Das Haus ohne Heizung - jetzt kommt die Politik
In der Augustenstraße haben Mieter weder Warmwasser noch Heizung. Nach einem AZ-Bericht macht sich Dieter Reiter ein Bild.
Maxvorstadt - Stepka Wild hat einen OB-Kandidaten in ihrem Schlafzimmer. Dieter Reiter (SPD) blickt auf die Decke – und auf ein notdürftig gestopftes Loch: „Das ist nicht zu fassen, wie hier auf eiskalte Art und Weise mit den Mieterinnen und Mietern umgesprungen wird“, sagt er.
„Eiskalte Art“ – das ist hier wörtlich gemeint. Kurz vor Weihnachten berichtete die AZ über die Zustände in der Augustenstraße 4. Seit Mitte Dezember herrschen hier unwürdige Verhältnisse: Der Besitzer, Christian S. aus Garmisch-Partenkirchen, lässt es renovieren – auf die grobe Art: Bei den Dacharbeiten brach die Decke in Wilds Wohnung ein. Seitdem schläft die 70-Jährige im Wohnzimmer. Was aber viel schlimmer ist: Sie hat seit eineinhalb Monaten keine Heizung und kein Warmwasser – bei Temperaturen um den Gefrierpunkt.
Als Dieter Reiter mit Münchens SPD-Chef Hans-Ulrich Pfaffmann und einem Anwalt des Mietervereins Wochen später das Haus besucht, hat sich an der Situation nichts geändert: „Das Haus ist eine einzige Baustelle, die Zimmer sind kalt, man kann nicht kochen, sich nicht duschen“, sagt Reiter.
Stepka Wild und ihr Nachbar Holger Schelpmeier denken, dass der Vermieter sie rausekeln will, weil sie niedrige Mieten haben. Auch er friert: „Mir kommt es so vor, als ob ich im letzten Jahrhundert lebe.“
Der Besitzer des Hauses, Christian S., widerspricht den Vorwürfen im Gespräch mit der AZ:. Den Mietern wirft er "Miet-Terror" vor. Alle Vorwürfe von deren Seite seien eine "Lügenkampagne". Stepka Wild habe er Ersatzwohnungen im Haus angeboten, die sie abgelehnt habe. Die sagt, sie hätte in diesem Fall einen neuen Vertrag unterschreiben müssen - nach Anraten des Mietervereins habe sie das aber abgelehnt.
Christian S. sagt auch, er habe den Mietern angeboten, ihnen elektrische Durchlauferhitzer einzubauen. Auch das lehnten die zwei Mieter ab. Laut Mieterverein kämen ihnen die Stromkosten viel zu teuer.
Dennoch: Dieter Reiter will jetzt handeln: „Ich werde auf jeden Fall persönlich einen Brief an den Vermieter schreiben und deutliche Worte finden“, sagt Reiter. Anderen Mietern, denen es ähnlich geht, will er „eine Art Not-Telefon“ einrichten – als erste Hilfe. „Viele Mieter wissen doch gar nicht, an wen sie sich in solchen Fällen wenden können.“
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