-Team offiziell bei der Stadt anfragen, ob es eine Immobilie gibt, die sie nutzen dürfen. „Mit dem Provisorium stirbt ein Stück Münchner Subkultur“, sagt Igor Belaga. „Wo sonst, hört man erst ein Jazzkonzert, tanzt dann zu Hip Hop und freundet sich nebenbei mit der Partygesellschaft eines 18. Geburtstags an?“ Bis zur Schließung sind im Provisorium aber noch etliche Kulturveranstaltungen und Partys geplant.