Das ist der neue Nockherberg
MÜNCHEN - Wenn die Kräne angerückt sind, wenn sich erste Teile einer greisligen Fassade zeigen – dann ist es zu spät. Dann können Bürger kaum mehr etwas ausrichten gegen ein Bauprojekt, das ihnen missfällt. Der Nockherberg soll eine protestfreie Zone bleiben: Von vornherein sollen die Münchner mitreden dürfen, wie das neue Stadtquartier in der Au aussehen soll. Die Abendzeitung gibt einen Überblick über das Verfahren – und über die ersten Architekten-Entwürfe.
DIE AUSGANGSLAGE
Die Bedeutung des Bauprojekts ist unbestritten. „Der Nockherberg ist nicht irgendein Hügel in München“, sagt OB Christian Ude. „Sondern nach weitverbreiteter Lehre der Nabel der Welt.“ Nun stehen dort umwälzende Veränderungen an: Die Paulaner Brauerei zieht raus nach Langwied (siehe Kasten). Was bleibt, ist ein 9,1 Hektar großes Areal. Nach Angaben der „Bayerischen Hausbau“ werden dort bis zu 1400 Wohnungen für rund 3000 Menschen entstehen. 30 Prozent der Wohnfläche sind für den geförderten Wohnungsbau vorgesehen. Aber auch für Handel, Gastronomie und Dienstleistungen soll Platz sein.
Was die Auer freuen wird: 70 000 der 91 000 Quadratmeter sind für Frei- und Grünflächen reserviert. Rund 16 000 Quadratmeter davon werden öffentliche Grünanlage.
DAS VERWALTUNGSGEBÄUDE
Niemals geht man so ganz: Paulaner wird an der Ohlmüllerstraße ein neues Verwaltungsgebäude beziehen. 250 Mitarbeiter sollen dort im denkmalgeschützten Zacherlbau künftig arbeiten. Und auch die historische Eismaschine von Carl von Linde bleibt. Das Gebäude, das im Krieg teils zerstört wurde, muss dafür komplett saniert und erweitert werden. Der Realisierungswettbewerb ist schon entschieden: Den ersten Preis hat das Münchner Büro „Hierl Architekten“ geholt (siehe Foto).
DAS VERFAHREN
Das Areal setzt sich aus Grundstücken an der Reger-, Welfen- und Ohlmüllerstraße zusammen. Für jedes dieser drei Gebiete sind Architekten-Entwürfe eingegangen, aus denen ein Preisgericht in der vorigen Woche eine Vorauswahl getroffen hat. Insgesamt haben sich zwölf Architekturbüros beteiligt.
Die AZ zeigt in ihrer Printausgabe vom Donnerstag drei Vorschläge, es sind aber noch viel mehr im Rennen. Und die variieren stark. Wie groß sollen die Höfe sein? Wie viel öffentliches Grün gibt es? Wie hoch werden die Gebäude? Darauf geben die Konstrukteure ganz unterschiedliche Antworten. Die Bürger sollen mitdiskutieren, auf was es am Schluss hinausläuft. Sie können sich ab heute ein Bild machen – in einer kostenlosen Ausstellung der Entwürfe in der Welfenstraße 22, oder im Netz unter www.wohnen-am-nockherberg.de.
Mehrere öffentliche Veranstaltungen sind geplant – darunter ein Bürger-Workshop am 13. April, zu dem auch die Architekten kommen. Im Anschluss daran sollen die Entwürfe nochmal überarbeitet werden. Mitte Juni kommt die Jury dann wieder zusammen und wählt die endgültigen Preisträger aus. OB Ude lobt: „Ich wüsste nicht, wie man es transparenter und demokratischer organisieren sollte.“
- Themen:
- Christian Ude
- Nockherberg
- Paulaner