Das Klinikum Bogenhausen muss neu geplant werden

Die städtischen Krankenhäuser machen einen Verlust von 36 Millionen Euro.
von  Christina Hertel
Das Klinikum Bogenhausen sollte im Bestand saniert werden.
Das Klinikum Bogenhausen sollte im Bestand saniert werden. © imago images/Westend61

Bogenhausen — Patienten stapeln sich in den Fluren: das war noch kurz nach der Wiesn aus der München Klinik zu hören. Corona und die Wiesn-Grippe waren dafür nicht alleine verantwortlich. Auch, weil immer mehr Ärzte und Pfleger kündigten, konnten längst nicht alle Betten belegt werden.

Rote Zahlen bei städtischen Kliniken

Doch die viele Arbeit während Corona zahlte sich nicht aus - zumindest monetär. Die städtischen Kliniken stecken erneut tief in den roten Zahlen: Bei 36 Millionen Euro liegt das Minus, das die Krankenhäuser in Neuperlach, Bogenhausen, Schwabing, Harlaching und an der Thalkirchner Straße dieses Jahr voraussichtlich einfahren werden. Das zeigt ein nicht-öffentlicher Bericht, der dem Gesundheitsausschuss des Stadtrates vorgelegt wurde.

Für das Defizit gibt es mehrere Gründe. Zum einen konnten die städtischen Kliniken fast 40 Millionen Euro weniger einnehmen. Denn unter anderem weil Pflegepersonal fehlte, haben die Kliniken etwa 20.600 Patienten weniger versorgt als geplant.

Grund ist Personalmangel und Inflation

Gleichzeitig sind die Kosten enorm gestiegen: Der Materialaufwand liegt um 8,3 Millionen höher als geplant. Alleine für Leiharbeiter müssen die Krankenhäuser 7,6 Millionen Euro ausgeben. Auch Covid-Materialien und PCR-Tests sind teuer. Und für Energie muss die München Klinik 3,7 Millionen Euro mehr bezahlen, als sie ursprünglich annahm.

Schon im April und September musste die Stadt jeweils 23,7 Millionen Euro in ihre Krankenhäuser pumpen. Die Liquidität müsse weiterhin sehr "engmaschig überwacht werden", heißt es in der Stadtratsvorlage.

Denn besonders belastet wird die München Klinik auch durch ihre großen Bauprogramme. In Schwabing, Harlaching und Bogenhausen werden die Krankenhäuser saniert oder ganz neugebaut. Rund 1,2 Milliarden Euro kosten die drei Bauprojekte.

Teure Neubauten und Sanierungen

Und ob es dabei bleibt, ist ungewiss. Denn beim Klinikum Bogenhausen stehen die Pläne offensichtlich auf dem Prüfstand: Ursprünglich sollte der Bestandsbau im laufenden Betrieb saniert werden. Doch eine Förderzusage durch den Freistaat stehe noch aus, wie aus der Beschlussvorlage hervorgeht. Statt zu sanieren, könnte also doch neugebaut werden.

Auch mit Materialengpässen auf ihren Baustellen rechnet die München Klinik. Es sei von "schweren bis schwersten Verwerfungen in Kosten- und Terminplanungen auszugehen; das Risiko ist derzeit nahezu nicht bewertbar". Um all diese Probleme in den Griff zu bekommen, erarbeitet die München Klinik gerade ein Konzept. Das "Zielbild München Klinik 2030" soll voraussichtlich Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres vorgestellt werden.

Stefan Jagel, der Chef der Linken im Stadtrat, ist von all dem alarmiert. Er ist davon überzeugt, dass die gesundheitliche Versorgung der Münchner nicht von ökonomischen Fragen abhängen darf.

Maßnahmenpaket der Linken

Die Linke schlägt deshalb ein Maßnahmen-Paket vor, um die Krankenhäuser zu stärken. Darin fordert die Partei, dass die München Klinik weitere Kredite von der Stadt erhält. Außerdem solle die München Klinik zu einem kommunalen Eigenbetrieb des Gesundheitsreferats werden.

Momentan ist die München Klinik ein kommunales Klinikunternehmen - eine GmbH, die auch wirtschaftlichen Zwängen unterliegt. Auch eine personelle Veränderung in der Geschäftsführung schließt Jagel nicht aus. Aus seiner Sicht fehlt Axel Fischer, dem Geschäftsführer, nicht nur die Fähigkeit zur Personalführung, sondern auch die "Begeisterung für Visionen".

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