Das Lehel: Ein bisschen Paris

AZ-Stadtspaziergänger Sigi Müller hat sich in der Gegend rund um den St.-Anna-Platz umgesehen – und dabei allerlei entdeckt.
von  Sigi Müller
Da denkt der Fotograf an Flowerpower: Ein alter VW-Bus parkt im Lehel, wer ihn sieht, hört die Klänge von "Hotel California".
Da denkt der Fotograf an Flowerpower: Ein alter VW-Bus parkt im Lehel, wer ihn sieht, hört die Klänge von "Hotel California". © Sigi Müller

Das von vielen Bächen durchzogene Auenwaldgebiet, welches dem Lehel einst seinen Namen gab, suche ich vergebens. Ursprünglich "auf den Lehen", kam der Name von Lohe und bedeutete "Lichter Wald". Der wurde schon Anfang des 14. Jahrhunderts von vielen Armen, die nicht in der Stadt leben durften, besiedelt.

Nun, es hat sich alles ein bisschen geändert, und aus der Lohe ist ein schöner Stadtteil geworden. Viele Restaurants, Kneipen, Bars, Straßencafés findet man hier. Kunstgalerien, kleine Läden.

Ein bisschen Paris mitten in München.

Meinen ersten Streifzug starte ich am Kabelsteg und sehe gegenüber das monumentale Bauwerk der Lukaskirche. Eine Welt für sich. Eine wunderschöne Kirche, umrahmt von alten Bäumen.

An einer Ecke entdecke ich einen Garten für Kinder. Green City betreibt auf dem Kirchengelände diesen Garten, in dem drei- bis sechsjährige Kinder mit alten Pflanzensorten garteln dürfen.

Mein wetterbedingt zweiter Anlauf startet am nächsten Tag an der U-Bahnhaltestelle Lehel. Ich tauche am Thierschplatz aus der Tiefe. Schöne, alte Hausfassaden und ein Brunnen: Der Schnitterinbrunnen, der 1905 von Erwin Kurz gestaltet worden ist.

Der St.-Anna-Platz: Wie ein Wohnzimmer.

Vor einigen Jahren habe ich hier Esther Schweins fotografiert. Die Schauspielerin schöpfte mit beiden Händen Wasser aus dem Brunnen und warf dies in die Luft. Es gab ein nettes Foto, nur neben Wasser flog noch etwas anderes durch die Luft und verschwand irgendwo am Boden zwischen Efeu und Büschen: ein kleines Jade-Armband. "Es hat keinen großen Wert, bedeutet mir aber sehr viel," sagte Esther Schweins. Welche Farbe? Grün, was sonst – und trotzdem haben wir es wieder gefunden. So gab es schöne Bilder und eine glückliche Schauspielerin.

Ein Stück weiter: der St.-Anna-Platz. Wie ein Wohnzimmer. Und wenn einmal die Sonne scheint, findet das Leben auf der Straße statt. Alle Lokale haben Außenbereiche, in denen man herrlich essen und trinken kann.

Vor der St.-Anna-Kirche entdecke ich einen gut besuchten Markt. Menschenschlangen an den Ständen lassen darauf schließen, dass man hier besonders gut einkaufen kann. Eine Standlbetreiberin erklärt mir, dass jeden Donnerstag ein Bauernmarkt stattfindet. Hier verkaufen also die Erzeuger ihre Ware – und das offenbar mit großem Erfolg.

Auch die St.-Anna-Kirche ist ein beachtliches Bauwerk. Auf den Stufen vor dem Eingang sitzen junge Menschen, lachen, ratschen. Damit beende ich zunächst meinen Spaziergang durch einen kleinen Teil des "Lächl", so spricht man es nämlich aus.

In diesem Sinne eine schöne Woche
Ihr Sigi Müller

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